C steht für Cyberpunk
Buchstabensalat mit Infernal Teddy
Es ist leider eine Tatsache das es kaum noch Cyberpunk-Rollenspiele gibt. Auf dem deutschen Markt gibt es sogar nur noch eines – Shadowrun, und selbst das bewegt sich immer mehr und immer schneller in Richtung des Transhumanismus. Und selbst international gibt der Markt nicht mehr viel her, das eine oder andere Quellenbuch, ein paar Versuche der Modernisierung, Genrecorssovers, aber eigentlich ist Cyberpunk als Rollenspielgenre mittlerweile so tot wie das literarische Genre. Ein Teil von mir tut das schulterzuckend ab – immerhin erzähle ich schon seid Jahren jedem der es nicht hören will das der Chrom von Rost zerfressen ist. Anderseits… anderseits habe ich wie viele andere über die Jahre sehr viel Spaß mit Cyberpunksystemen gehabt, und es widerstrebt mir ein wenig das das vorbei sein soll.
Warum ist aber der Cyberpunk für uns Rollenspieler so faszinierend? Ich habe da so eine Theorie – auf der einen Seite ist der Cyberpunk nahe genug an unsere Gegenwart das die Welt für uns noch erkennbar ist – wir erkennen die Markennamen vielleicht sogar, auf jeden Fall aber wissen wir wie diese Welt funktioniert, weil es fast unsere ist – während sie gleichzeitig um genau so viel sich geändert hat das diese Settings immer noch ein „Sense of Wonder“ auslösen. Für einige Leute sind Far Future-Welten wie Star Trek oder Traveller zu weit von dem entfernt was sie sich vorstellen können oder wollen, während sie dennoch raus wollen aus dem Fantasy-Ghetto in dem sich die meisten Rollenspieler für den größten Teil ihrer Karriere aufhalten. Das wird um so deutlicher wenn man sich den in Deutschland beliebtesten Vertreter der Gattung anschaut, Shadowrun – dort verquicken sogar Fantasy und Cyberpunk direkt miteinander um eine neue Mischung zu kreieren, eine Mischung die seid über zwanzig Jahren bespielt wird.
Und was macht den Cyberpunk für mich so faszinierend? Schwer zu sagen, ich habe bisher nie versucht da wirklich den Finger drauf zu legen und zu sagen „Das isses“. Aber ich vermute, es ist zum Teil wirklich das oben beschriebene „unsere Welt, erkennbar, aber verzerrt“ einer nahen Zukunft. Dazu kommt noch der Widerspruch von „High-Tech vs. Low Life“, das mittlerweile zu einem geflügelten Wort (Oder zumindest einem Song von Die Krupps) geworden ist. Aber es ist noch etwas mehr. Einer der Charakteristika des Cyberpunk (und des ihm nachfolgenden Transhumanismus) ist die Vermenschlichung der Maschine und die immer weiter fortschreitende Entmenschlichung des Individuums, und diese Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine – vor allem in Verbindung mit dem Konflikt des Individuums mit der Maschinengesellschaft – ist für mich einfach etwas, das ich gerne versuche im Spiel auch auszuloten (Während ich mit Hochgeschwindigkeitsprojektilen die Polizisten ausschalte, die mich daran hindern wollen Drogen an Slumbewohner zu verteilen…).
Leider sind aber die hohen Tage des Cyberpunk vorbei. Die Realität hat in vielen Bereichen den Cyberpunk ein- oder gar überholt, und im Rollenspielbereich ist in der SF Transhumanismus der neue heiße Scheiß (zusammen mit – mal wieder – dem neuen Star Wars RPG…). Aber dennoch würde ich mir gerne wieder meine Araska Minami 10 schnappen, mir das Kampfdeck unters Hemd stecken (Dient als Panzerung), und mal wieder für und gegen die Konzerne agieren. Ah, good times…
Stimmt, Cyberpunk wird im RPG Bereich immer wenig bzw. wird durch Transhuman ersetzt.
Aber kennt Ihr z.B. das hier: https://www.kickstarter.com/projects/ardensludere/the-sprawl-cyberpunk-roleplaying-powered-by-the-ap?ref=category_newest