Das Leben eines Gezeichneten – Teil 50
Bastrabuns Bann - Teil 6
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Früher als ich gedacht hatte erreichten wir Rashdul und begaben uns zum Eingang in den Limbus zu meinem Tal. Natürlich musste Taruk abfällige Bemerkungen über das Haus machen sowie die Hälfte meiner Bretter vor dem Eingang zerstückeln. Ich werde sie ersetzten müssen, wenn ich wieder hier bin.
In den Limbus allerdings folgten sie mir schnell und der Weg zum Tal war wie immer unbeschwerlich, aber hinterließ – ebenfalls wie immer – ein sehr merkwürdiges Gefühl bei mir. Die Begegnungen mögen die anderen als merkwürdig empfunden haben – andere Zauberer sowie Gegenstände, die irgendwo vermutlich mal in ein Auge des Limbus geworfen wurden – mich interessierten sie jedoch wenig.
In der Höhle angelangt schlug ich den direkten Weg zum Turm ein und freute mich doch durchaus, dass selbst Taruk beeindruckt war von der Umgebung. Vielleicht hätte ich Adaque vorher Bescheid geben sollen, denn so öffnete sie uns die Tür bloß mit einem Morgenmantel bekleidet… sehr ansprechend, aber nicht unbedingt das, was ich hier erreichen wollte.
Sie bat uns herein und zog sich zurück um sich andere Kleidung anzuziehen. Ich muss sagen, die Einrichtung gefällt mir besser als vorher. Viel besser. Es ist doch praktisch, wenn man sein Geld durch diese Mine erwirtschaften kann. Und laut Adaque hatten wir sogar das erste Baby im Tal. Und jetzt machte sie sich Sorgen um seine Bildung. In einem Tal eines Magiers. Ich fürchte sie weiß nicht, wie viele ungebildete Menschen auf den Straßen Aventuriens herumlaufen. Falls es magisch sein sollte, wäre das natürlich eine ganz andere Geschichte.
Und dann zeigte sie mir mit etwa gleichen Teilen Misstrauen und Stolz in ihrem Gesicht, das Zeichen einer Katze auf ihrer linken Hand. Ihr sei ein Schwan erschienen und danach hätte sie es gehabt. Natürlich musste Greifwin direkt wieder von Latu anfangen… diese Ehrwürdigkeit mit der er immer von ihm spricht. Dabei hat er vor seinem Tod nicht sonderlich viel mit ihm geredet…
pah.
Ich ging mit ihr in die Küche um die Schlange zu überreichen und natürlich war sie nicht erfreut. Ich hätte es mir denken können. Es wäre zu gefährlich für die Bevölkerung unten im Tal so ohne Gegengift und ich sollte erst so etwas besorgen, also musste ich sie wohl oder übel wieder einstecken.
Dann wollte sie unbedingt testen, ob sie schon mit dem Ding auf ihrer Hand umgehen könnte… und wurde das erste Mal bewusstlos. Das zweite Mal sendete sie eine kleine Katze aus dem Nachbarraum zu mir, die mir sagte, dass sie mich mag… vor allen anderen. Meinem Ruf ja echt zuträglich. Aber niedlich war das Kätzchen schon.
Irgendwie muss mit dieser Tätowierung auch prophetisches Zeugs übergewandert sein, denn plötzlich erzählte sie etwas von einer Stadt die von großen Tieren überrannt und Taruk der gegen sie kämpfen würde. Mit ihren Beschreibungen konnte ich allerdings nicht viel anfangen… aber mein Auge sprang mir zu Hilfe und auf mir ungeklärten Wegen (die mir aber phantastische Möglichkeiten eröffnen) konnte ich sehen, dass das Stadtchen Borbra gemeint war. Und sogar anhand der Sterne den ungefähren Zeitpunkt bestimmen.
