Das Leben eines Gezeichneten – Teil 71
Blutige Tobimora - Finale
9 Rondra – 28 Rondra
Am Abend des neunten Rondra bereitete ich das Kaninchen zu, aber außer Leowulf wollte es niemand essen. Undu machte lauthals Vorwürfe, dabei aßen die anderen hier um uns auch einfach gejagte Nahrung, die mit Sicherheit nicht viel besser war. Aber wenn er meinte. Mein Stück jedenfalls schmeckte nicht anders als sonst.
Am Morgen des nächsten Tages erreichten wir das Heer mit dem wir zusammentreffen sollten um es in der kommenden Schlacht zu unterstützen. Drei der Anführer des Heeres ritten uns entgegen und beratschlagten mit den Magiern und Rondrianeren, worauf uns ein Platz im Heer zugewiesen wurde und wir weiter zogen. Es ging um Warunk herum, da dort kein Platz für so viele Menschen war und gegen Abend wurde ein großes gemeinsames Lager aufgebaut.
Einer der drei, die uns am Morgen entgegen geritten waren trat nachdem wir gegessen hatten an unser Lager heran und fragte uns aus, wie es ist ein Held zu sein. Offensichtlich hatte er noch nie eine Schlacht geschlagen und fühlte sich als Heerführer sichtlich unwohl. Seine Frau erledigte wohl alles für ihn. Leowulf wollte allerdings lieber einen Heiler aufsuchen, da ihn seit der Sache
im Sumpf sein Rücken plagte auf dem sich kleine Knubbel gebildet hatten. Offensichtlich wandelte er sich mehr und mehr in eine Echse.
Wir kamen zunächst nicht dazu eine Heiler aufzusuchen, da ein Zelt entflammt wurde, in dem sich aber niemand mehr befand. Undu sorgte für die entsprechenden Löscharbeiten und ich zog mit Leowulf los um die Salbe zu holen.
Gegen Abend des 16ten erreichten wir Eslamsbrück, die Stelle die das Heer verteidigen sollte. Eine große Brücke über die Tobimora und eine kleine Stadt weiter links. Wunderbare Aussichten für die nächsten Tage. Um wenigstens ein bisschen was zu tun, unternahmen wir Aufklärungsritte ohne zunächst jedoch den Feind zu Gesicht zu bekommen. Einige Tage später begann sich das Wasser der Tobimora rot zu färben. Sehr merkwürdig, aber nichts, das mich aus der Ruhe bringen konnte. Die einfache Landwehr allerdings schien durchaus beeindruckt zu sein.
Wir hatten am 28ten aus der Ferne das gegnerische Heer begutachten können und informierten entsprechend unserer Sichtung den Rat, der sich für die kommende Schlacht bereit machte.
29 Rondra
Etwa gegen Nachmittag würde der Feind auf den gegenüber liegenden Hügeln erwartet und schon gegen die dritte Mittagsstunde standen unserer Reihen unruhig wartend im kalten Regen. Erst als sich die Praiosscheibe dem Hügelrand hinter uns näherte und die Felder vor uns in einen rötlichen Schimmer tauchte erschienen die ersten Gegner auf der Hügelkuppe allen voran ein Reiter mit einer Tsaflagge, dem drei weitere folgten. Unsere Anführer, allen voran diese
herrische Frau mit ihrem unfähigen Mann ritten ebenfalls auf die Mitte zwischen den Heeren zu und rein aus Neugierde welcher Art die Falle sein mag – dass eine kommen würde, stand für mich außer Frage, was bedeutete schon ein Stück Stoff? – schloss ich mich ihnen an, ebenso die andern beiden, aus mir unerklärlichen Gründen.
Etwas näher konnte ich die Gestalt direkt hinter dem Fahnenträger erkennen. Schien diese Lutisana persönlich zu sein, die auch für den Überfall auf Kurkum verantwortlich war. Sie forderte unsere Heerführer auf sich zu ergeben, so dass ihnen nichts passieren würde. Natürlich lehnten sie ab. Sie sind engstirnig genug, fasst wie die Amazonen… ob das Frauen allgemein inne ist?
Jedenfalls folgten darauf zwei Shruuf aus dem Limbus, die sich auf unsere Seite zu bewegten, womit sich das ganze Gespräch erübrigt hatte. Ich setzte noch zwei Fulminictus hinter Lutisana her, aber konnte sie damit leider nicht erledigen. Zu allem Unglück tauchten noch mehr als ein Dutzend Karakilm aus der Entfernung auf und begannen Steine und Brandgeschosse unter dem Fußvolk großzügig zu verstreuen. Ich versuchte es mit einer Beherrschung, ab es gelang nur in so weit, dass der Karakilim zum Anflug ansetzte und von vielen Schwertern ins Nichts gestürzt wurde.
Auf die Hügelkuppe hatte sich inzwischen Felsenschleudern geschoben, die zusätzlich blutige Ernte hielten und zu allem Überfluss stürmte noch eine gewisse Anzahl Goblins mit Bögen auf uns zu. Die Reiter, Rondrageweihten und Kampfmagier hielten sich relativ gut, aber die einfachen Bauern, die noch nie in einem ernsthaften Kampf gewesen warren, stoben auseinander wie Fliegen und ging ähnlich leicht unter dem Ansturm zu Boden. Gegen Geschütze konnten unsere Kämpfer kaum etwas ausrichten, wenn auch die Magier drei von den Geschossen zerstören konnten.
Mein Pferd hatte ich irgendwo mitten drin verloren und nun begannen sich wieder Zeichen vor meine Augen aufzubauen. Zwar waren sie geringfügig auch in den letzten Tagen vorhanden gewesen, aber ich hatte sie inzwischen recht gut ignorieren können. Jetzt wurde es jedoch zuviel. Von irgendwo her ertönte ein merkwürdiger Gesang und der Schlachtenlärm wurde nochmals lauter als vorher. Ich hatte meine Orientierung vollends verloren und konnte nichts weiter sehen als blauschwarz glühende Zeichen. Irgendwann fasste mich jemand am Arm und erst nach dem dritten Wort verstand ich, dass es sich um Leowulf handelte, der mir zurück
helfen wollte. Er schrie etwas von Brücke, aber ich ließ mich einfach von ihm in eine mir ungewisse Richtung zerren.
Dann fiel mir ein, dass ich vielleicht auf das Auge zurückgreifen konnte und versuchte es damit. Die Sicht wurde nicht unbedingt besser, aber ich konnte schemenhaft die Leute um mich sehen. Hinter mich zu blicken wagte ich erst gar nicht.
Leowulf hatte mich wieder losgelassen und stürmte auf einen große Gestalt in Mitten der umkämpften Brücke über die Tobimora zu, die ich mit Mühen als jenen Gegner erkannte, dem er in Shamaham schon einmal gegenüber gestanden hatte. Sie begannen zu kämpfen und auch ich versuchte mich in einigen Schlägen auf ihn, die ihn von Leowulfs Attacken ablenken sollten. Wo Undu war wusste ich nicht, vermutlich war er im Getümmel untergetaucht oder lag tot im schlammigen Boden. Von irgendwo über oder hinter uns begann wieder der Beschuss mit Felsen und nachdem Leowulf eine finalen Schlag gegen seinen Gegner führte, der ihn zu Boden
fallen ließ, begann ich zur anderen Seite in Richtung eines Wäldchen zu laufen. Leowulf folgte mir mit Undu, den er wohl auf der Brücke aufgelesen hatte und wir ließen uns im Schutz des Waldes erschöpft zu Boden gleiten.
Der Feind folgte uns nicht, sondern machte sich auf die Stadt zu belagern.
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