Dämonensturm
Pathfinder Adventurepath: Zorn der Gerechten Teil 1
Ein neuer Adventurepath. Diesmal aber nicht ganz das, was normalerweise als Adventurepath herangezogen wird. (Okay, eigentlich schon. Aber sagen wir mal so: Diesmal werden wir das, was alle Rollenspieler wirklich gerne sein würden mit ihren Charakteren, nämlich Stoff aus dem Legenden sind.) Das setzt natürlich zum einen die entsprechenden Regelerweiterungen voraus, die man schon etwas länger zur Verfügung hat, zum anderen ist der Fokus aber die vermutlich seltsamste Umgebung Golarions: Der Zorn der Gerechten dreht sich nämlich um die Weltenwunde.
(Für Uneingeweihte: Dieses Land heißt deswegen so, weil es sich hier ein Riss in der Realität sich aufgetan hat, der jetzt deswegen für Kopfzerbrechen sorgt, weil dadurch ein direkter, permanenter Zugang in den Abyss entstanden ist und jetzt die Dämonen durch diesen Riss nach Golarion einfallen.) Einziger Schutz Golarions vor der Dämonenbrut ist eine Kette von magischen Artefakten, die s.g. Grenzsteine, welche eine Art „Kraftfeld“ rund um die Weltenwunde bilden und alle jeweils einer befestigten Stadt zugeordnet sind, von welcher aus besondere Kämpfer, die Kreuzfahrer, immer wieder in die Weltenwurnde einzudringen versuchen, um die Dämonen endlich wieder zurück in den Abyss zu treiben. (Und die Weltenwunde nach Möglichkeit für immer zu schließen.) Ausgangslage dieses Bandes ist ein Angriff einer Dämonenhorde auf die Kreuzfahrerstadt Kenabres, welche die Zerstörung eines dieses Grenzsteine zum Ziel hat. Hier kommen die SC ins Spiel, welche aufgrund von göttlicher Intervention einen Sturz in die Tiefen überleben, sich mit Hilfe einiger Hilfsbedürftiger NSC den Weg an die Oberfläche zurück kämpfen müssen und anschließend durch die gefallene Stadt Kenabres nach anderen Überlebenden suchen müssen, bis sie schließlich zu dem einen Abschluss aufbrechen, der letzten Endes ihr Potential, Legenden zu sein, erwecken wird. (Um das Ganze noch ein wenig abzurunden: Die Charaktere starten hier mal wieder ganz „Plump“ auf Stufe 1 und arbeiten sich im Verlauf der einzelnen Abenteuerabschnitte dieses Bandes auf Stufe 6 hoch.)
Hinzu kommt noch etwas: Ulisses hat eigenen Angaben nach erkannt, dass dieser spezielle Abenteuerpfad eine Menge zusätzlicher Informationen bedarf, die normalerweise nicht übersetzt worden wären, so das sie in den einzelnen Publikationen dieses Abenteuerpfades zwecks Gewinnung von Platz auf die Kurzgeschichte verzichtet haben.
Insofern erhält man hier neben den obligatorischen Werten der wichtigsten NSCs nebst dazugehöriger Hintergrundgeschichten eine umfangreiche Geschichte der Stadt Kenabres, welche für die meisten Spieler nebst des Sls vermutlich die Notwendigste Lektüre aus diesem Band sein dürfte, weil es sich hierbei nicht nur um die Ausgangsbasis des Abenteuerpfades handelt, sondern auch noch um so etwas ähnliches wie die Momentane Heimatstadt der SC.
