Vampire: the Dark Ages 20th Anniversary Edition
Eine Besprechung aus der Welt der Dunkelheit, von Infernal Teddy
Wir probieren gerade mal wieder etwas aus: diese Rezension ist das Ergebnis einer Abstimmung in Teylens Facebook-Gruppe zur Welt der Dunkelheit. Wir werden auch in Zukunft immer mal wieder fünf Bücher zur Abstimmung aufstellen, und schauen was euch, unsere Leser, interessiert.
Welcome to my house. Come freely. Go safely. And leave something of the happiness you bring.
-Bram Stoker, Dracula
Zeit für eine unpopuläre Meinung: die Gegenwart ist in meinen Augen nicht das beste Setting, um Vampire zu spielen. Klar, sie hat den Vorteil das man die Spielwelt kennt, und das man weiß wie man sich verhalten muss wenn der amerikanische Blutsauger da vorne gerne etwas Ketchup zu seiner französischen Adligen haben möchte, aber wenn man wirklich die Sau rauslassen möchte, wenn man wirklich zeigen möchte was es bedeutet, ein Vampir zu sein, dann sollte man sich das klassische Mittelalter anschauen. Das finstere Mittelalter. Womit wir bei der Jubiläumsausgabe von Vampire: the Dark Ages wären. Ich mochte Dark Ages schon seid seinem Erscheinen lieber als Masquerade, und vom Setting her war mir Vampire: the Dark Ages lieber als Dark Ages: Vampire (Also lieber 1197 statt 1230), während DA:V von den Regeln her solider war als V:tDA. Betrachten wir also “DA20”, und saugen uns mal am Buch fest.
DA20 liegt hier als POD-Ausgabe auf meinem Schreibtisch, ein schöner, stabiler Hardcoverband mit 487 Seiten (inklusive Charakterbogen). Ich habe das Buch als Standarddruck bestellt, nicht in Deluxe, und habe was die Qualität des Vollfarbendrucks angeht nichts auszusetzen. Das Cover ist an V:tDA angelehnt, welches mir persönlich deutlich besser gefällt als das Cover von DA:V. Das Artwork im Inneren besteht zum größten Teil aus neuen Bildern, welche in Farbe erstellt wurden, aber ab und an schleichen sich auch alte Favoriten ein, welche in Schwarz/Weiß vorliegen, wie einige Arbeiten von Leif Jones, dessen Arbeiten für die Dark Ages-Reihen mir immer sehr zugesagt haben. Das Layout und die gewählten Schriftarten orientieren sich auch wieder an V:tDA, sehr zu Vorteil des Buches.
DA20 präsentiert seinen Inhalt verteilt auf neun Kapiteln, zwei Anhänge, und die Einleitung. In der Einleitung bekommen wir auch gleich erklärt, was dieses Buch sein möchte: eine neue Aufbereitung alter, quasi nostalgischer Spielerlebnisse (V:tDA wurde 2016 immerhin zwanzig Jahre alt…), aber mit einigen überarbeiteten Elementen, sowohl von den Regeln her als auch im Hintergrund. Außerdem wird die “Timeline” weiter Richtung Gegenwart verschoben – wir schreiben 1242, es sind nur noch wenige Jahre bis die Mongolen nach Europa vorstoßen, und auch sonst sind große Dinge in Bewegung. Gleichzeitig weist das Buch auch darauf hin das es im großen und ganzen zeitlich neutral ist, und man es zu jeder Zeit einsetzen kann – und man alle Änderungen natürlich ignorieren kann, und bevorzugte Alternativen aus vorherigen Büchern nutzen kann (Sollte ich also wirklich mal meine Riesenchronik leiten wäre dieses Buch die geeignete Regelbasis dafür…). Die Einleitung erklärt natürlich noch grob, worum es in den einzelnen Kapitel gehen wird, gibt Einblick in Stimmun, Thema, und das ganze andere Zeugs, und was einen Vampir in der Welt der Dunkelheit ausmacht, aber wir Veteranen kennen das ja schon zur Genüge.
