Das Leben eines Gezeichneten – Teil 122
Rausch der Ewigkeit - Teil 8
9 Ingerimm
Zehn Tage später erreichten wir das kleine Dorf vor der Ogermauer von dem nicht mehr viel übrig geblieben war inmitten des gesamten Heeres. Die Ogermauer selbst war in der Ferne als schwarz glänzender Strich zu erkennen, die schon auf diese große Entfernung alles andere als normal wirkte.
Wir ließen uns zunächst selbst zum Heerlager und dann zum Feldherrenzelt durch und musste zunächst ein wenig warten und wurden dann vorgelassen. Im Zelt befanden sich Ayla, Brin, der Prinz des Mittelreiches und ein Mann den ich nur von Bildern kannte, Dexter Nemrod. Kein besonders erfreulicher Anblick. Immerhin war er der Leiter der kaiserlichen Informationsbeschaffung oder so. Also der Leute, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten von allen wichtigen und unwichtigen Personen Akten über ihr Leben zu führen… auch über uns. Er trug einige Dinge vor, die mich persönlich aber eher weniger dazu veranlassten darüber erschrocken zu sein, im Gegensatz zu Odius und Leowulf. Hinter mein Geheimnis würden sie so oder so nicht gelangen. Und es spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Wie lange hatte ich noch zu leben? Ein paar Tage? Wochen vielleicht? Wen interessierte da schon, dass ich mal ein Haus in Brand gesteckt hatte?
Offensichtlich sahen es die Verantwortlichen genau so, obwohl Ayla mich etwas merkwürdig anblickte, und ohne weiter darüber zu reden, reichte Nemrod jedem von uns seine Akte und man entließ uns wieder.
Wir beschlossen uns die Mauer näher anzusehen und ließen uns auch nicht von den Soldaten, die über das Feld davor wachten, davon abhalten. Sie behaupteten, dass es lebensmüde sei, dort hin zu gehen. Wegen der Dämonen und so… ha… also wirklich. Und daher hatten sie angefangen Tunnel zu graben. Als wenn das vor Dämonen schützen würde. Vermutlich hatte man nicht mal jemanden gefragt, der Ahnung hatte. Wenn ich da an diese Trottel aus Ysilia zurückdenke…
Auf dem Weg zur Mauer hatte irgendwer Fallen angebracht, die sich jedoch leicht umgehen ließen. Fallgruben und große Bärenfallen. Wofür die wohl gedacht waren? Ich kam nicht mehr dazu mir darüber weitere Gedanken zu machen, da einer der Steine die hier rumlagen, anfing sich zu bewegen. Das sollten Steine im allgemeinen nicht tun und da Leowulf ebenso dieser Ansicht war, rammte er dem Ding sein Schwert in die Seite, worauf es davon abließ sich weiter zu bewegen. Da ich in der Ferne einige Karmanthi ausmachen konnte, hielt ich es für eine gute Idee, erst einen Widerwille und dann einen Hellsicht trüben auf mich zu wirken. Immerhin wollte ich nun nicht direkt vor der Mauer erwischt werden. Die anderen hielten es für klüger zurück zu blieben und sich den Dämonen erst gar nicht zu nähern. Und dann musste ich auch noch in eine von diesen blöden Fallen tappen. Von wegen einfach umgehen… ja, ja.. man sollte nie auf sich selber hören, oder? Naja, jedenfalls hatten drei der weißen Hunde das Geräusch bemerkt, aber ich konnte mich rechtzeitig aus der Falle schmelzen, so dass sie nichts weiter fanden, als eine zufällig zugeschnappte Falle und ich meinen Weg fortsetzen konnte.
Die Mauer war wirklich beeindrucken. Schwarz und die meiste Zeit glatt, wölbten sich aus ihr einige Stacheln und Speere, auf denen menschliche Wesen hingen und als ich versuchte ein Stück der schwarzen Masse mitzunehmen, bildete die Mauer einen Tentakel aus und schlug nach mir. Aus Frust schlug ich mit meinem Stab gegen die Masse, aber diese ließ sich nicht im mindesten beeindrucken, so dass ich mich wohl oder übel wieder auf den Rückzug machen musste. Ohne Masse.