Adaque schickte darauf hin eine Warnung an die Geweihten vor Ort und wir gedachten in zwei Tagen aufzubrechen um rechtzeitig dort zu sein. Wobei ich mich frage warum? Was interessiert es mich wenn ein Dorf angegriffen wird? Dort gibt es keine Steine, nur diesen Tsa Tempel und den Baum.
Ich legte mich in das große Bett im Schlafzimmer neben Adaque und die schwarzhaarige, die natürlich ausgerechnet jetzt auftauchen musste! Aber ich war zu müde um zu protestieren.
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Der Morgen verlief recht angenehm bis ich hinunter ins Wohnzimmer trat und Adaque mit Leowulf flüstern sah… ich muss in der Nacht irgendetwas gesagt haben, dass sie misstrauisch gemacht hat und zu allem Überfluss hatte ich vergessen zu erwähnen, dass Leowulf besser nichts von der Schlange erfährt und munter wie sie nun mal ist, plapperte Adaque direkt aus, dass ich sie besitze… Und dann folgte ein wirklich unangenehmes Gespräch über Seelenheil und Pakte und so etwas, weil Adaque der Meinung war, ich würde mich komisch verhalten. Das
würde sie natürlich nicht sagen, wenn sie durchgemacht hätte, was ich durchgemacht habe, die Mädchen mal beiseite gelassen. Sie wollte Leowulf sogar überzeuge das zu überprüfen, aber er ließ sich nicht darauf ein. Im Gegenteil behauptete Taruk dann, dass sie vom Feind wäre um Zwietracht zu sähen, welches ich wieder nicht gut heißen konnte. Schwierig.
Taruk wollte dann die Wüste sehen, bekam aber irgendwie Angst vor dem Sand und lief schnell wieder nach unten und ruhte sich wie wir anderen auch den Rest des Tages aus.
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Früh am morgen brachen wir zur Höhle auf – Adaque wollte uns unbedingt begleiten – und ich öffnete wieder das Tor in den Limbus. Dieses Mal lief irgendetwas schief. Wir wurden durch den Limbuswächter vom Weg abgeschnitten und getrennt. Ich folgte einer Kraftlinie in der Hoffnung, dass sie mich nach Rashdul führen würde, Taruk und Greifwin irgendwie wem anderes.
Letztlich aus dem Limbus auftauchen konnten wir etwas weiter südlich von Borbra. Was auch immer uns zu diesem Ort gebracht hatte. Immerhin da wo wir hin wollten. Leider nicht wann wir hin wollte, denn wir hatten zwei ganze Tage im Limbus verbracht! Und waren gerade noch rechtzeitig heraus gekommen um einen langen Strom Kreaturen auf das Dorf zumarschieren zu sehen.
Leowulf und Adaque wollten unbedingt sterben. Zumindest erschien mir ihr Wahn direkt auf die Tiere zuzulaufen, während diese begannen das Dorf zu zerstören, lebensmüde. Ich hielt mich zunächst fern, aber dann fiel mir ein, dass Tar vielleicht wütend sein könnten, falls seiner Frau und seinen Kindern etwas zustoßen würde, wenn ich es hätte verhindern können, und so lief ich zum entfernt gelegenen Anwesen hinüber.
Zwei Hunde störten mich dort und ein seltsamer Schrei, aber ich konnte sie leicht erlegen und aus der Ferne die Zerstörungskraft begutachten. Mara war nicht zuhause und wohl auch von der ‚ich muss ein Dorf retten‘ Krankheit angesteckt worden. Oder sie fürchtete ihren Ehemann, wenn sie das Dorf zerstören ließe…
Irgendwann konnte ich in der Dunkelheit erkennen, dass die Tiere von der Stadt wegwanderten – glücklicherweise in die andere Richtung – und ich relativ gefahrlos die Stadt betreten konnte.
In der Dorfmitte angelangt, war recht einfach das Ziel der seltsamen Wanderung zu erkennen. Der Baum, das Wahrzeichen der kleinen Stadt, hatte eingies an Schäden abbekommen, ein kleiner Zweig lag neben mir auf dem Boden.