Das Kapitel Iomedae stellt „Die Erbin“, eine verhältnismäßig junge Göttin im Pantheon Golarions, vor, welche es als ursprünglich Sterbliche tatsächlich geschafft hatte, die Göttlichkeit zu erlangen. Das Kapitel beschäftigt sich sowohl mit der Religion der Iomedae, ihren Anhängern und den dazugehörigen, neuen Regelelementen auf Seite des Talentbaumes.(Ja, die Talente werden mal wieder aufgebläht. Aber Pathfinder ist da ja im Grunde sehr traditionell.) Und mit dem Kreuzfahrer der Erbin wird eine neue Prestigeklasse eingeführt, die zum einen sehr spezifisch für diesen Abenteuerpfad von Bedeutung ist (das ganze Geschehen hier stellt immerhin den fünften Kreuzzug gegen die Weltenwurde dar), zum anderen aber auch aufzeigen, wie ein Paladin einer Göttin aussehen muss, der letzten Endes päpstlicher als der Papst ist. (Um mal bei einem Bild zu bleiben, dass den real-weltlichen Sprachgebrauch widerspiegelt. Iomedae selbst hat natürlich keinen Papst in Kraft gesetzt.)
Das Bestiarium stellt dann mit den „Hernes“ eine magische Rasse von Wesen vor, die aus druidischem Wirken entstanden sind. Der „Sündensucher“ ist ein beflügelter Wurm mit Schweinchennase, der so etwas wie einen lebendigen Gesinnungsdetetor darstellt, und deswegen von so ziemlich allen intelligenten Wesenheiten gerne genutzt wird, die irgendetwas zur Verfügung brauchen, um jeweils unerfreuliche Individuen zum einen zu erkennen, und zu anderen zu beseitigen. (Also sowohl die Guten als auch die Bösen setzen Sündensucher gerne ein, um die jeweils anderen platt zu machen.) Mit dem Ulkrech wird eine der vielen abstrusen Wesenheiten aus dem Bereich der Dämonen vorgestellt welche in ihrer für menschliche Augen doch eher entstellten Form für entsetzen und Panik vermutlich sorgen sollen. Der Dämonenherrscher Xoveron ist dann noch ein weiteres Beispiel dafür, was der Abyss an Bossgegnern heraus rotzen kann. (Das davon aber mehrere Existieren war uns schon spätestens seit dem zweiten Buch der Verbannten klar, dass man als zusätzliches Quellenmaterial in diesem Adventurepath sicherlich für diverse Referenzen gut verwursten kann.)
Den Abschluss bildet dann fast schon wieder so etwas wie der langweilige Standard ab: „Im Krieg mit dem Abyss“ ist der Verlaufsplan für den kompletten Abenteuerpfad bis zum Ende mit groben Zusammenfassungen, was während der noch folgenden Bände sich alles ereignen wird.
Und den Abschluss stellen dann wieder die unvermeidlichen Bodenpläne aller wichtigen Lokalitäten dar, die innerhalb dieses Bandes eventuell von den einzelnen SCs aufgesucht und in kleinere Schlachtfelder verwandelt werden.
Fazit
Erste Bände sind bekanntermaßen immer so eine Sache: Sie Teasern zuerst einmal einiges von Grundtenor des Abenteuers an, um erst später ihre eigentliche Vision zu verfolgen, die man hier noch nicht so genau erkennen kann. (Wer allerdings einen Blick in den Spielerleitfaden hat werfen können, den Ulisses kostenlos zum download bereit stellt, der wird mitbekommen haben, dass eines der tragenden Elemente sich rund um das Wort „Läuterung“ dreht. Das zentrale Thema ist nämlich tatsächlich nicht direkt der Kampf Gut gegen Böse in endloser Schwarzweiß-Manier. Es geht vielmehr um den Kampf um Vergebung und den Weg zurück auf den Pfad der Gerechten.
Insofern kann man zumindest jetzt schon mal eines definitiv Sagen: Falls es sich so entwickeln sollte, wie es sich vor meinem geistigen Auge verspricht darzustellen, haben wir epische Schlachten und sehr viele „Knights in shiny armour“ zu erwarten. Das kann durchaus als Auftakt ganz interessant sein, aber ich bin dann doch jemand, der sehr gerne mit Grautönen arbeitet. Ob der Pfad also wirklich auch mich begeistern kann, müssen erst die nachfolgenden Bände klären.
Mit freundlicher Unterstützung in Form eines Rezensionsexemplars von der Ulisses-Spiele GmbH und dem F-Shop.
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