Das erste Kapitel bietet dem geneigten Leser eine übersicht über die Gesellschaft der Verdammten. Es gibt zunächst eine kurze Übersicht über die körperliche Seite des Vampir-daseins, dann gibt es eine Übersicht über die verschiedenen Trennlinien innerhalb der Gesellschaft der Verdammten: den Krieg der Prinzen, die Altersstufen, die Hohen und Niedrigen Clans (Ein Konzept das mir, ehrlich gesagt, bestenfalls mäßig gefallen hat), und natürlich die üblichen Posten, die es innerhalb einer Stadt so zu geben hat. Dann bekommen wir die sechs Traditionen, ein paar Abschnitte zur Kainssage und den Generationen, und einen kurzen Abschnitt über die anderen Wesen, welche in den langen Nächten hausen, wie Werwölfe, Magi und so weiter (Und ja, so weit ich es einschätzen kann, kann man DA20 auch als Regelwerk für die früheren Dark Ages-Spiele nutzen). Abgerundet wird das Kapitel durch ein kurzes Lexicon mit den wichtigsten Begriffen.
Im zweiten Kapitel geht es dann ans Spielbaren – “The Clans of Caine”. Hier werden allerdings nicht nur die dreizehn Clans vorgestellt, sondern auch NEUNZEHN Blutlinien. Auf die Clans werde ich an dieser Stelle nicht all zu sehr eingehen – sie sind identisch mit den Clans aus Vampire: the Masquerade, allerdings angepasst an die historische Epoche, und zum Teil mit leicht geänderter Clansschwäche. Eine Ausnahme gibt es hier allerdings, denn statt den Giovanni findet sich hier der Clan der Cappadocians, gelehrte Erforscher des Todes und Theologen, welche mit zunehmenden Alter Leichen immer ähnlicher sehen. Die Blutlinien sind die Folgenden:
- Ahrimanes: Eine Blutlinie von weiblichen Gangrel, welche weder Ghule noch Blutsbande kennen, und deren Disziplin Spiritus ihnen erlaubt, mit den Geistern (Spirits, nicht Ghosts) von Tieren zu sprechen.
- Anda: Ebenfalls eine Blutlinie der Gangrel, welche mit den Horden der Mongolen reiten, und welche in der ersten und der letzen Stunde der Nacht wegen ihrer Einsamkeit einen Würfelabzug auf alle Proben erleiden.
- Baali: Eine gehasste Blutlinie, welche möglicherweise von Saulot abstammt, und welche von allen gehasst und gejagt werden , und deren eigene Disziplin ihnen dabei hilft, ihre Umgebung zu korrumpieren und zu verderben.
- Bonsam: Einer der aftikanischen Laibon-Linien, von denen ich nicht weiß wo die herkommen, und die wie Fledermausmenschen aussehen. Einzelgängerische Jäger, welche Menschen in Angst und Schrecken versetzen, und deren Disziplin Abombwe ihnen Kontrolle über ihre innere Bestie verleiht.
- Children of Osiris: Nicht so sehr eine Blutlinie als eher eine kleine Sekte von Vampiren, welche sich einem gemeinsamen Ziel verschrieben haben, und dafür eine neue Clansdisziplin erhalten, Bardo, welche ihnen erlaubt, an ihrer Menschlichkeit festzuhalten. Allerdings sind sie nicht in der Lage, Nachkommen zu zeugen
- Danava: Eine indische Blutlinie der Ventrue, welche sich nicht von Tierblut ernähren können, und als Priesterkönige über die Untoten regieren, mit Thaumaturgie als Clansdisziplin.
- Gargoyles: Die Sklavengeschöpfe der Tremere sind hier noch relativ neu, historisch, weswegen sie ihre spätere Disziplin Visceratika noch nicht haben. Flight ist ihnen allerdings als Disziplin erhalten geblieben.