Zurück im Dorf fand ich Odius und Darken in ihrem Zimmer in der Taverne und erläuterte ihnen was ich gesehen hatte. Nicht das es wirklich viel gewesen war. Außer das die Mauer auf Lebewesen zu reagieren schien, die sich ihrer bemächtigen wollten. Im Schankraum hatte ich einige Magier der weißen Gilde – allen voran dieser grässliche Zwerg – gesehen und denen berichtete ich dann auch davon, aber sie wollten mir nicht zu hören. Ich trug ja die falschen Kleidungsstücke… Ich ging also zurück und legte mich schlafen, nachdem ich noch eine Weile Leowulf gesucht hatte.
10 Ingerimm
Wir brachen auf um einen Blick hinter die Mauer zu werfen. Ayla hielt es für eine gute Idee zumindest eine Ahnung zu haben, und uns für diejenigen, die das wohl am ehesten schaffen würden. Wir liefen einen großen Teil des Tages in nördlicher Richtung auf das Ende der Mauer zu um es dort zu umrunden und fanden… ein Orklager. Mitten auf einer Lichtung. Ich aktivierte meinen Widerwille und schlich mich ins Lager. Es waren wohl nicht nur Orks. Auch Menschen waren dabei. Und sie sahen alle eher nach Söldnern aus. Also eher uninteressant gerade. Ich lief zurück zu den anderen, aber als wir weiter reisen wollten kamen uns drei Reiter entgegen. Zwei Orks und ein Elf. Leowulf und Odius hielt es für praktischer nicht aufzufallen, aber Darken war der Ansicht sich jetzt mit dem Anführer anlegen zu wollen. Warum auch immer. Vermutlich hatte ihm ein Ork mal das Schwert geklaut. Die Unterhaltung verlief jedenfalls alles andere als freundlich und endete damit, dass sich der Führer der Söldnereinheit dazu entschloss, doch lieber auf der anderen Seite nachzufragen, ob man ihn nicht haben wolle.
Wir gingen weiter, jetzt quer zur Mauer, etwa 500 Schritt vom Ende entfernt, und durch einige Hügel von Blicken geschützt, bis wir auf einen langen Graben trafen. Einen ziemlich tiefen Graben, bei dem ich es für besser hielt einen Weiches erstarre zu wirken und dann auf der Luft darüber zu gehen. Es wurde bereits dunkel und wir zogen noch etwa eine Stunde weiter um von dem Graben weg zu kommen, der da eigentlich nicht hätte sein dürfen.
Ich hielt die erste Wache und etwa nach der Hälfte der Zeit merkte ich, dass sich jemand an unser Lager an schlich, ich aktivierte den Widerwille wieder und besah ihn mir genauer. Es handelte sich wohl um einen Magier. Einen einzelnen Magier. Zurück im Lager weckte ich Leo und legte ihm eine Zettel auf die Brust, und weckte dann Odius und Darken. Sie konnten mich ja auch nicht sehen, aber ich hoffte, dass sie auf die richtige Idee kommen würden und schlich mich wieder in Richtung Magier um einen Zauber zu wirken.
Leider kam mir der Magier zuvor, denn er hatte gesehen, dass Leowulf ein wenig Licht gemacht hatte um den Zettel lesen zu können und wirkte einen Feuerball auf diesen. Erst ein wenig später konnte ich den krabbelnden Schrecken auf ihn entfesseln und ihn dann töten. Ob das nun ein Attentäter gewesen war oder ein ebensolchen Späher wie wir, würden wir jetzt wohl nicht mehr herausfinden.
Ich legte mich dann schlafen und überließ es jemand anderem zu wachen.
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Wir aßen recht schnell unser karges Frühstück und machten uns dann auf den Weg nach Süden um uns den Bereich hinter der Mauer anzusehen. Die Landschaft befand sich unter einer riesigen dunklen Wolke, die den Boden beschattete und nur einzelne Flecken betonte. Wie einen riesigen Wurm und eine Art Schildkröte und noch etwas anderes, dass ich nicht genau erkennen konnte. Und auf dem Hügel links von uns…
Ich starrte hinüber zum Hügel weiter links über dem sich die Blitze hell entluden. Tja und nun? Hin? Weg? Und woher wusste der Kerl genau wo wir waren?
Dann drehte ich mich zu den anderen mit noch immer fragendem Gesichtsausdruck um.
“Was nun?”