Ich schaute mich nochmals auf dem Platz um, nachdem ich den Zweig mit den Feigen in den Baum gesteckt hatte. Die meisten Häuser in der Umgebung wiesen einige Schäden auf oder waren völlig zusammengebrochen. Und das alles nur um diesen Baum zu vernichten? Eine Menge Aufwand. Ich frage mich ob sie mit uns gerechnet und deshalb so viele geschickt hatten.
Ein einsames Blatt fiel vom Baum auf den Boden. Hoffentlich brauchte Tar nicht so lange.
Taruk hockte etwas abseits auf dem Boden und atmete stockend. Er hievte seinen
Körper auf die Beine und trat zu mir.
„Wozu das Ganze?“ fragte er. „Wozu dieser Angriff, und was haben wir damit zu tun? Wieso kommen wir hier aus dem Limbus und nicht in Rashdul? Wer spielt hier mit uns?“
„Verdammt gute Fragen, die du da stellst. Und eine Antwort wüsste ich darauf ebenfalls gerne. Vielleicht hilft uns weiteres Wissen über dieses Grab, dass sich hier befinden soll. Es scheint ja wohl der Grund für diese Sache zu sein.“
Ich ließ meinen Blick rüber zum illusorischen Haus gleiten und fragte mich was dahinter war.
Nachdem ich gesehen hatte, dass es den anderen halbwegs gut ginge, suchte ich in den Seitengassen nach Mara in der Hoffnung, dass sie etwas über den Ort erzählen könnte.
Sie war ebenfalls nicht stark verletzt, konnte mir aber auch keine Hinweise geben und so schickte ich Tar durch Adaque eine Nachricht. Da die Chance auf eine Antwort heute Abend äußerst gering war, zogen wir zum nächsten Gasthaus und quartierten uns dort ein.
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Der Wirt konnte uns kein anständiges Frühstück bereiten und so aßen wir etwas von den Resten, die wir noch bei uns trugen. Dann wollte Adaque unbedingt in den Tsatempel beten gehen. Allerdings nicht alleine, und so begleitete ich sie, welches den wunderbaren Nebeneffekt hatte, dass ich ihr zeigen konnte, das da nicht mit Dämonen ist… zumindest nichts schlimmes.
Beim Betreten des Tempels hab ich sie hereingelegt, in dem ich so getan habe als würde ich zusammenbrechen und ohnmächtig werden, aber es war natürlich bis auf die üblichen Störgefühle nichts weiter.
Einige Zeit später betrat allerdings ein Bauer den Tempel und begann mit dem Geweihten zu flüstern und dann verließen beide eiligst das Gebäude in Richtung Stadtrand. Adaque und ich gingen hinterher. Man kann ja nie wissen was das nun wieder zu bedeuten hat, und es war doch recht lehrreich was ich zu sehen bekam. Ein Schwein, um genau zu sein eine Sau mit Ferkeln. Eine tote Sau mit toten unterentwickelten Ferkeln mit seltsam veränderten Zähnen und Klauen, die sich wohl ihren Weg durch die Bauchhöhle gegraben hatten. Ein feiner Anblick. Adaque
fand das weniger und so gingen wir zurück zum Gasthaus. Ich glaub sie wollte sich erstmal ausruhen. Seltsam das sich die Natur zu verändern beginnt. Ob das mit dem Baum zu tun hat?
Kaum im Gasthaus eingetroffen musste ich von Greifwin hören, dass Tar irgendwo verletzt oder tot liegen muss, und Mara sich auf den Weg gemacht hat ihn zu suchen. Ganz toll. Unsere einzige Chance zu erfahren was es mit dieser ganzen Sache auf sich hat einfach so verschwunden! Und er hatte es nicht mal für nötig gehalten mich zu suchen!
Ich verließ das Gasthaus sofort wieder, beschaffte mir von der Koppel vor Tars Haus ein Pferd und ritt in Richtung der Spuren nach Samra, wo ich kurz nachdem das letzte Praioslicht verschwunden war, eintraf.
