Das Leben eines Gezeichneten – Teil 118
Brogars Blut - Teil 2
6 Peraine – 7 Peraine
Wir erreichten Perricum noch am Vormittag und begaben uns direkt zum Zeughaus, in dem wir unsere Verkleidung, sowie die Auftragsbestätigungen in Form eines kleinen Bündels erhielten. Danach ging es zu den grauen Stäben, bei denen wir Heil- und Zaubertränke, sowie jeder ein persönliches Geschenk erhielten. Er wählte mir eine Blitzbombe mit zwei Ladungen aus, die mir hoffentlich in ernsten Situationen die Zeit bringen würde um etwas eigenes zu machen.
Am nächste Morgen brachen wir dann auf in Richtung Trollzacken, durch halb verlassenes Land auf dem das Korn nicht richtig gepflegt worden war, was selbst ich mit absolut keiner Ahnung in solchen Sachen, erkennen konnte.
8 Peraine – 14 Peraine
Wir liefen jene Pfade lang, die wir vor einiger Zeit schon mal aufgesucht hatten und ich konnte zunehmend, die Verwahrlosung der Gegend erkennen. Offensichtlich waren die Menschen hier geflüchtet um im Falle einer Invasion nicht die ersten zu sein.
Gegen Mittag des 14 Peraines – wir hatten vor zwei Tage die Ausläufer des Gebirges erreicht – wies uns der Geode auf ein Geröllfeld hin, an dessen oberen Ende sich der Eingang zur Zwergenstadt befinden sollte. Natürlich mussten wir es direkt frontal nehmen und ich hatte gewisse Schwierigkeiten nach oben zu gelangen, konnte es aber letztlich mit Hilfe des Paralys überwinden.
Oben lag der Eingang einer großen Höhle vor uns und als wir das Licht des Tages hinter uns ließen fühlte ich mich merkwürdigerweise deutlich besser. Aber das mag auch daran gelegen haben, dass wir den Hang hinter uns hatten. An der Decke hingen Schwärme von Fledermäusen und vor uns offenbarte sich ein großer See an dessen Ufer seltsame sich bewegende Pilze wuchsen und an der schmalsten Stelle auf der gegenüberliegenden Seite eine Art Zugbrücke hing, die unser Weiterkommen verhinderte.
Die Stelle an dessen anderer Seite das Tor empor ragte, war etwa 4 Schritt breit und während Darken sich auf den mühsamen Weg machte den weiter entfernt liegenden flacheren Teil des Sees zu durchqueren, wirkte ich einen weiches erstarre auf die Wasserfläche vor mir und lief einfach hinüber zum Tor. Dort fand sich allerdings kein Öffnungsmechanismus – auf ein Klopfen meinerseits reagierte niemand – und man musste wohl oder übel die Ketten, welche das Tor hielten zerschlagen.
Ich ließ mich also von Leowulf auf seine Schultern nehmen und wirkte auf beide Ketten einen Hartes schmelze, auf das die Ketten hoffentlich ein bisschen länger hielten, als wenn man sie einfach zerschlagen hätte und wir so eine bessere Möglichkeit hatten wieder von der Stelle auf die das Tor fallen würde, zu verschwinden. Es gelang auch, aber ich stach mich dabei an Leowulfs Schulterstacheln.
Hinter der nun heruntergefallenen Tür befand sich ein großer Raum und an dessen Ende ein Portrait eines alten Zwergen. Irgendwie fühlte ich mich unwohl beim Anblick des Portraits und von den Augen verfolgt. Darken tat das zwar als Unsinn ab, aber als ich begann am Bild herum zu tasten, öffneten sich die Augen und das Bild begann auf altzwergisch – war zumindest meine Vermutung – zu sprechen. Das leider niemand hier beherrschte, so dass ich weitere Sprachen austestete und mit Urtulamydia fündig wurde. Es reichte dann auch die einfache Frage, ob er gewillt sei das Tor zu öffnen, um den Brilliantzwergen zu helfen…
Ich schaute nochmals skeptisch zum großen Zwergenwandbild hinauf und dann zur Pforte darunter – wenn er mich nicht mochte, dann würde er sie wieder fallen lassen, wenn ich durchgehe – und wartete dann bis einer der anderen unter dem Tor hindurch ging um es mit ihm zusammen zu passieren.
