Tianxia – Jade, Seide und Blut
Eine Fate-Besprechung von Infernal Teddy
Manchmal kommt einfach alles zusammen. Als hätte das Schicksal es vorherbestimmt. Ich suche seid unserem Umzug eine neue sportliche Betätigung, habe aber kein Fitnessstudio gefunden das mir zusagt. Caninus erzählte vom Kopfsportuntericht den sie an der Uni hatte. Ich habe wieder Lust auf klassische Eastern-Movies. Mylady Vogt erzählt das sie wegen ihren Recherchen für einen Splittermond-Roman mit Kung Fu angefangen hat. Ich habe endlich wieder die Fate Core-Bücher im Haus. Ich melde mich bei einer Kung Fu-Schule hier um die Ecke für eine Probestunde an. Und dann schickt mir Dominik Pielarski, der Sifu des deutschen Fates, mir das neueste auf deutsch erschienene Setting für Fate zu, Tianxia – Jade, Seide und Blut. Ich sag ja, Schicksal. Vermutlich soll ich jetzt als großer Kämpfer die geheime Technik Buddhas Hand lernen oder so… Egal. Wir legen jetzt mal den Soundtrack zu Guild Wars – Factions auf, werfen A Chinese Ghost Story in den DVD Player, und schauen uns die neuste Fate-Veröffentlichung aus dem Hause Uhrwerk an…
Tianxia ist ein richtig schicker Hardcoverban, mit 253 Seiten komplett in Farbe und auf Glanzpapier, im selben Format wie auch schon die deutsche Ausgabe von Fate Core oder dem Codex. Das Layout ist Stimmig und passt sehr gut zum Setting, und setzt gleichzeitig auf Lesefreundlichkeit statt auf pseudoasiatischem Geschnörkel. Was mir vor allem sehr positiv aufgefallen ist, ist dass das Artwork des Buches komplett aus einer Hand stammt, so das es weder Abweichungen in der Qualität gibt (Alles sehr gute Bilder, meiner Meinung nach), noch das man zwischen verschiedenen Stilen navigieren muss. Gefällt einfach. Wir bekommen außerdem eine graphische Präsentation der Provinz Jiangzhou, in welcher dieser Band angesiedelt ist – als karte möchte ich das Bild nicht bezeichnen, zum einen weil es offensichtlich eher darum geht ein Gefühl für die Region zu geben, zum anderen weil, wenn man ehrlich ist, es in diesem Genre nicht wirklich wichtig ist, wie lange die Straße von A nach B ist, oder wo denn genau das Dorf denn ist. Ach ja, und ein Lesebändchen hat es auch noch! Also rein vom Äußerlichen überzeugt der Band schon mal – wie sieht es beim Inhalt aus?
Tianxia verteilt sich auf zehn Kapitel, welche nicht nur um einen Index und Kopiervorlagen ergänzt werden, sondern auch noch um zwei Anhänge, welche dem Original nicht beilagen sondern zusätzlich erworben werden mussten. Nach dem Inhaltsverzeichnis bekommen wir zunächst die bereits genannte „Karte“, bevor es mit der ersten Kapitel losgeht. Jedes Kapitel beginnt mit einem einseitigen Text, welche einen der vorgefertigten Charaktere präsentieren. Kapitel Eins, „Willkommen bei Tianxia“, erfüllt die übliche Funktion einer Einleitung. Es geht los mit einem Glossar, welches die wichtigsten Begriffe erklärt, und macht dann weiter mit der üblichen Beschreibung was denn das Buch sein möchte. Tianxia versucht nicht so sehr, ein „asiatisches Fantasy-Fate-Setting“ zu sein, sondern ein „Kung Fu-Fantasy-Fate-Setting“, mit den Charakteren als wandernde Kung Fu-Kämpfer. Abgerundet wird das Kapitel durch eine sehr kurze, sehr grobe Übersicht über WUxia und Kung Fu als Genres (Vor allem als cineastische Genres).
