B steht für Bauergamer
Buchstabensalat mit Caninus
Bauergamer.. Was? Ihr wisst nicht was ein Bauergamer ist? Hmm.. dann schauen wir uns doch mal ein paar Meinungen im Netz dazu an:
Die LARP Wiki definiert einen Bauergamer als:
Der Bauergamer bevorzugt einfache Ambienterollen. Er spielt Landvolk, Bauern, Diener, Knappen, einfache Waffenknechte, Handwerker. Und das nicht nur, weil er durch zuwenig Punkte dazu gezwungen wäre, sondern weil er auch in diesen Rollen seine Gelegenheit zum Charakterspiel findet und seine Bestätigung eher im OT-Lob für seine Darstellung sucht, als darin, IT eine besonders tolle Rolle innezuhaben.
Auf Xeledons Spiegel wird das ganze ausführlich dargestellt und die eigene Runde beschreiben, hier nur mal der Wortlaut, der wohl am ehesten als Definition herhalten kann:
das Spielen von „normalen Menschen“, die auf den ersten Blick wenig heldenhafte Züge haben
Dieser Artikel führte im übrigen zu einer weiteren Diskussion auf Richtig Spielleiten! in dem es vor allem in den Kommentaren heiß her ging, aber eine wirkliche Definition nicht genannt wird.
Und um auch noch mal eine dritte Sicht auf den Begriff zu haben, hier ein Zitat aus einem österreichischen Rollenspiel Forum:
Bauergamer sind also die Leute, die es nicht schaffen sich einen passenden Charakter für die anstehende Runde zu bauen, und auf Teufel komm raus versuchen, ihre eigenen Ideen durchzudrücken, was sich äußerst nachteilig auf die Gruppenharmonie und das Gameplay auswirkt.
Daneben gibt es natürlich noch dutzende andere Meinungen, Äußerungen und Definitionen da draußen im Rollenspielweb, die sich hoffentlich jetzt nicht vernachlässigt fühlen, weil ich sie nicht aufgeführt habe.
Ihr merkt aber schon, die Definition des “Bauergamer” geht deutlich auseinander. Ziemlich offensichtlich ist, dass der Begriff als Gegenstück zum Powergamer (da kommen wir dann beim Buchstaben P zu) gedacht ist oder war von wem immer nun das erste Mal der Begriff gekommen ist. Im LARP ergibt der Begriff ja sogar noch einigermaßen Sinn, denn da gibt es ja nicht wenige Spieler, die wirklich Bauern, Bedienstete oder ähnliches spielen, einfach auch nur um eben die Atmosphäre einer Taverne oder ähnlichem glaubwürdiger zu machen. Geht man dann über zum Tisch wird es schon schwieriger. Zwar gibt es in vielen System den Beruf als solchen (irgendwo muss ja das Essen her kommen), aber als Charakterklasse gedacht ist er deswegen noch lange nicht. Meistens jedenfalls. Gerade Spieler die DSA nicht leiden können, werfen diesem System ja gerne vor, dass dort Zuckerbäcker und Lustknaben spielbar seien, die nicht in der Lage sind in einem Abenteuer zu bestehen. Theoretisch ist dort auch ein Bauer erstellbar.
Die ersten beiden von mir oben genannten “Definitionen” haben ja gemeinsam, dass es sich um einen Spieler handelt, welcher einen Charakter erstellt hat, der einfach nur sein Leben lebt und (jetzt mal in übertrieben) gerne jeden Rollenspielabend beschreibt, wie er seine Felder bestellt oder auf dem Markt seine Waren verkauft. Das kann mit Sicherheit Spaß machen.. für mich wäre es nichts. Verwechseln darf man das dann wohl nicht mit jenen Spielern, die zwar einen solchen Charakter bauen, mit dem aber wilde Abenteuer erleben und Jungfrauen retten. DAS ist nämlich eine äußerst klassische Form des Helden, die ja überall auftaucht. Bauernjunge rettet Königreich.
