Das Leben eines Gezeichneten – Teil 123
Rausch der Ewigkeit - Teil 9
12 Ingerimm
Ich erwachte mit einem komischen Gefühl im Kopf. Irgendwas war falsch hier. Ich ging etwas irritiert mit den anderen nach unten in den Schankraum und setzte mich an einen Tisch, lauschte aber mehr den Gesprächen nebenan, denn denen meiner Mitstreiter. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass irgendwer hier uns ziemlich genau beobachtete und innere Stimmen, neue, nicht jene bekannten, flüsterten davon, dass es eine weibliche Gefahr sein würde. Was mit meinem Traum übereinstimmte. Nur leider waren die drei anwesenden Frauen weder magisch, noch bezaubert. Was also konnte es sein?
Ich lief, von Darken, den mein Benehmen verwunderte, nach draußen und stolperte fasst über einen Zwerg, der etwas von einem Stollen faselte und das darin etwas merkwürdiges war. Vielleicht wollte mich mein Unterbewusstsein ja darauf aufmerksam machen. Ich rief mir einen Gotongi zur Hilfe, nur damit ich auch im Rücken ein Auge hätte und begab mich mit dem Zwerg in den Gang. Darken holte inzwischen die anderen. Am Ende des Stollens, es muss kurz vor der Ogermauer gewesen sein, endete dieser plötzlich und die Wand vor mir strahlte eine große Hitze aus. Die zu nahm. Kein gutes Zeichen. Ich machte mich schleunigst auf den
Weg zurück, an den anderen vorbei und konnte gerade noch aus dem Stollen flüchten, bevor er völlig von Wasser überschwemmt wurde. Wasser? Sehr merkwürdig. Vor allem, als die anderen daraus hervor kamen und nicht im mindesten nass waren. Doch trotzdem konnte ich nicht leugnen, dass im Schacht das Wasser stand. Auch wenn es niemand anderes wahr zu nehmen schien und die anderen vor einem Feuerball geflohen waren…
Um nicht weiter auf solche Tricks herein zu fallen, verband ich mir die Augen und hoffte, dass ich so den größten Sachen entgehen würde. Ich hörte noch wie einige andere Magier eilig in Richtung Stollen liefen und begab mich wieder ins Bett. Vielleicht besser so.
Lange schlafen war mir jedoch nicht vergönnt, denn wenig später klopfte es an die Zimmertür und als ich nach sah, stand dort ein Bote, der meinte, dass Nemrod mich und die anderen in seinem Zelt zu sehen wünscht. Sehr merkwürdig. Einer solchen Einladung sollte man folgen, also begaben wir uns zum Zelt. Dort gebärdete sich Nemrod aber so jenseits merkwürdig, dass ich mich mit einem Odem vergewissern wollte und leider feststellen musste, dass er es nicht war. Er versprühte eine Menge magisch Kraft und bemerkte dummerweise, was ich bemerkt hatte und stach Leowulf von hinten einen Dolch in den Rücken, bevor er sich uns anderen zu wand. Zum Glück konnten wir den fadenscheinigen Dämon erledigen und ich dann noch einen Klarum Purum auf Leowulf legen, bevor ich selbst zusammen brach. Meine Konstitution war irgendwie nichts mehr wert, wenn mich so ein paar Zauber schon nieder streckten.
Im Lazarett in das uns Darken und Odius brachten, reichte man uns Heiltränke und gedachte uns da zu behalten, aber ich fühlte mich auch dort nicht sicher und zog es vor zu verschwinden.
Noch immer leicht schwach auf den Beinen, trat ich aus dem Heilerzelt in die frische Nachtluft hinaus und blickte mich leicht gehetzt um.
Eigentlich sind das ja immer die Zeitpunkte wo man dann doch überfallen wird.
Mein Blick streifte die verschiedenen Zelte bevor ich mich in Richtung Gasthaus aufmachte.
Es begann zu regnen. In der Schwärze der Nacht waren auch die Tropfen die gewöhnlich rot durch die Gor waren, schwarz und verliehen der Szenerie etwas unheimliches, als würde der Himmel Dämonenblut bluten.
Unvermittelt stand das Kind vor mir und schaute mich aus großen Augen an.
Ich blieb abrupt stehen und schaute das Kind leicht verwirrt an.
Es griff nach meiner Hand und führte mich ein bisschen den Weg entlang.
Ich versuchte nicht allzu sehr nass zu werden und scheiterte dabei wohl kläglich. Nach wenigen Schritten fragte ich: „Was soll das bitte?“
„Hast du dich nie gefragt wohin dieser Weg führt?“ kam es unvermittelt von ihm/ihr.
Ich warf eine Blick in die Ferne um zu sehen wohin der Weg führte, welcher im Dunkel der Nacht endete.
„Das war metaphorisch gesprochen“
Ich nickte: „Nach vorne.“
Das Kind hüllte sich für einen Moment in Schweigen.
