Wasteland
Hopepunk von Judith C. und Christian Vogt, besprochen von Infernal Teddy
Wir Menschen haben einen deutlichen Hang zum Schwarzsehen. Zumindest wenn es um unsere Zukunftsvisionen geht – Star Trek zum Trotz präferieren wir im Bereich der Science Fiction Darstellungen der Zukunft in der alles den Bach runtergeht. Wie sonst erklärt man sich die Popularität von Genres wie die Postapokalypse? Ich meine, klar, Filme aus den Siebzigern und Achtzigern, da war eine postapokalyptische Landschaft günstiger als irgendwelche Raumschiffe, aber mal im Ernst…Ich zitiere mal einen klugen Mann mit einer blauen Box:
You lot. You spend all your time thinking about dying. Like you’re going to get killed by eggs or beef or global warming or asteroids. But you never take the time to imagine the impossible. That maybe you survive.
Warum ich jetzt so auf der armen Postapokaylpse herumreite? Nuja, ich habe vor kurzem den neusten Roman von Judith und Christian Vogt gelesen, Wasteland, einem Roman der in einem postapokalyptischen Europa angesiedelt ist. Kann mich das Buch trotzdem überzeugen? Finden wir es heraus.
Wasteland ist als Softcover beim Knaur Verlag erschienen und umfasst vierhundert Seiten. Der Umschlag ist vorne und hinten jeweils umgeklappt, aber ohne das sich etwas dahinter verbirgt, ansonsten ist zur Gestaltung des Buchs nichts großartig hinzuzufügen. Was mir gefällt ist die enthaltene Content Warning, ein Beispiel von dem ich hoffe das es Schule macht – nur hätte das am Anfang des Romans stehen müssen wenn ihr mich fragt, nicht an dessen Ende. Hatte der Verlag vielleicht plötzlich Angst vor der eigenen Courage?
Die Handlung von Wasteland folgt hauptsächlich zwei junge Menschen in dieser ruinierten Welt des Jahres 2064, Zeeto und Laylay. Laylay ist eine Nomadin, die Tochter eines deutschtürkischen Arztes mit dem sie ständig auf seinem Motorrad unterwegs ist und die ein Geheimnis in sich birgt. Zeeto dagegen ist Neurodivergent. ADHS, gekoppelt mit einem starken Manisch-Depressiven Zyklus, dazu noch romantisch-asexuell. Die Handlung des Romans wird auch größtenteils aus der Sicht dieser beiden Figuren beschrieben, Zeetos Kapitel in der Gegenwartsform, als würde man seinen Gedankenstrom direkt mit anzapfen, während Laylays Kapitel wie ein Rückblick oder eine Erinnerung geschrieben sind, bis auf das Letzte. Beide Charaktere sind das, was Judith als “Hoper” bezeichnet, Menschen die optimistisch daran glauben die zerstörte Welt wieder aufbauen zu können und eine neue Zivilisation schaffen zu können, wenn auch auf verschiedene Arten und Weisen. Zeeto ist einer der Bewohner des Handgebunden-Marktes, einer Kommune die mit jedem Handel treibt der den Markt aufsucht und sich an dessen Regeln hält, und zu Beginn des Romans ist er in sehr, sehr großen Schwierigkeiten. Getrieben von seiner Kopfchemie hat er angefangen, einige alte Bunker am Rande einer toxischen Zone zu erkunden als er das Schreien eines Babys gehört hat. Auf der Suche danach ist er in die Toxische Zone geraten – und hat dabei seine Atemmaske beschädigt. Gleichzeitig erreichen Laylay und ihr Vater den Markt. Die beiden sind mit Zeeto und dessen Familie befreundet, weshalb man Laylay einen Deal anbietet – wenn sie Zeeto findet und zurückbringt bekommt ihr Vater die Medikamente die er braucht. Laylay hat nämlich ein Geheimnis, sie ist immun gegen die Krankheiten die in der toxischen Zone umherschwirren. Sie bringt die beiden zurück, allerdings hat sich Zeeto dabei angesteckt, und auch Laylays Vater weiß nicht wie man die Krankheit heilen kann – was er aber feststellt ist dass das Baby wie auch Laylay immun ist. Bei Versuch den Bunker wieder zu finden den Zeeto erkunden wollte geraten er und Laylay allerdings an eine Patrouille der Brokes, einer gewalttätigen Bande von Toxxern – und nur durch einen Überfall durch Laylays Vater kann verhindert werden das ihr Geheimnis ans Licht kommt. Er entführt daraufhin Laylay, während Zeeto und die anderen Bewohner des Marktes sich mit dem Problem der Brokes auseinandersetzen müssen. Es stellt sich dann heraus das Zeeto einem ganz großen Geheimnis auf der Spur gekommen ist, welches Laylay, dem Baby und der toxischen Zone verbindet, und für das die Brokes bereit sind den Markt und dessen Bewohner auszulöschen…
Fazit:
Okay, Postapokalypse ist immer noch nicht mein Genre. Das macht es mir natürlich um so schwerer, dieses Buch angemessen zu bewerten. Die Vögte erzählen hier eine spannende und optimistische Geschichte, die Protagonisten sind sympathisch und glaubwürdig – und Zeeto vor allem für mich – und damnit, ich LIEBE den Optimismus den die beiden hier haben einfließen lassen. Gleichzeitig ist das Genre nun mal nicht meines, bei den Brokes bekomme ich starke Mad Max-Flashbacks, und an ein oder zwei Stellen lässt mich die Handlung etwas unbefriedigt zurück. Wer das Genre mag wird hier wahrscheinlich deutlich zufriedener sein als ich es bin. Was bleibt zu sagen?
Ich bin ein Hopepunk.
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