“Wir sollten schleunigst zurückkehren und unsere Entdeckungen melden”, erwiderte Darken. “Kein Späher hat es soweit geschafft und ist zurückgekehrt, und wir können es uns nicht leisten, diese Informationen zu verlieren. Ganz davon abgesehen, dass wir es uns wohl auch nicht leisten können, uns zu verlieren.” Er schwieg einige Momente und betrachtete die riesigen Gebilde. “Wir müssen Wege finden, diese titanischen Apparaturen zu überwinden. Ich frage mich gerade, wie wir mit regulären Truppen auch nur annähernd gegen etwas ankommen sollen, das sie regelrecht plattwalzen kann.”
“Hmm…” Ich warf ebenfalls nochmals einen Blick auf die große Metallschildkröte, sowie den merkwürdigen Steinwurm.
“Es wäre aber mit Sicherheit praktisch, wenn wir sowohl unsere bisherigen Informationen mitbringen würden, als auch mal nachsehen gehen, um was genau es sich da überhaupt handeln könnte. Immerhin könnte genau das die Information sein, die wichtig ist, damit wir uns überlegen können, was man dagegen unternehmen kann…”
“Noch hält Phexsss die Hand über uns.”` warft der sichtlich angekokelte Leowulf ein.
“Und wir würden dich ungern verlieren Connar…”
Hmm….
Darken schüttelte den Kopf. “`Sich auf dieses Feld dort zu begeben ist reiner Selbstmord, Magister”`, meinte er dann, “`und diese Einstellung dürfte der Grund sein, warum bisher kein Späher zurückgekehrt ist. Natürlich müssen wir diesen Durchlass dazu nutzen, um den Feind weiter zu beobachten, aber zunächst müssen die Informationen über diese Seite der Mauer zur Heeresführung gelangen.”
Ein Knurren ertönte hinter uns. Als ich mich umsah, erkannte ich zwei Karmanthi, welche geduckt und in Sprungstellung in etwa acht Schritt Abstand standen. Es sträubten sich die Haare in ihren Nacken, offensichtlich machten sie sich zum Angriff bereit.
Ich bemühte mich zunächst einen Gardianum um mich herum zu wirken, bevor die Hunde auf mich sprangen und Darken sprang auf und zog Siebenstreich. Mit erhobenem Schwert trat er einen Schritt auf die Bestien zu und schaute sie grimmig an.
Die kalbsgroßen Hunde bleckten die Zähne, dann plötzlich wie als hätten sie einen Ruf vernommen richteten sich ihre Ohren auf und sie wichen ein paar Schritte zurück. Zwischen den Bäumen war eine Stimme zu hören.
“Wie ich sehe beehren uns die Gezeichneten mal wieder, 1, 2, 3, 4, 5 aber nicht alle? Das ist seltsam meinst du nicht auch? Ja, höchst seltsam, hih hi hi hi hi hi.”
Darken kniff die Augen zusammen und spähte ins Buschwerk hinein. “Zeigt Euch!”, rief er dann.
“Damit Magister Zeel wieder einmal astrale Fäden verschwendet? Nein, ich denke nicht. ER muss schließlich Sichtkontakt haben hi hi hi hi. Hmmm lasst mal sehen, ich glaube zwei Karmanthi sind nicht genug für euch, wir sollten das Schwierigkeitslevel etwas anheben. Sollten wir doch oder? Ja, das denke ich auch….AUFGEBLASEN ABGEHOBEN!”
Unvermittelt begannen sich die Wangen von Darken aufzublasen, alles in allem wirkt er sogar total aufgedunsen und began langsam den Halt vom Boden zu verlieren.
Nur ein kurzes Schimmern offenbart die Anwesenheit des etwa vier Schritt Radius umfassenden Gardianum um mich herum und ich starrte mit einem wütenden Funkeln in den Augen in Richtung der Stimme.
Trottel… als müsste ich ihn wirklich dafür sehen.
Ich wirkte also einen Odem auf die Umgebung, aber der Kerl verschwand bevor ich richtig hätte zielen können. Leowulf erschlug die beiden Karmanthi, und der Schelm ließ uns als Geschenk noch eine Sprachverwirrung zurück, die jedoch eigentlich gar keine Effekt hatte. Wir wussten ja was wir wollten und so gingen wir schweigend zurück in Richtung Hauptlager.
Wir erreichten erst in der Nacht den Feldherrenhügel um Ayla Bericht zu erstatten und zogen uns dann zurück ins Gasthaus um zu schlafen.
Ich träumte mal wieder wirr. Irgendetwas von dieser vermaledeiten Elfe, der ich noch im Traum einen Zauber an den hübschen Schädel warf.
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