Die Stadt lag in Trümmern. Vollständig. Nirgendwo regte sich noch etwas lebendes. Offensichtlich waren die Chimären hier durchgekommen. Ich suchte in der Dunkelheit ein wenig umher, konnte aber nur tote Dörfler entdecken, keinen Tarlisin. Im Rahjatempel – ebenfalls total zerstört – entdeckte ich eine Geweihten in einem Weinfass, den ich mittels Klarum Purum nüchtern machte um dann von ihm zu erfahren, dass er überhaupt nicht wusste was passiert war, weil er sich in dem dämlichen Fass versteckt hatte! Wenigsten wusste er das Tar in der Stadt gewesen war. Kein Wunder, wenn ein Geweihter das erfährt, dann wohl ein Rahjageweihter… Also suchte ich weiter.
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Nach einer schlaflosen Nacht und im Grunde der Gewissheit, dass Tar nicht in Samra liegen konnte, begab ich mich weiter in Richtung Anchopal nur um kurz davor auf ein Zeltlager zu stoßen, dass von zwei Söldlingen bewacht wurde. Und Mara… und auch Tar beherbergte, der aber so schwer verletzt war, dass er nicht bei Bewusstsein war und ich ihn auch nicht fragen konnte. Ich musste ihn wohl oder übel heilen und konnte dann mit ihm über dieses Haus reden. Selbst in diesem Zustand und dieser Situation wollte er mir nicht mehr verraten, als das es von einem Siegel geschützt würde das im Boden des Hauses eingebracht worden war. Nicht was dahinter ist, obwohl ich mir das bei den Veränderungen der Natur wohl denken konnte, nicht welcher Art das Siegel genau ist, noch wozu der Baum nützlich war! Eine völlige Zeitverschwendung hier her zu kommen.
Ich verließ das Lager auf einem der Pferde der Söldner, die ausgeruhter als das meinige waren wieder in Richtung Samra. Jetzt mussten wir wohl doch selber hinter das Siegel blicken gehen, oder zumindest nachsehen ob es noch intakt ist.
In Samra traf ich zu meiner Überraschung auf Adaque, Taruk und Greifwin, die beschlossen hatten der Spur der Kreaturen zu folgen um den Verursacher zu finden. Leowulf hatte auf mich warten wollen, sagten sie, aber vermutlich hatte er andere Gründe für sein Zurückbleiben. Ich sollte ihn holen gehen. War mir ganz recht. Dann konnte ich noch einen Blick auf das Siegel werfen. Aber es würde schwierig werden die Spur der anderen wieder zu finden.
Mit dieser Feststellung auf den Lippen trat die schwarzhaarige aus mir hervor und in Greifwin hinein, so dass sich ein kleines Band zwischen uns zog, das er aber offensichtlich nicht sehen konnte. Praktisch. Wirklich praktisch.
Ich machte mich also auf den Weg weiter in Richtung Borbra und traf gegen Abend im Gasthaus ein. Leowulf saß am Tisch und schien tatsächlich erfreut über meine Wiederkehr. Auch wenn ich direkt darauf bewusstlos zusammenbrach. Zwei Tage durchweg Reiten ist wohl nichts für mich.
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Am nächsten Morgen brachen wir früh – Leowulf hatte sich ein weiteres Pferd von Tar ausgeliehen – in Richtung Samra auf um dort die Spur der anderen aufzunehmen. Sie waren über den Fluss gereist und danach in Richtung der Berge. Das Gelände wurde zunächst sumpfig und wir machten gegen Abend rast auf einer kleinen trockenen Insel.
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Gegen Mittag erreichten wir – da wir auf den Pferden wesentlich schneller waren – die anderen und rückten weiter in Richtung Gebirge vor. Das Band zu Greifwin verschwand und gegen Abend konnten wir zwischen den ersten Felsenausläufern unser Nachtlager aufschlagen.
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