Aschamdon – Amizaras Chronik I
Ein anderes Buch
Das Buch, der erste Teil einer Trilogie, ist ein ziemlich schweres, dickes Werk von über 700 Seiten. Der Buchrücken ist schwarz, Vorder- und Rückseite weiß, grau marmoriert mit einem Symbol darauf, das auf der Vorderseite in Farbe gehalten ist und auf der Rückseite eine ganz kurzen “Klappentext” aufweist. Das Buch besteht aus 52 Kapiteln und einem Anhang mit Bilderverzeichnis für die einzelnen Werke innerhalb der Kapitel. Die Buchseiten sind nicht etwa weiß, sondern laufen zum Rand hin dunkel gesprenkelt aus und haben selbst eine ähnliche Farbe wie Pergament. Die Bilder auf den Seiten sind schwarz-weiß. Zum Teil neu gezeichnet, zum Teil aus alten Quellen übernommen.
Im Buch werden zwei Geschichten parallel erzählt. Zum einen haben wir das Mädchen (und später die junge Frau) Raphaela um 1960, welche als erstes in einem Gerichtssaal in Erscheinung tritt, in welchem ihr Vater dafür verantwortlich gemacht werden soll, dass ihr jüngerer Bruder gestorben ist. Der Leser erfährt durch die Überlegungen Raphaelas, dass ihr Vater sich in der Vergangenheit recht plötzlich verändert hat, launisch wurde und sogar einmal versucht hat sie selbst zu ertränken, aber ein Unbekannter konnte sie retten.
Die Verhandlung scheint positiv für ihren Vater auszugehen und sie selbst verlässt zunächst wutentbrannt über diese Ungerechtigkeit den Saal. Davor trifft sie auf jemanden, der ihr etwas über Recht und Unrecht erzählt, woraufhin sie wieder hinein tritt und ihren Vater mit einem Stift durchs Auge umbringt.
So landet sie zunächst in einer Irrenanstalt. Dort wird sie vom Ariach (eine Art Engel) Aschamdon aufgesucht, der sie mit der Aufgabe betraut, im Orden des Sarastro nach uralten, für ihn wichtigen Informationen zu suchen. Im Gegenzug würde sie aus der Anstalt kommen und könnte vielleicht ihrer Mutter und ihren Geschwistern helfen, welche nach dem Tod des Vaters immer mehr an den Abgrund gerutscht sind. So macht sie sich auf, im Orden nach diesen Informationen zu suchen, doch sobald jene gefunden sind, will Aschamdon weitere und gefährlichere Dinge von ihr.
Die zweite Geschichte spielt im Jahre 2002. Hier ist die Hauptfigur Atila, der Antiquitätenhändler, der vor Beginn der Erzählung einen Fehler begangen hat und nun in Geldnöten steckt, was ebenso wie bei Raphaela vom Handelnden in Rückblicken selbst erzählt wird. Von einer Bekannten hat er den Tipp erhalten, eine Person in Prag aufzusuchen, die ein altes Tarot verkaufen könnte. Diese jedoch scheint nach Ankunft von Atila eher weniger Interesse am Verkauf, als mehr am Kartenlegen für den Mann selbst, zu zeigen. Recht unbefriedigt verlässt er dann die Wohnung, nachdem ihn die Dame herauskomplimentiert hat und sucht eine weitere potentielle Geldquelle auf. Hier wird er jedoch von einer jungen Frau namens Liya deutlich überboten, welche die zu verkaufenden Textseiten für einen Orden erwerben will, der sich später als Sarastro Orden erweist. Bei einem Treffen danach verbrennt die Frau eine der Seiten und gibt den Rest an Atila mit der Bitte weiter, ihm etwas über das Aufkaufen von Antiquitäten beizubringen, wenn sie zurück in Wien sind. Er willigt ein und sie lernen sich näher kennen. Jedoch nicht für lange, denn schon bald liegt ein Brief auf seinem Tisch in dem ihre Cousine erklärt, dass Liya gestorben ist. Und Atila hat noch immer nicht alles Geld zusammen um seinen Schuldner zu bezahlen, als plötzlich weitere Personen in sein Leben treten, die es noch einmal unendlich komplizierter machen: Die Schwester von Liya, die ebenso wie Atila nicht an ihren Tod glauben will, ein Ex-Söldner, eine entmachtete Ariach und besagte Cousine. Dazu noch weitere Ariach und seltsame Artefakte.
Optisch macht das Buch einen richtig guten Eindruck. Nicht nur die Gestaltung des Umschlags, auch die Bilder, die mühsam in den Text eingefügt worden sind, helfen die Geschichte mit zu erzählen, in dem bestimmte Symbole oder Artefakte auftauchen, die in einem Zusammenhang zum Text stehen. Manchmal sind die teilweise uralten, teilweise neu gezeichneten Werke allerdings zu dunkel um etwas sinnvolles darauf erkennen zu können. Für alle Bilder gibt es jedoch einen kleinen Anhang in dem die jeweiligen Namen und Künstler nach Kapitel sortiert aufgelistet sind.
Beide erzählten Geschichten sind äußerst detailreich und kleinschrittig erzählt. Zum Ende hin wird es dann jedoch zu kleinschrittig, und man will als Leser endlich wissen um was es sich denn nun handelt. Zwar ist die Kapitellänge mit relativ wenigen Seiten sehr angenehm um vernünftige Lesepausen einzulegen, jedoch hat man das Gefühl praktisch nicht in der Geschichte vorwärts gekommen zu sein, obwohl durchaus eine Menge passiert. Eine große Entwicklung der Charaktere ist leider ebenfalls nicht vorhanden. Sie durchleben zwar neue Ereignisse, aber sind am Ende des Romans immer noch so, wie sie am Anfang waren, was zum Teil etwas seltsam anmutet, wenn man bedenkt, was denn in der Geschichte alles passiert ist.
Schwierig wird es bei der Einordnung des Romans in irgendeine Sparte. So mutet er die meiste Zeit über wie ein Roman für Jugendliche und junge Erwachsene an, hat dann aber ab und an Ausbrüche, die völlig aus diesem Schema fallen, wie etwa die brutale Szene, in der Raphaela ihren Vater ermordet.
Der Hintergrund des Romans ist selbst nach dem Lesen von allen 700 Seiten mehr als nebulös. Ständig werden von verschiedenen Fraktionen unterschiedliche Dinge behauptet und wer nun wirklich wer ist, weiß eigentlich keiner. So fühlt man sich zwar als Leser mehr in der Geschichte, aber hat leider auch das Gefühl an der Nase herumgeführt zu werden.
Fazit:
Optisch ist das Buch wirklich klasse und macht im Regal einiges her. Inhaltlich hätte man allerdings etwas mehr Wert auf korrekte Handlungsgeschwindigkeit legen sollen. Ob man gerne im Dunkeln herumgeführt wird, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und daher muss jeder selber wissen, ob eine solche Art der Erzählung etwas für ihn ist. Vielleicht wird es durch die restlichen beiden Bände klarer.
3/5
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