Die dritte Definition wäre für mich tatsächlich gar nicht dem Begriff Bauergamer zuzuordnen, aber vielleicht ist der Begriff in Österreich, dem Land mit vielen Bauern, einfach anders geprägt? Und Bauer wird im Sinne von Bauerntrottel verwendet? Wir werden es vermutlich nicht heraus bekommen.
Erfahrungen mit solcher Art Spieler habe ich übrigens noch nicht gemacht. Ihr vielleicht?
Der mir geläufigsten Definition nach sind Bauerngamer (im P&P) Spieler, die entweder Charaktere spielen, die aufgrund ihrer unheldigen Art oder beschränkten Fähigkeiten schlecht zum Rest der Runde passen (und zwar von unten her, also z.B. bei DSA der Zuckerbäcker in der Gildenmagier- und -Krieger-Gruppe), oder/und die ihre Charaktere (unabhängig vom tatsächlichen Typus) mit Absicht regeltechnisch suboptimal entwickeln – beispielsweise vordergründig zwar einen Krieger zu spielen, dann aber seine AP in Wildnis, Wissen, Musizieren und Schneidern zu stecken anstatt in Kampf- oder körperliche Fähigkeiten.
Der Bauerngamer ist damit das charakter- bzw. regeltechnische Äquivalent zum Taschenlampenfallenlasser und überschneidet sich mitunter mit diesem.
Hattest du denn schon mal so jemanden in der Runde?
Ja, schon.
Den Unterschied zwischen einem Bauerngamer und einem Casual, der sich gar nicht für Regeln interessiert, ist der, dass der Casual normalerweise geneigt ist, seinen Charakter regeltechnisch so zu entwickeln, wie seine Mitspieler (die sich im System auskennen) ihm raten, während der Bauerngamer völlig verschlossen für Tips ist oder mitunter auch gern das Gegenteil davon macht, was man ihm als effektiv nahelegt.
Aber natürlich gibt es auch Casuals, die gleichzeitig Bauerngamer sind. ;)
An sich sind echte Bauerngamer als “Spielertypen” aber relativ selten, meine ich, auch wenn sie in Diskussionen im Netz relativ präsent sind.
Die Vermutung hab ich nämlich eben auch. Die meisten wollen halt doch echte Helden (TM) spielen und eben nicht 5 Monate lang die Ernte einfahren, das ist halt auf Dauer auch langweilig…
Die Begründung warum man manche Skills so oder so entwickelt und ausbaut kann ich allerdings dennoch sehr gut nachvollziehen. Das sind eben unterschiedliche Ansätze wie man an seinen Charakter ran geht. Will ich ihn effektiv für die Kampagne haben oder innerhalb der Spielwelt kohärent. Wenn allerdings letzteres diametral ersterem entgegen wirkt, dann ist ganz zu Anfang bei der Kampagne als die Charaktere erschaffen wurden schon mächtig was in die Hose gegangen.
Der Bauerngamer unterscheidet sich vom konsistenten Charakterentwickler allerdings dadurch, dass er seine Werte auch unabhängig von Erfahrungen und Erfordernissen steigert, sofern dies der Verhinderung eines Kompetenzzuwachses entgegenkommt. Wenn beispielsweise der Krieger mit Schwerter 10 startet (ok), nach fünf Abenteuern mit vielen Kämpfen es aber (wenn überhaupt, durch Gruppendruck) gerade mal auf Schwerter 11 oder 12 bringt, und vor allem sich auch von allen anderen Regeln fernhält, die seinen Charakter effektiver machen könnten (z.B. neuen Sonderfertigkeiten und Manövern), die vielleicht auch angebracht anzuwenden wären.
Musizieren zu steigern, weil der Krieger im Spiel einen Sängerwettstreit erlebt hat, ist kein Bauerngaming – aber Singen zu steigern, wenn sich die letzten Abenteuer um Gewölbe, Intrigen und Untotenjagden in der Gorischen Wüste gedreht haben, ist Bauerngaming. Auch, wenn die Begründung ist “mein Charakter soll halt gut singen können, aber bei Start hatte ich nicht genug Punkte”.