- Giovani: Neben der historisch korrekten Schreibweise ist hier die größte Änderung das es sich zu Beginn bei den Giovanni um eine Allianz von Händlern und Nekromanten handelt, welche sich erst später zu einer einzigen Familie verbindet.
- Impundulu: Eine weitere Linie der Laibon, Nekromanten welche immer mit einen oder mehrere Bomkazi Hexer oder Hexen zusammenleben, und hauptsächlich im südöstlichen Afrika zu finden sind.
- Kiasyd: Nicht mehr nur eine Lasombra-Blutlinie, sondern die Ergebnisse von Experimenten mit dem Blut von… anderen Wesenheiten, von denen die “Brut des Marconius” nur die Bekanntesten sind, mit einer geradezu feenhaften Disziplin, Mytherceria.
- Lamiae: Ein düsterer Lilithkult, welcher exklusiv aus Kriegerinnen besteht, welche sich den Cappadocians verschrieben haben,und deren Blut eine Seuche überträgt, welche ihre Opfer bei lebendigem Leib dahinverwesen lässt.
- Lhiannan: Eine Blutlinie der Gangrel, welche sich vor langer Zeit vom Clan abgespalten haben, und langsam am aussterben sind – ihre Generation wird durch jeden Kuss den sie verabreichen erhöht. Ihre Disziplin, Ogham, ist eine Variation der Khodunischen Hexerei.
- Nagaraja: Ein indischer Todeskult, welcher vor langer Zeit von Bluttrinkern übernommen wurde, und nun über Lebende, Untote und den Toten gebieten können, und möglicherweise die spirituellen Ruinen von Enoch gefunden haben – sich aber vom Fleich und nicht dem Blut der Lebenden ernähren müssen.
- Niktuku: Monster, die der Ahn der Nosferatu schuf um seine Nachkommen zu vernichten und seine Schukd zu tilgen, und welche sich nur vom Blut anderer Vampire ernähren können.
- Ramanga: Eine weitere Laibon-Blutlinie, deren Angehörigen sich als Berater und “Puppenspieler” in kleinen Königreichen etablieren, und über ihre Begründerin über große Landstriche vernetzt sind.
- Salubri: Hier haben wir drei verschiedene Blutlinien, die Salubri Krieger, die Salubri Heiler, und die Salubri Wächter, alles die überlebenden des Massakers der Tremere. Alle drei Linien haben Valeren und Auspex, aber jede Linie hat eine eigene dritte Disziplin, und jede erfüllt ihre eigene Rolle innerhalb des ehemaligen Clans. Erkennbar sind sie am dritten Auge, welches auf ihre Stirn wächst
- True Brujah: Die Mitglieder des Clans Brujah sind die Nachkommen eines Mörders – die Mitglieder dieser Blutlinie sind die Nachkommen des wahren Clansbegründers. Ihre Disziplin Temporis erlaubt Manipulation der Zeit, während Celerity ein müder Abklatsch darstellt. Allerdings verliehren die Mitglieder dieser Blutlinie zusehens ihre Emotionalität.
Das sind, wie gesagt, die Blutlinien, welche in diesem Buch an die Epoche angepasst wurden, gegenüber der letzten Version verändert wurden, oder zum ersten Mal eingeführt wurden. Und in den Beschreibungen der Blutlinien sehen wird auch die ersten Änderungen am Hintergrund bzw. Canon, beispielsweise mit den Giovani, welche sich jetzt gerade zu den Giovanni umdefinieren, oder mit den Änderungen an den Kiasyd. Nichts wirklich Großes oder Weltbewegendes, aber definit Dinge, die sich entsprechende Spielleiter im Vorfeld anschauen sollten. Ich habe jetzt allerdings genug Worte an den Blutlinien verschwendet, wir machen nächstes Mal weiter mit den Pfaden der Erleuchtung, und schauen mal, wie weit wir damit kommen.
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