Das Leben eines Gezeichneten – Teil 116

Rausch der Ewigkeit - Teil 5

19 Phex
Nachdem der Stein so weit abgekühlt war, dass man ihn betreten konnte, schoben wir – Leowulf und Darken voran – uns durch die Öffnung in eine große Halle, deren eine Hälfte einen Lavasee enthielt in dessen Mitte sich der gesuchte Splitter befand. Der Abstand zwischen unserer sicheren Hälfte und dem Fleckchen sicheren Bodens auf der anderen Seite war zwar nur etwa zwei Schritt breit, aber bei Lava überlegt man es sich doch zweimal ob man so einen Sprung wagt oder nicht.
Aber das war natürlich auch überhaupt nicht nötig, denn ich wirkte einfach auf die Luft über der Lava einen Weiches erstarrte und versuchte dann mit etwas Anlauf über den Steg zu gelangen. Ich konnte gerade noch rechtzeitig bremsen, als sich aus der Lava ein Elementar erhobt und von uns zuerst einen Eid verlangte bevor er uns passieren lassen wollte. Natürlich sollten wir mal wieder auf die Götter schwören. Was ich nicht tat. Warum auch. Und musste daher zusehen, wie die Lava erkaltete, die anderen hinüber sprangen und den Splitter bargen. Als hätte dem Elementar das jetzt etwas genutzt. Ich würde ihn ja so oder so erhalten.\\
Die Grolme führten uns – gegen ein erneutes Entgelt – zurück zum Eingang und wir ließen uns von den Luftelementaren zurück zur Gezeichneten Höhle bringen um den Splitter dort schon mal unter zu bringen bevor wir zurück zur Trollfestung flogen.
Gerade dort angelangt erklärte uns der Schamane, dass sein Sohn entführt worden sei und mit ihm sein Splitter. Angeblich hätten Alken ihn entführt und würden nun stetig nach Norden reisen. Meiner Meinung nach wäre es ja absolute Zeitverschwendung jetzt zu Fuß hinter ihnen her zu reisen – die Elementare mussten sich ausruhen – da sie mit Sicherheit längst entdeckt hatten, was für einen wichtigen Gegenstand der junge Troll mit sich führte – wenn es nicht direkt ihr Plan gewesen war und sie ihn daher mitgenommen hatten – und sie ihn daher schnellstmöglich aus unserer Reichweite bringen würden. Zumindest würde ich das so anordnen. Aber nein, die anderen waren natürlich der Meinung, dass man da noch was machen könnte. Und alleine bei Trollen wollte ich ja nun auch nicht bleiben.
Wir liefen den ganzen Tag und die halbe Nacht hindurch – der Troll warf immer mal wieder einige Knochen um zu sehen welche Richtung richtig war – und erreichten schließlich den Fuß eines seltsamen Berges.

