Kreuzkönig
Eine Besprechung aus der Welt von Eis & Dampf von Infernal Teddy
Eigentlich sind ja Abenteuer bekanntermaßen nicht so wirklich mein Thema. Für die Spiele, die ich bevorzugt leite gibt es in der Regel keine fertigen Abenteuer, oder wenn doch, dann eher im Bereich unterirdisch oder noch schlimmer – es gibt schon einen Grund warum ich mir die beiden Abenteuer für Mage: the Ascension in über zwanzig Jahren immer noch nicht zugelegt habe. Selbst bei Spielen, zu denen es Abenteuerkonserven gibt schreibe ich lieber mein eigenes Material. Aber ich mache ja auch mal Ausnahmen. Ich habe zum Beispiel die Pathfinder-Kampagnen Rise of the Runelords und Kingmaker geleitet, und auch bei Shadowrun habe ich anno dazumals ein paar Konserven ausgepackt. Und jetzt liegt mit Kreuzkönig ein Abenteuerband vor für das Fate Core-Setting Eis & Dampf.
Kreuzkönig ist ein schicker kleienr Softcover, mit 114 Seiten in Schwarz / Weiß und dem selben Layout, welches wir auch schon vom Settingband her kennen. Die Illustrationen von Hannah Möllmann, Janina Robben und Mia Steingräber sind eher spärlich eingesetzt in diesem Band, was aber dazu beiträgt die Seitenzahl und damit wohl auch den Preis zu senken.
Der Band enthält zwei Abenteuer, welche auch beide einen Bezug zum Titel des Bandes herstellen lassen. In „Volles Haus und Rotes Quecksilber“, geschrieben von Jörg Hagenberg und Hannah Möllmann geht es schließlich um ein Poker… nein, Verzeihung, um ein Poch-Turnier, bei dem wohl auch die genannte Karte durchaus zum Einsatz kommen kann. Allerdings ist es nicht irgend ein Turnier, sondern eines, welches der russische Zar jährlich ausrichten lässt, und am Fundort des äußerst seltenen roten Quecksilbers stattfindet. Von diesem Stoff werden jedes Jahr nur 50 Kilo gefördert, um die dann für sehr, sehr hohe Einsätze zwischen den Vertretern der wichtigsten Nationen und Organisationen Europas gespielt wird – Winner takes all. Durch einen Zufall bekommen die Spieler nun die Möglichkeit, bei diesjährigen Turnier dabei zu sein und um diesen unschätzbar wertvollen Stoff mitzuspielen, während drumherum alle beteiligten ihre eigenen Ränke schmieden. Die Spielleitung bekommt hier ein schönes, nonlineares Szenario geboten, welches sie recht problemlos an die Pläne und Handlungen seiner Spieler anpassen kann, und mit vielen detaillierten Charakteren, deren Motivationen und Absichten ausreichend erklärt werden, ohne das man unter Informationen begraben wird, welche für das tatsächliche Spiel nicht von Bedeutung sind.
Das zweite Abenteuer des Bandes, „Der letzte Habsburger“ aus den Federn von Jörg Hagenberg, Hannah Möllmann, und Christian und Judith Vogt, interpretiert den „Kreuzkönig“ deutlich anders als der Vorgänger, und ist ähnlich modular aufgebaut wie dieser. Hier ist allerdings die Handlung auch etwas enger mit dem Setting verknüpft als es im ersten Teil des Bandes der Fall war. Eine Terrorgruppe und eine fanatische christliche Sekte sind im Wettstreit gefangen um ein Geheimnis, welches das Schicksal des von den Osmanen besetztem Österreichs – Rumelien – für immer verändern könnte. Aber der Schlüssel, welcher zu diesem Geheimnis führen soll, befindet sich (Ganz im Cthulhu-Manier) durch den Tod eines Onkels plötzlich im Besitz eines der Charaktere, wodurch diese sich gleich zwei Gefahren ausgesetzt sehen, der sie sich nur dadurch erwehren können, in dem sie den beiden Gruppen zuvor kommen und ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Leider lässt sich nicht all zu viel über die Handlung berichten, ohne den Plot auszuplaudern, zumal das Abenteuer an vielen Stellen völlig offen für die Pläne der Spieler ist.
Fazit:
Wie schon gesagt, ich bin kein Freund von Abenteuerkonserven. Ich bin auch der Meinung das Abenteuer für Fate deutlich schwerer zu konstruieren sind als für die meisten anderen Rollenspiele. Aber nachdem ich das nochmals angebracht habe: Mir hat Kreuzkönig ganz gut gefallen. Für mich ist das erste Abenteuer dabei der ganz klare Favorit: die reht freie Handlung kommt dabei meiner eigenen Leitmethode angenehm entgegen, die NSCs sind interessant und machen Spaß, und der recht kleine „Raum“ den man hier bespielt macht aus diesem Abenteuer fast schon ein „Closed Room Szenario“. „Der zweite Habsburger“ ist für mein Empfinden etwas schwächer, bedingt sowohl durch die linearere Struktur und dadurch das es hier gefühlt darum geht, der Spielwelt seinen Stempel aufzudrücken. An und für sich ist das nicht falsch, aber mich stört es, wenn mit einem offiziellen Abenteuer der Status Quo der Spielwelt aufgebrochen werden soll. Wem das nicht stört, oder wer ein richtig cooles PokerPochturnier bespielen will ist mit Kreuzkönig definitv gut bedient.
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