„Nun, vorwärts also“, beschloss Darken und ging vorwärts unter der hochgefahrenen Wand hindurch. Seine Fackel hielt er in der Hand, und ihr Licht fiel auf einen riesigen Raum. Viele alte Stände ließen darauf schließen, dass dies mal ein Marktplatz gewesen sein muss.
Ich hingegen versuchte das Kunststück zu vollbringen gleichzeitig mit Darken durch das Portal zu gehen, aber mich möglichst weit weg von der Person an sich aufzuhalten, und als sein Licht über die ersten Stände glitt, blieb ich zunächst stehen.
„Sieht aus wie ein Markt, hmm?“
Darken ging einige Schritt in die Halle hinein und schaute hierhin und dorthin. „Es sieht so aus, ja“, brummte er. „Aber die Zeiten, in denen hier gehandelt wurde, sind lange vorbei.“ Er hielt seine Fackel in die Höhe, ohne die Decke sehen zu können. „Nun, suchen wir den Ausgang. Oder wohl eher die Ausgänge, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass es hier nur einen Ausgang gibt.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Vermutlich. Marktplätze sind ja für gewöhnlich da errichtet, wo alle gut hinkommen, und das ist meistens nicht nur eine Straße…“
Dann ging ich auf den nächsten verrotten Stand zu. „Vielleicht finden wir trotzdem was interessantes hier. Kann doch nicht schaden sich ein wenig umzusehen, oder?“
„Ein wenig“, sagte Darken bestimmt. „Denkt daran, dass wir nicht zum Vergnügen hier sind, sondern eine Mission haben.“
Ich gab ein leichtes Grollen von mir. Was dachte sich der Kerl eigentlich?
„Natürlich nicht. Aber vielleicht liegt hier der entscheidende Hinweis um meinen Splitter zu finden.“ Mein Splitter. Klang bescheuert.
„Wir wissen ja noch nicht mal wo genau wir bei den Zwergen suchen sollen und so viel Zeit haben wir nicht mehr.
„Aber vermutlich werden wir auf dem Markt eher weniger Glück damit haben. Zumal ich nur einen Buchstaben Rogolan entziffern kann. Und Angram überhaupt nicht.“
„Rogolan wird hier wohl ohnehin nicht helfen“, stellte Darken fest. „Tatsache ist, dass wir schlichtweg nicht die Zeit haben, ganz Aradolosch zu durchsuchen, also werden wir hier entweder zufällig über Hinweise zum Splitter stolpern oder eben gar nicht. Wir müssen darauf hoffen, dass die Zwerge in Lorgolosch mehr wissen. Gegebenfalls kehren wir eben hierher zurück und suchen weiter.“
Ich seufzte. „Stimmt wohl, aber wenigstens können wir mit offenen Augen durch die Gegend laufen.“
Dann ging ich auf den nächsten alten Stand zu um ihn mir näher anzusehen.
„He seht mal her!“ rief ich zu den anderen herüber und hielt einen Stein hoch, den ich gerade in einem Geheimfach entdeckt hatte, der sich aber als völlig unintereressant herausstellte.