20 Phex
Wir erreichten im Morgengrauen einen seltsam anmutenden Berg, der trotz seines unauffälligen Äußeren irgenwie eine seltsam feindliche Ausstrahlung besaß. Unser Schamane erklärte uns dann auch, dass er diesen Berg nicht betreten würde, da es den Trollen verboten sei – man fragt sich von wem – und wir alleine den Aufstieg wagen müssten. Zumindest unsere Elementare wollten uns bis zum Anfang des Berges bringen, weiter könnten sie nicht, da der Boden verflucht sei. Ts.
Wir kletterten dann also den Rest hoch und oben angelangt – es war eine Art Plataue auf dem große Steine wild durcheinander lagen und standen umgeben von einer halb-kreisförmigen Mauer – musste ich doch schon wieder diesen dreisten Schelm – auf der Mauer und außerhalb unserer Waffenreichweite – sehen! Ich wirkte einen erneuten Fulminictus und er zog sich etwas zurück, so dass ich meinen Blick weiter über die Ebene schweifen lassen konnte und weiter links von uns den gesuchten Troll an einen der Steine angebunden erkannte. In jenem Augenblick des Erkennens erklang ein Kreischen über unseren Köpfen und fünf Riesenalken hielten auf uns zu. Zudem stieg aus dem Boden nahe uns ein riesiges Erzelementar mit einem Troll im Arm auf. Der Troll war jener dessen Vater von uns vor der Festung tot aufgefunden worden war – vielleicht war er deshalb getötet worden? – und offensichtlich der Ansicht uns besser jetzt als gleich zu töten. Leowulf und Darken nahmen sich dieser Sache an und Odius und ich kümmerten uns um den gefesselten Troll.\\
Glücklicherweise trafen die Alken nicht sonderlich gut mit ihren Steinen und Flugangriffen und Loeulf und Darken teilten wohl bei den beiden Feinden genug aus, denn als ich mich ihnen wieder zuwandte, verschwand das Elementar mit dem Troll wieder in der Mitte eines Sees.
Der Schelm hatte sich ebenfalls verzogen und wir machten uns leicht erschöpft wieder an den Abstieg. Man hatte dem jungen Troll den Stein nicht weggenommen – dafür wird nun vermutlich jemand ewige Qualen erleiden – und so hatten wir endlich neun von zehn Steinen zusammen.
Wieder beim Schamanen angelangt erklärte er uns, dass wir uns jetzt auf jeden Fall beeilen müssten, da die Abstimmung bald stattfinden würde und ich schlug vor, dass zwei – die gesellschaftlich … besseren von uns – zur Versammlung gehen würden und die anderen beiden – die mit mehr Ahnung und Erfahrung – zur Gezeichnetenhöhle fliegen würden um dort den neunten Stein sicher verwahren.
Ich betrat also zum dritten Mal die Höhle der Gezeichneten und ging ohne Umschweife zur Blutabdruckshand um nach dem geheimen Eingang zu tasten. Es dauerte ein bisschen und ich hatte die wirre Vorstellung, dass sich Leos Stacheln vergrößern würden, aber das hätte er mit Sicherheit bemerkt, also tat ich es als weitere Halluzination ab. Vielleicht lag es am Inneren der Höhle.
Drinnen angelangt legte ich den neunten Splitter an die eine freie Stelle und es erklang ein lautes Brummen und Knurren aus dem Schlund vor uns, der sich zu einem Wind aufschwang und mich fast in den Abgrund gezogen hätte. Ich trat zwei Schritte zurück und betrachtete die Splitter, die sich von ihren Plätzen erhoben hatten und nun grün zu leuchten begannen. Grün. Hätte es einen deutlicheren Hinweis geben können?
Dann erklang eine tiefe Stimme aus dem Schlund und fragte uns wer wir seien, und Leowulf und ich antworteten gleichzeitig, aber verschiedenen Inhalts. Ich begnügte mich mit einem ‚wie?‘, während er uns mit vollem Namen vorstellte – was der Stimme mit Sicherheit viel sagte. Und dann fragte die Stimme doch tatsächlich wer sie haben möchte. Also es. Das Ding da unten, nahm ich an. Und da ich ja schon vorher gewisse Sachen geklärt hatte, trat ich mutig einen Schritt vor, aber es passierte nichts weiter und so blieb ich etwas unschlüssig stehen, bis mir Leowulf einen Wink gab in den Schlund zu springen. Eigentlich ziemlich wahnsinnig, aber er sah aus, als würde er mich notfalls eigenhändig hinein werfen und so sprang ich lieber selbst.
Irgendwann sah ich dann den Boden unter mir auftauchen – wie auch immer ich das im Dunkeln erkennen konnte – und wirkte einen Paralysis auf mich. Der mir allerdings nur einhandelte, dass mich das Ding wieder aus dem Loch vor die Füße Leowulfs warf. Das wollte ich ja nun gar nicht auf mir sitzen lassen. Schon gar nicht, als die Stimme meinte ich sei nicht würdig. Was bildete sich dieses Loch eigentlich ein! So etwas konnte ich nicht auf mir sitzen lassen und so rappelte ich mich auf und sprang nochmal hinein, ungeachtet der Tatsache, dass ich dieses Mal vielleicht den Boden treffen würde, was mit Sicherheit nicht angenehm werden würde. Ich schloss die Augen um nicht in Versuchung zu geraten und konzentrierte mich auf das Fallen.
Wieder ertönte die Stimme und fragte mich warum. Warum ist natürlich an und für sich genommen einen ziemlich blöde Frage, wenn man eine konkrete Antwort wünscht, denn das Gegenüber denkt normalerweise nicht an das, was der Fragesteller im Sinn hatte und wird sie anders beantworten, als er es sich erhofft hat. Ich wagte als einen simplen Versuch, der eigentlich auf fast alle Warum-Fragen eine Antwort lieferte – weil ich es kann.
Noch immer mit geschlossene Augen fallend spürte ich wie etwas warmes über meine Arme lief und sich an den Fingerspitzen sammelte. Ich konnte mich nicht weiter beherrschen und blickte meine Arme an, an denen das Blut herunter lief. Mein Blut offensichtlich.
Mein Fallen änderte seine Richtung und ich wurde wieder hoch gezogen und blieb über dem Abgrund hängen, konnte Leowulf und die grün leuchtenden Splitter erkennen, die sich umso mehr aus ihren Fassungen erhoben hatten und sich wild zu drehen begannen. Und dann auf Leowulf zu hielten, wie Speere an seiner Haut und seinen Schuppen entlang glitten und mit seinem Blut getränkt in meine Richtung hielten. Ich schloss wieder die Augen und wappnete mich für den gleich kommenden Schmerz, der trotz meiner geistigen Vorbereitung fast alles was ich bisher erlebt hatte, übertraf. Deutlich schlimmer als Tempel, aber nicht ganz so schlimm wie damals als ich mein Auge verloren hatte.
Es raubte mir fasst das Bewusstsein und ich hatte in der hintersten Ecke meines Kopfes, in die ich mich zurückgezogen hatte, den Eindruck als wolle es absichtlich, dass ich nicht das Bewusstsein verlor und die Schmerzen erfuhr, während es mir scheinbar die Haut von den Knochen zog. Ich verlor dann doch das Bewusstsein, als mich das Ding neben Leowulf fallen ließ.

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