Blinde Vögel

Ein Roman von Ursula Poznanski

An einen Selbstmord glaubt Beatrice Kaspary eigentlich nicht als sie zu den beiden Toten gerufen wird. Es handelt sich um einen jungen Erwachsenen und eine vermutlich ähnlich alte Frau, die alleine schon optisch nicht wirklich zusammen passen. Sie wurde erwürgt, er erschossen mit einer Waffe, welche auch am Tatort zu finden ist. In ihrer Hand waren die Überreste eines Papierfetzens zu finden, der Rest jedoch unauffindbar. Die Presse glaubt an einen Mord plus Selbstmord aus Beziehungsgründen, aber eine Nachfrage von Beatrice und ihrem Kollegen Florin Wenninger beim Mitbewohner des jungen Mannes führt nur zu noch mehr Ungereimtheiten. Zwar waren er und die Frau die letzten Tage zusammen, aber gekannt hat er sie nicht als sie plötzlich vor der Tür stand – gerade frisch aus Deutschland angereist. Und das einzige gemeinsame Hobby, welches die beiden zu haben schienen war die Lyrik. Beide waren Teilnehmer einer geschlossenen Gruppe auf Facebook, welche sich über Gedichte austauschte. Er als aktives Mitglied, sie eher mit sehr wenigen Beiträgen. Doch dann erreicht ein Anruf die Polizei. Man wüsste was es mit den beiden auf sich hat und will sich mit Beatrice und Florin treffen. Am Treffpunkt erscheint jedoch nie jemand und statt dessen wird eine weitere Leiche entdeckt, die theoretisch auf die Beschreibung des anonymen Anrufers passt. Aus einem Bauchgefühl besteht Beatrice darauf, sich einen falschen Account für die Facebookgruppe zu machen um damit dort weiter zu ermitteln und stößt auf etwas, was sie niemals erwartet hätte.

Ähnlich wie schon der erste Roman des Ermittler-duos tappt die Polizei hier zunächst im Dunkeln. Eigentlich schaut es aus wie ein Beziehungsdrama oder gemeinsamer Selbstmord und fällt damit gar nicht wirklich in den Bereich der Abteilung für Leib und Leben. Aber da es auch für den Leser einige Ungereimtheiten gibt, ist es nur passend, dass dort weiter ermittelt wird. Nur das es dieses Mal nicht die Geocacher-Szene trifft, sondern Nutzer von Facebookgruppen. Die Unterhaltungen dieser Gruppe sind immer wieder im Buch zu finden, eben wann immer Beatrice Zeit hat sich diese anzuschauen. Und jeder der schon mal in einer solchen Gruppe war oder auch einfach in Foren unterwegs ist, wird erkennen, dass das durchaus realistische Beiträge sind. Auch die Entwicklung der Charaktere ist gewohnt passend, wenn auch die angedeutete Liebschaft zwischen den beiden Ermittlern zum Teil etwas aufgesetzt und störend wirkt. Eigentliches Problem ist aber, dass es keinen richtigen roten Faden in der Geschichte gibt. Es werden weitere Tote gefunden, die alle in einer Beziehung zu der Lyrikgruppe stehen, aber es fehlt eben das Motiv (und für viele außer den beiden Ermittlern auch ein Grund es nicht als Selbstmorde zu sehen) und somit auch irgendwo der Spaß am Miträtseln während des Lesens. Der Täter ist dann irgendwo auch aus dem Hut gezaubert und es gibt – im Gegensatz zum Täter von Fünf – erzählerisch keinen Grund, dass die beiden Ermittler schon in der Geschichte selbst Kontakt zu diesem haben. Es hätte auch bis zum Ende ein völlig Unbekannter sein können. Zwar ist der Grund für die Taten schon sinnvoll, aber im Nachhinein passen dennoch einige Zusammenhänge dann nicht zu diesem Schluss. Dennoch ist dies auch eine Geschichte, die sich für die Verwendung in einem Rollenspiel eignet – jedoch nicht annähernd so einfach wie der Vorgänger – auch einfach weil die restlichen Figuren hier mehr in den Hintergrund gerückt sind.

Fazit
Kein schlechter Roman, wer aber gerne einen Krimi von Frau Poznanski lesen möchte sollte sich eher den ersten Teil Fünf zulegen. Rollenspieler können hier mit etwas Arbeit einen netten Plot für eine Kriminalgeschichte herausholen.

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