Dann antwortete sie:“`Ich hoffe wir finden den richtigen Pfad. Ein glückliches Ende. Ein akzeptierbares Ende zumindest.“` Danach starrte er wieder in die finstere Nacht.
Und mir fiel auf, dass es nicht nass wurde…
Toll.
Ich schüttelte mir die inzwischen nass gewordenen Strähnen aus dem Blickfeld.
„Ich kenne meinen.“
„Ich weiß, und es ist ein dunkler Pfad. Aber du hast keine Wahl mehr, du musst ihn zu Ende beschreiten. Aber meinen sehe ich noch nicht…… Es wäre viel einfacher, wenn ich meinen Namen kennen würde, aber Höhere Wesen wollen keine einfachen Entscheidungen“
13 Ingerimm – 21 Ingerimm
Am nächsten Morgen musste ich nach dem Frühstück feststellen, dass Rakorium der Meinung war, Leowulf sei ein gefährliches Echsenwesen – so falsch lag er da natürlich nicht mit, aber er war unser gefährliches Echsenwesen – und sperrte ihn in unser Zimmer ein, als dieser die Sonne genießend auf dem Boden lag.
Und wollte sie partou auch nicht wieder öffnen, bis Darken das Schwert der Schwerter persönlich anschleppte und diese diesem wirren Magier gehörig den Kopf wusch. Die nächste Woche war wenig ereignisreich, doch am 21 des Monats sollte etwas abseits vom Lager Brin zum Kaiser gekrönt werden.
Das Ganze fand um ein rechteckiges abgestecktes Stück Grasland mit einem großen Stein in der Mitte statt. Sah irgendwie ein bisschen albern aus, aber wenn er meint, dann muss das wohl so. Zuerst vollführten einige Reichstreue eine Art Zeremonie und dann trat Brin auf den Stein zu um irgend etwas dort zu erledigen. Zu dem er nicht mehr kam, denn plötzlich erschien Galotta mit vier Zantim, denen er befahl den Prinzen zu zerreißen und ihm diverse Dinge von ihm zu bringen. Ich warf noch einen Blitz auf Galotta, der verschwand aber direkt wieder im Limbus. Immerhin sah es so aus, als hätte ich es versucht.
Bevor die Wachen und vor allem Leowulf beim Prinzen angekommen waren, waren schon zwei von den Zantim verschwunden und hatten das Schwert und irgendeinen Teil vom Prinzen mitgenommen. Die anderen beiden erledigte Leowulf mit je einem Schlag.
Das Entsetzten war in den Gesichtern aller zu sehen und die nun etwas führerlose Führung zog sich erst mal zu einer Beratung zurück. Mit uns. Irgendjemand schlug vor, dass wir doch dem Heer verheimlichen könnten, was passiert war, ein angesichts der riesigen Masse Zuschauer, die dabei gewesen war, schlicht unmögliches Unterfangen, wenn man nicht auf Magie zurück greifen würde. Ähnlich absurde Vorschläge waren, den toten Prinzen auf ein Pferd zu binden und in der Schlacht voraus zu schicken.
Um zu zeigen wie einfach eine Täuschung sein könnte, wirkte ich einen Impersona, der leidlich wie der Prinz aussah auf mein Gesicht und erntete dafür nur eine Ohrfeige von Bennain. Das konnte und wollte ich so natürlich nicht auf mir sitzen lassen und paralysierte sie. Das wiederum führte dazu, dass die restlichen Kopflosen im Raum der Meinung waren, ich sollte sie doch lieber verlassen. Und so langsam hatte ich auch keine Lust mehr auf dieses ewige Gerede ohne dass man jemals an ein Ziel kommen würde.
Ich hob den Zauber auf und verließ stolzen Hauptes das Zelt. Sollten sie doch auf ihrer Seite hier verrecken. Ich jedenfalls würde jetzt erst mal sehen, ob mir die andere Seite nicht doch einen besseren Vorschlag zu bieten hätte.
Ich ließ also das Lager und die sich streitenden Herrschaften hinter mir und wanderte in Richtung Süden, da sich dort eine Möglichkeit befand um die Mauer herum zu laufen – eine an sich ziemlich blöde Sache, da ja irgendwie eine Mauer Dinge abhalten soll und wenn man einfach drum herum gehen kann, das doch nicht ganz so klappen kann, aber gut, mir sollte es egal sein.
Im Wald traf ich auf diese Hexe, die wir in Kurkum gesehen hatten, die mit einem Pfeil auf der Bogensehen in Richtung Lager zielte. Ich interessierte mich nicht weiter für sie. Soll sie doch erschießen, wen sie mag, aber sie wollte natürlich von mir wissen, was ich da so alleine zu suchen hatte. Und glaubte mir meine Antwort nicht. Aber auch das war mir herzlich egal und so ließ ich sie einfach etwas irritiert im Waldstück stehen.
Sie schickte mir kurz darauf zwei Karmanthi hinterher, aber ich reaktivierte meinen Widerwille und warf einen neuen Hellsicht trüben, so dass mich das auch wenig kratzte.
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