Das Leben eines Gezeichneten – Teil 60

Schatten im Zwielicht - Finale

20 Firun
Durch was ich aufgewacht bin, weiß ich gar nicht so richtig, aber es war dunkel um mich und von Ferne hörte ich das Geräusch von Wellen, also waren wir wohl wieder auf dem Schiff. Ich war ans Bett gebunden und konnte mich nur rudimentär bewegen. Ich lag einige Zeit still da, bis sich die Tür öffnete und Adaque durch diese trat. Sie stellte ein Tablett mit Essen auf einem kleinen Tisch neben dem Bett ab und setzte sich dann zu mir um mich nach den letzten Tagen zu fragen und woran ich mich erinnerte.
Da ich keinen Grund hatte sie zu belügen berichtete ich ihr von der Sache mit dem Imperavi, ließ aber wohl weißlich die Geschichte mit der Verräterin erstmal außen vor. Sie hörte sich die Geschichte an und löste dann meine Fesseln und verschwand wieder. Ich war allerdings zu müde um noch großartig etwas zu mir zu nehmen.
Mit dem Gedanken daran, was beim letzten Mal passiert war, als ich einen von seinen Zaubern verwendet hatte und welche Folgen es nun für mich haben könnte, schlief ich ein.

21 Firun
Gegen Mittag erreichten wir Mirham. Die anderen schienen mir die Handlungen unter Beeinflussung nicht übel zu nehmen – zumindest zeigten sie es nicht, und ich hoffte, dass da nicht mehr hinter stecken würde.
Das Gelände der Akademie war relativ überlaufen mit neuen Leuten, vermutlich sammelten sich die Truppen, oder so etwas. Wir erstatteten zunächst bei seiner Spektabilität Bericht.
Später rief er eine große Zusammenkunft in der größten Halle ein, die das Untergeschoss zu bieten hatte und erklärte seinen großen Plan. Zunächst wollte er die dritte Flotte des Mittelreiches kapern und mit jener dann das Eiland ansteuern auf dem er zurzeit seine Beschwörungen und Dereeroberungspläne durchführt. Dann würden wir ihn überraschen und töten. Ehrlich gesagt fing der Plan schon bei ‘Kapern der Schiffe’ an komisch zu werden, aber die letzte Ausführung schlug dem ganzen den Boden aus. Das würde nie im Leben funktionieren… aber wenn er meint. Ich werde in jedem Fall eine Möglichkeit zum Rückzug dabehalten.
Direkt danach sollten dann schon die ersten aufbrechen um alles vorzubereiten.

22 Firun
Sofort nach dem Frühstück meinte seine Spektabilität uns unbedingt die Insel zu zeigen auf die alles hinauslaufen würde. Durch sein schwarzes Auge. Alles Angeberei. Die Insel an sich schien nur wenige Lebewesen zu beherbergen, aber ich an seiner Stelle hätte mich dennoch auf eine weitere Art versichert, dass dort wirklich niemand weilte. Aber muss er ja wissen.

23 Firun
Früh am Morgen brachen wir in der ersten Kugel auf um die Schiffe zu kapern. Die Kugel war ziemlich voller Leute und zwangsläufig wurde ich von anderen gegen die Kugelwand gedrückt, was mir überhaupt nicht behagte. Und zu allem Überfluss hatte sich meine Wahrnehmung danach so sehr verschoben, dass alle Farben der Umgebung gänzlich anders erschienen und nicht mehr ihre gewohnte Umgebung vermittelten. Ein gelbes Meer ist ein wahrlich seltsamer Anblick.
Einer der Magier sagte zwar, dass es wieder verschwinden würde, aber ich traute dieser Aussage nicht wirklich. Vielleicht hatte sich nun mein Verstand endgültig verabschiedet und das war das erste Anzeichen…
Das Kapern der Schiffe stellte sich als deutlich einfacher heraus, als ich dachte. Die Schatten gingen einfach an Bord und überzeugten den jeweiligen Kapitän mit einem Bannbaladin ihnen zu Diensten zu sein. Vermutlich hatten mehrere Magier an der Verzauberung der Schriftstücke mit denen sie es machten gearbeitet. Die Nacht konnten wir jedenfalls schon auf dem Deck verbringen.

24 Firun
Am Morgen traf das Schiff der Akademie – es gehörte zwar namentlich dem König, aber irgendwie wurde ich auch hier das Gefühl nicht los, dass die Akademie es annektiert hatte – im Hafen ein und wir legten ab. Sein Spektabilität, Adaque, die Kugel, Leowulf, der Elf und ich natürlich sollten auf der Amboss reisen – irgendein Depp hatte die drei Schiffe nach aventurischen Gebirgen benannt, als wären sie nicht das absolute Gegenteil vom Ozean. Aber nun gut. Sie schwammen und schienen einigermaßen bewaffnet.
Meine Sorge, dass ich mir mit dem Brenne toter Stoff irgendetwas zugezogen haben könnte legte sich allmählich, aber ein ungutes Gefühl blieb noch immer. Denn wer weiß wie lange er ungesehen in meinem Kopf herumlaufen könnte, trotz all der Dinge, die dort waren, um einfach zum rechten Zeitpunkt die richtige Aktion durchzuführen. Schrecklicher Gedanke.

25 Firun
Die See war friedlich den Tag über, eine Art Ruhe vor dem Sturm. Allerdings kreuzten gegen Mittag zwei maraskanische Fischerboote das Wasser vor uns und diese Mittelreicher an Bord hatten nichts anderes zu tun, als sie einfach zu versenken. Vielleicht hätten sie uns ja noch etwas mitteilen können, aber nein… Maraskaner = Böse. Als hätte man sie nicht auch hinterher versenken können, nachdem man ihre Nutzlosigkeit festgestellt hatte.

26 Firun
Uns begegnete wiederum ein Schiff. Dieses Mal mit bornländischer Flagge, aber auch hier wurde nicht näher auf das fremde Schiff eingegangen, obwohl auch dieses vielleicht veritable Informationen beherbergen hätte können… ärgerlich. Oder Absicht.
Während das Schiff vorüber zog und ich in die violette See starrte offenbarten sich mir Worte im Wasser, die mich vor dem Kommenden warnten. Sehr merkwürdig. Mit einem Odem konnte ich auch nur sehen, dass es sich um eine mir völlig unbekannte Form der Magie handelte. Und für jeden schien es in seiner bevorzugten Sprache lesbar zu sein… sehr merkwürdig.
Da wir am nächsten Tag wohl die Insel erreichen würden, beschwor ich mir am Abend eine Karakil, band ihn an mich, damit ich morgen eine reelle Chance hätte falls etwas schief laufen sollte und kam daher etwas zu spät um der Erläuterung des Angriffsplanes beizuwohnen.
Aber das war auch nicht weiter wichtig, weil die Hauptarbeit die bezahlten Söldner tun würden und nach der Meinung seiner Spektabilität würde es so einfach werden, dass wir eigentlich fast überflüssig wären… Dieser Mann hatte eindeutig einen sehr merkwürdigen Realitätsbegriff.

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