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Wir entschieden uns zunächst für den größten Gang – es würde wohl ein Troll durch passen – und ich fand auf dem Weg dorthin noch eine kleine Wachstafel in der auf Rogolan Markthalle stand, also wohl vor nicht ganz so langer Zeit geschrieben worden sein könnte. Wie auch immer die hier her gekommen war. Der Gang in den wir uns nun bewegten war mit mehreren kleinen Nischen an den Seiten versehen von denen die letzte ein metallisches Funkeln aufzeigte, dass sich als Hebel herausstellte, die ich aus Neugier betätigte. Es passierte jedoch nichts offensichtliches und so gingen wir weiter in eine fast ebenso große Halle in der noch einige Ölfässer standen – vermutlich war es die Lagerhalle, denn an den Wänden befanden sich große Nischen in denen Sachen verstaut werden konnten – es aber keinen weiteren Ausgang gab. Ich lief einmal quer durch die Halle und fand an der Ostwand eine kleine Vertiefung, die ich hinein drücke konnte, so dass die halbe Wand nach hinten verschwand und eine weitere Halle offenbarte.
Dies war wohl die ehemalige Schatzkammer der Zwerge, den es fanden sich noch etwas Goldstaub auf dem Boden. Auch hier war kein weiterer Ausgang ersichtlich und nach einigem Suchen meinerseits auch unwahrscheinlich.
Wir liefen zurück und ich legte den Hebel nochmals um, denn vielleicht wäre die Halle ja nun anders. Zurück in der Lagerhalle mussten wir dann auch etwa auf der Mitte feststellen, dass sich tatsächlich etwas verändert hatte. Der Boden brach nämlich auf und wir rutschten auf ein Gitter, welches etwa fünf Schritt unterhalb angebracht worden war. Sehr zu meinem Missvergnügen. Nach einigem Suchen fand sich zwar ein Ausgang, aber dieser war viel zu eng für Leowulf und Darken und ich hatte auch keine Lust die ganze Ausrüstung von ihm mit zu schleppen, also würden wir uns wohl etwas anderes einfallen lassen müssen.
Etwas weiter entfernt fand ich eine ähnliche Nische wie oben, in der allerdings zwei Hebel hingen. Beide schienen sich nach oben und nach unten bewegen zu lassen, hatten also drei Einstellungen. Da aber wohl wenigstens eine davon dazu führen würde, dass dieses Gitter auf dem wir standen ebenfalls aufklappen würde, verkeilte ich meinen Stab über dem Gitter mittels hartes schmelze und die anderen beiden – der Zwerg war durch die Röhre gekrochen – legten sich flach auf das Gitter und hielten sich mit den Händen und Füßen fest.
Ich bewegte die Hebel systematisch und als beide Hebel unten waren, klappte tatsächlich das Gitter auf. Bei beiden oben, passierte jedoch nichts und erst als ich den rechten nach oben und den linken nach unten stellte, öffnete sich wieder die Decke. Ich ging zu den anderen hinüber – die keine Probleme mit dem sich öffnenden Gitter gehabt hatten – und ließ mich von ihnen auf den Boden des Ganges werfen aus dem wir gekommen waren. Dann machte ich meinen Stab am Hebel fest und die anderen kletterten ebenso hoch. Für den Geoden mussten wir allerdings den Hebel wieder auf ’nicht öffnen‘ stellen, den der Gang durch den er das Loch verlassen hatte kam auf der anderen Seite raus.
Zurück in der Markthalle wählten wir nun einen der kleineren Wege und kamen dabei an einem Brunnen vorbei – jeder Marktplatz braucht einen Brunnen, warum nur wunderte mich, dass die Zwerge auch einen hier hatten? Ich blickte hinein und sah, dass der Eimer irgendwo unten sein musste und wiederum aus Neugier kurbelte ich ein bisschen um ihn hoch zu holen. Irgendwas war faul an der Sache, denn er wog deutlich mehr, als ich es selbst von einem vollen Eimer erwartet hatte. Und nachdem ich ihn endlich oben hatte, erklärte sich auch warum. Da lag nämlich ein toter Zwerg drin. Darken und Leowulf zogen ihn vom Eimer runter und ich
untersuchte ihn ein bisschen näher. Der Kleidung nach konnte er noch nicht lange tot sein, aber der Zustand seines Körpers hätte gut und gerne für mehrere 100 Jahre gereicht, denn es befand sich kein bisschen Flüssigkeit mehr in ihm und seine Haut fühlte sich an wie Papier.
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