Shelter

Ein Hörbuch von Ursula Poznanski

Wer kennt sie nicht, die Verschwörungstheorien, welche gerne im Internet die Runde machen. Ob nun die Mondlandung erfunden ist, oder es um Corona geht, eines ist allen gleich. Überzeugte Anhänger, die sich durch nichts davon abbringen lassen, dass ihre Theorie der Wahrheit entspricht.
Wie hartnäckig eine solche Theorie ist, müssen auch Ben? und seine Freunde feststellen. Diese haben nämlich nach einem mehr oder weniger unerfreulichen Abschied während einer Geburtstagsfeier die Idee, doch einmal selbst eine solche Theorie in die Welt zu setzen um dann nachher den darauf hereingefallenen Menschen zeigenen zu können, wie leichtgläubig sie doch gewesen sind. Die Theorie? Außerirdische haben sich verschiedene Menschen als „Shelter“ auserwählt und sind mit diesen Verschmolzen. Doch diese Idee läuft recht schnell aus dem Ruder als ein selbsternannter Herrscher der Aliens namens Octavio auf den Plan tritt und beginnt die Shelter gegen alle aufzuhetzen, die ihnen widersprechen oder die Theorie ins Lächerliche ziehen wollen. Denn diese sind ebenfalls von Außerirdischen besetzt, sogenannten Captors, die die Erderwärmung voranbringen wollen um eine neue Heimat für ihre Zivilisation zu finden.
Also dann trotz Widerstands seiner Mitbewohnerin Liv Benny beschließt nach einigen Übergriffen die Sache aufzuklären, wird er quasi zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt und steht erst recht auf der Abschlussliste der Shelter, die sich nicht zu schade sind, seine Haustür mit dem erfundenen Symbol zu besprühen oder ihm in einem Hinterhof aufzulauern um ihm mit einem Feuerzeug zuleibe zu rücken – den Schmerzen können Captors nicht aushalten – aber wer kann das schon gut? Als auch noch sein anderer Mitbewohner Nando im Krankenhaus landet, Darya, in die er verknallt ist verschwindet, ebenso wie sein Freund Till, sucht er den direkten Kontakt zu Octavio, doch dieser schreibt nur in Rätseln, dass er ihn gerne treffen möchte und dann auch mit der Hetze aufhören würde. Doch wie findet man einen unbekannten Poster im Internet in der realen Welt? Und würde er wirklich damit aufhören? Warum hat er überhaupt mit der Sache angefangen? Alles Fragen die sich Benny stellt, aber letztlich bleibt ihm nur der Weg Octavio zu suchen, bevor noch mehr Menschen zu Schaden kommen.

Shelter ist wieder ein typischer Poznanski Roman, in dem dieses Mal Verschwörungstheorien thematisiert werden. Die Protagonisten sind ein wenig älter als in den letzten Bänden – Studenten und nicht Jugendliche, aber das ist auch vermutlich deswegen so gewählt, damit die Personen freier agieren können als jemand der noch zuhause wohnt und zur Schule muss. Zumal Autofahren eine recht wichtige Rolle für die Motivation des Hauptcharakters spielt. Die handelnden (Haupt-)Personen selbst wirken allerdings recht naive – jedoch nicht unrealistisch – so bescheuerte Ideen kommen halt nach einer feucht-fröhlichen Feier unter Studenten schon mal zustande. Die gesamte Geschichte ist bis zur Aufklärung was hinter Octavio steckt wirklich spannend zu hören und der Sprecher Jens Wawrczeck macht einen richtig guten Job und wird verdient nun schon zum 6 mal für die Vertonung eingesetzt. Die Verschwörung selbst ist zwar absurd, aber vielleicht wissen das auch einige Leser hier aus dem Rollenspielhobby: Es gibt auch eine Gruppe Menschen, die halten das Buch Nod für eine echte Sache und haben sich eine Religion darum gebaut – offensichtlich ist es egal wie absurd, irgendwer findet alles mögliche glaubhaft.
Auch nach der Enthüllung ist die Geschichte noch spannend, hat aber einen schalen Beigeschmack bekommen, denn die eigentliche Erklärung warum Octavio macht was er macht, ist dermaßen konstruiert und leider auch unrealistisch, dass es einem die schöne Geschichte zum Ende hin leider sehr madig macht. Da ist man eigentlich besseres von er Autorin gewohnt. Das heißt nicht, dass das (Hör-)buch schlecht ist. Bei weitem nicht. Man wird auf jeden Fall sehr gut unterhalten und möchte wissen wie es weiter geht, nur hat man einfach den Eindruck, dass es noch viel besser und runder hätte sein können.
Sicherlich ist die Geschichte unter den gegebenen Umständen der Pandemie und der damit auftretenden Verschwörungstheorien sehr, sehr aktuell und es schadet nicht, sich eingehender mit der ganzen Thematik und dem drum herum zu beschäftigen, gerade in der Altersgruppe für die dieses Buch gedacht ist, die vielleicht manchmal doch zu viel Vertrauen in etwas stecken, dass sie in den Social Media gelesen haben ohne kritisch darüber nachzudenken.

Fazit:
Wer Poznanski Romane gerne liest, wird also auch nicht um diesen hier herum kommen und sollte es auch nicht, aber muss sich darauf einstellen, dass das Ende vielleicht nicht den Erwartungen entspricht. Zeitlich ist das Hörbuch mit 12 Stunden sicherlich nicht kurz, aber eben dank des Sprechers und auch der Geschichte enorm kurzweilig. Wer noch nichts von Poznanski gelesen hat, der sollte vielleicht einen der anderen Romane aus dem Jugendbuchsektor zunächst lesen (Cryptos, Erebos1+2, Aquila, Thalamus oder Elanus) und dann erst zu Shelter greifen.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen