Castle in the air

Ein Roman von Diana Wynne Jones

Eigentlich hatte Abdullah nur einen gemütlichen Nachmittag in seinem kleinen Teppichgeschäft verbringen wollen, als plötzlich dieser Typ auftauchte und ihm einen fliegenden Teppich andrehen möchte. Nach einer Demonstration des Teppichs und einiger Feilscherei, wechselt der Teppich auch wirklich den Besitzer und Abdullah ist stolzer neuer Besitzer. Damit ihm den Teppich niemand entwendet legt er sich darauf um zu Schlafen und träumt in der Nacht in einem wunderschönen Garten mit dem Teppich zu landen. Dort trifft er auf eine noch hübschere Prinzessin namens Flower-in-the-Night, die ihn zunächst für ein sehr merkwürdiges Mädchen hält, weil sie außer ihrem Vater keine Männer kennt (und der ganz anders ausschaut als der junge Abdullah). Dieser erzählt ihr seine Lieblingstraumgeschichte, das er eigentlich ein reicher Prinz ist, von Räubern entführt wurde und nun sein Dasein als armer Teppichhändler fristen muss. Da erste Besuche bei Prinzessinnen nachgewiesenermaßen kurz sind, endet die Unterhaltung recht schnell und Abdullah legt sich wieder auf den Teppich um dann morgens in seinem Zelt auf zu wachen. So im Nachhinein ist er jedoch nicht mehr sicher, ob das alles ein Traum gewesen ist, und da ihm der dreiste Zauberteppichhändler nicht das Aktivierungswort für den Teppich verraten hat, sieht er kaum mehr eine Möglichkeit Flower zu treffen. Doch er hofft dennoch darauf, besorgt ein paar Zeichnungen von anderen Männern und hat tatsächlich Glück. Und doch gleichzeitig Pech, denn seine angebetete mit der er eigentlich in die Ferne ziehen will (denn vermutlich hat Papa etwas gegen diese Verbindung), wird von einem Dschinn in die Nacht entführt, der Teppich weigert sich ihn zu verfolgen und die Wachen des Haushaltes haben ihn auch noch gesehen. Zu allem Unglück hat er in der ersten Nacht auch noch einen eindeutigen Hinweis auf ihn verloren, so dass er am nächsten Tag vom Sultan (der besagter Vater ist und dem prophezeit wurde, dass der erste Mann, der Flower sieht sie heiraten wird) in den Kerker geworfen wird, denn er glaubt nicht an irgendwelche Dschinne. Nun ist guter Rat teuer. Abdullah möchte weder den Rest seines Lebens im Kerker verbringen (und fürchtet die Prophezeiung zu seiner Geburt darüber das er sich über die Bürger erheben wird, könnte bedeutet, dass er auf einem großen Pfahl endet), noch das seine Angebetete den Rest ihres Lebens bei einem gar schrecklichen Dschinn verbringen muss. Zum Glück kommt da der fliegende Teppich wie gerufen und führt ihn nach Abdullas Wunsch zur nächsten Person, die ihm helfen kann Flower zu retten. Welche sich leider als der Räuber aus seinen Träumen herausstellt, der just in dem Moment auch noch einen Genie in einer Flasche findet, der alles andere als gut gelaunt ist. Und so macht sich also Abdullah auf seine Geliebte zu retten und trifft auf allerlei Absonderlichkeiten, bis es schließlich hoch hinauf in das Schloss in den Wolken geht.

Hier haben wir also die „Fortsetzung“ zum Wandelnden Schloss. Fortsetzung in Anführungszeichen, da es nur wenig mit dem ersten Roman zu tun hat, sondern mehr in derselben fantastischen Welt spielt wie jener Roman.
Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu rezensieren, da es viele Ahha! Erlebnisse enthält, die man den Lesern einer Rezension natürlich nicht einfach vorab erzählen möchte – das würden einen Teil des Reizes dieses Werks einfach ad absurdum führen. Bezogen auf den ersten Teil ist dieser etwas kürzer, aber nicht weniger exotisch was seine Handlung anbetrifft. Diese ist natürlich dem klassischen orientalischen Märchen entliehen und diese Linie wird auch von Anfang bis Ende durchgezogen, jedoch eben in der der Autorin eigenen Art. Wer hätte denn schließlich schon einmal von einem fliegenden Teppich gehört, der auf ein Schnarchgeräusch hin aktiviert wird, oder einen Dschinn der mit dem Erfüllen seiner Wünsche den größtmöglichen Schaden versucht anzurichten? Und auch die Charaktere selbst sind recht klassisch: Der arme, aber gar nicht so erfolglose Teppichhändler, der einfach kommentarlos versucht eine Frau zu retten, die er vielleicht gerade einmal zwei Stunden insgesamt kennt und der zusammen mit einem Soldaten aus einem Krieg – später im Buch – reist, weil dieser angeblich eine Prinzessin heiraten wird, aber eigentlich vom Dschinn als der Mann bezeichnet wird, der ihm helfen kann besagte Frau zu retten. Außerdem treten auf: Ein Fischverkäufer mit seinem großen Hund und eine schwarze Katze, die sich nach Wunsch groß machen kann mit ihrem kleinen Kätzchen.
Besonders auffällig ist die Sprache des Romans. Natürlich ist diese schon irgendwo vergleichbar mit jener aus dem Wandelnden Schloss, aber ganz dem orientalischen Märchen folgend ist die Sprache Abdullahs natürlich voller zusätzlicher Füllwörter und Schmeicheleien wie es sich gehört.
Die Auflösung des Plots ist wie oben schon erwähnt recht überraschend, das eigentliche Ende aber ziemlich abrupt, was etwas schade ist. Für die Rollenspieler unter den Lesern ist aber jede Menge Stoff dabei mit dem man Abenteuer und Charaktere in der entsprechenden Region gestalten kann.

Fazit:
Wer das Wandelnde Schloss gerne gelesen hat, sollte auf jeden Fall zugreifen. Aber auch Interessierte, die das noch nicht gemacht haben können direkt mit Castle in the air beginnen, da die beiden Geschichten nur marginal aufeinander aufbauen und der Leser alles wichtige direkt serviert bekommt.

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