Das zweite Kapitel, „Shénzhou & Jiangzhou“, geht dann auf das Setting ein. Hier wird auch nochmal in aller Klarheit gesagt das hier nicht versucht werden soll, das historische China zu präsentieren, sondern eine Fantasywelt, welche davon inspiriert wurde, ähnlich wie die meisten Fantasywelten von Europa inspiriert wurden. Jiangzhou, das eigentlich präsentierte Setting, ist eines der westlichsten Provinzen eines Reiches namens Shénzhou, und ist wilder als es die meisten Provinzen des Reiches sind. Dieses Reich wird nur sehr grob angerissen, ins Detail geht es erst, wenn es um die eigentliche Provinz geht. Gut, „Detail“ ist auch hier relativ zu sehen, vieles wird nur grob angedeutet oder angerissen, was mir aber sehr gut gefallen hat ist das hier direkt wichtige NSCs mit Werten an den passenden Stellen im Text eingebettet wurden, und es auch immer wieder Textkästen gibt mit möglichen Erklärungen für bestimmte Setzungen im Setting. Das Selbe gilt auch für das nachfolgende Kapitel, in dem die Hauptstadt der Provinz, Bao Jiang, vorgestellt wird. Alles in allem bekommt man genau so viel Setting wie man meiner Meinung nach braucht um direkt losspielen zu können, und mit genug NSCs um die Spieler unterhalten zu können.
Um das mechanische geht es dann in Kapitel Vier, „Die Regeln von Tianxia“. Hier werden zunächst die Fertigkeiten beleuchtet, sowohl wie sich die vorhandenen Fertigkeiten ändern, als auch die neue Fertigkeit Chi, welche für die Anwendung der Kampfkünste relevant ist. Entscheidender sind da die Änderungen an den Regeln zur Charaktererschaffung – Charaktere bekommen einen zusätzlichen Punkt Erholungsrate, und können Erholungsrate ausgeben um Techniken und Stile zu erwerben; und als neuen Wert gibt es den Jianghu-Rang, welcher zum Ausdruck bringt wie Gut das eigene Kung Fu bzw. das der Gegner ist – sowie die Änderungen an den Regeln für Kämpfe und Gefolgsleute, und die Mob-Regeln. Schließlich ist es kein Kung Fu-Film wenn nicht die Helden reihenweise Handlanger durch die Gegend prügeln, oder?
Das fünfte Kapitel, „Die tödlichen Künste des Kung Fu“, wendet sich dann dem eigentlichen Herzen des Buches zu, der Umsetzung von Kung Fu in Fate. Oder ist das die Umsetzung von Fate im Kung Fu? Jedenfalls gibt es eine Reihe von Stilen, die ein Charakter erlernen kann. Stile ähneln einerseits Stunt-Familien, anderseits Extras, und werden wie schon erwähnt über Erholungsrate erworben. Die Stile werden dabei aus zwei Komponenten zusammengestellt, dem Element und dem Körper. Beim Erwerb eines Stils sucht man sich einen Element und einen Körper aus, und bekommt dadurch einen Kung Fu-Stil mit sechs Techniken (Drei pro Unterstil), mit einer Beschreibung der Techniken im Anschluss an den Regeln. Zu den Stilen gibt es außerdem noch Formen, wie der Stil aussieht, und eine Geheimtechnik die ein Charakter erlernen kann wenn er seinen Stil gemeistert hat. Abgerundet wird das Kapitel durch eine Sammlung von verlorenen Techniken und Tipps für die Präsentation von Kung Fu-Kämpfen im Rollenspiel.
Ich erwähnte bereits schon das es in diesem Buch auch Beispielcharaktere gibt, welche in den Textfragmenten an den Kapitelanfängen vorgestellt werden, und welche auch im ganzen Artwork präsent sind. Diese Charaktere werden in Kapitel Sechs mit allen Charakterwerten für Fate Core präsentiert, zusammen mit einem Spielbeispiel um zu zeigen wie denn nun Kung Fu in Fate aussehen soll.
Damit wären wir auf halber Strecke durch das Buch. Wir machen also nächstes Mal weiter mit der zweiten Hälfte, und schauen mal ob Tianxia es tatsächlich schafft, den Teddy umhauen (Hah!) kann.
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