Rollenspielen. Auf einer Burg. Aber kein LARP.
Infernal Teddy war auf dem Sommertreffen 2017 des Tanelorn-Forums
Wenn es um Internetforen geht ist mein „Wohnzimmer im Netz“ seit fast zwanzig Jahren das berühmt-berüchtigte RPG.net, von manchen auch gerne als „Big Purple“ bezeichnet. Aber wenn es um den deutschsprachigen Raum geht verkehre ich mittlerweile primär im Tanelorn, einem der beiden größten deutschen Rollenspielforen. Die Community ist relativ offen, vergleichsweise freundlich, und zumindest der Stammtisch hier in Mannheim ist immer wieder ein Besuch wert. Der Mannheimer Stammtisch war es auch, der dazu geführt hat das ich mich Anfang August plötzlich mitten in der hessischen Wildnis auf einer Burg wiederfand. Aber alle Pfälzer Vorurteile über Hessen außer Acht gelassen, was hat mich denn auf die Burg Hessenstein getrieben?
Das Tanelorn veranstaltet zweimal im Jahr ein großes Usertreffen, welches aus verschiedenen Gründen auf der Burg Hessenstein stattfindet. Zum einen ist es vergleichsweise zentral gelegen (Oder auch „Für alle gleich schwer zu erreichen“), zum anderen ist es auch als Jugendherberge günstig, was es erschwinglicher macht. Außerdem: Hey, es ist eine Burg, mitten im Wald, und auch wenn quasi über der nächsten Hügelkuppe schon der nächste Ort liegt, so ist man schön vom Alltag abgeschnitten (Was unter anderem daran liegt das die Netzabdeckung für Handys nach dem Burgtor einfach nicht mehr vorhanden ist…). Und genau auf diese Burg hat es mich dann vier Tage lang Anfang August verschlagen, danke der Mitnahme durch zwei der netten Leute vom Stammtisch (Womit wir wieder den Bogen geschlagen hätten).
Angefahren sind wir Donnerstags Nachmittags, von Mannheim aus losfahrend über Marburg (Wenn ihr da mal in der Gegend seid, ich kann die Burger bei Shakey Shake nur wärmstens empfehlen!) nach Burg Hessenstein. Die Burg selbst liegt mitten im Wald, in einem kleinen Talkessel, umringt vom Wald – und zumindest bei unserem Besuch, von Nebel. Die Gegend sieht aus als hätte sie großes Potenzial zum wandern gehen, aber zum Wandern bin ich nie gekommen, da es vier Tage lang ununterbrochen geregnet hat während wir da waren. Ich muss zugeben, ich war ein etwas nervöses Bärchen – ich bin immer etwas nervös wenn ich irgendwo hinkomme wo ich so gut wie niemand kenne, aber kurz nachdem wir angekommen sind, ist auch Shadom aufgeschlagen was für mich sehr entspannend war. Allgemein war der Donnerstag für die meisten Besucher der Anreisetag, was jede Menge „Wiedersehen und Kennenlernen“ bedeutete. Ich endete beim Whiskeytasting, auch wenn ich nichts mehr trinke – einen guten Scotch rieche ich immer noch sehr gerne. Außerdem habe ich mich angeregt mit Friederike vom FateCast über Musik unterhalten, und darüber das ihr Mann und ich uns aus Kaiserlautern kennen.
Nachdem ich mich Donnerstags Freitags um zwei hingelegt habe und meine innere Uhr mich um kurz vor sechs wieder aus dem Bett geholt hat, habe ich mir zunächst eine ruhige Ecke gesucht um zu lesen, bis sich die ersten anderen Gäste langsam aus ihren Gräbern Betten erhoben haben. Und ab hier wird es für mich schwer zu rekonstruieren, was genau ich wann gemacht habe – mein Zeitgefühl ist unter den besten Umständen als „nicht vorhanden“ zu bezeichnen, und vier Tage in der hessischen Wildnis sind nicht das, was ich als „beste Umstände“ beschreiben würde. Ich hatte am Freitag zwei Rollenspielrunden, das weiß ich noch. Zum einen war das das „Blind Date“, bei dem Spieler nach Zufallsprinzip den einzelnen Spielleitern zugeordnet wurden, und danach bekannt gegeben wurde was gespielt werden würde – ich bin beispielsweise in einer Dragon Age-Runde gelandet, bei der ich mich leider nicht an den Namen des Spielleiters erinnere. Dragon Age ist jetzt kein System, welches ich freiwillig probiert hätte, aber ich hatte auf jeden Fall Mordsspaß (Und ich hoffe, ich habe meine Mitspieler nicht all zu sehr genervt…). Meine zweite Runde war allerdings eine, für die ich mich im Vorfeld angemeldet hatte – ich bin endlich mal dazu gekommen, Ars Magica auszuprobieren! Auch hier eine großartige Spielleiterin, eine tolle Gruppe, und ich wurde in meiner Meinung gefestigt das ich dieses Spiel auf jeden Fall öfter spielen sollte – oder überhaupt mal! Was habe ich denn sonst noch gemacht? Ich habe Samstag jemandem geholfen, eine Kampagne im historischen Prag vorzubereiten (Und das obwohl ich weder Bücher noch Internet zur Hand hatte, mein Gedächtnis für unnützes Wissen überrascht mich immer wieder!), war bei der Versteigerung zugunsten der Serverkasse dabei, und habe sogar recht günstig Eclipse Phase mit zwei Quellenbücher abgreifen können. Ach ja, und irgendwann habe ich mich verlaufen und bin im sogenannten Nerdzimmer wieder aufgetaucht, wo ich Army of Darkness und Kung Fu Hustle mitgucken konnte. Es war jedenfalls viel zu früh Sonntag, und damit Abschied nehmen von der Burg und den vielen coolen Leuten die ich kennengelernt habe (und an deren Namen ich mich niemals werde erinnern können, weil ich nicht in der Lage war, Nick und Gesicht miteinander zu verbinden…).
Was bleibt mir also zu sagen? Das Essen war gut, wenn auch nicht herausragend – Jugendherberge halt. Das Selbe gilt auch für die Betten. Und ich habe auch gemerkt, was mir jeder erzählt hat – die Herberge ist wohl renoviert worden, und es fehlt dadurch an Räumen – es gab keine Nacht in der ich nicht als ich ins Bett wollte auf eine spielende Gruppe auf meinem Zimmer gestolpert bin. Auch auf die Frage, warum ich denn die Blutschwerter zerstört habe, hätte ich verzichten können. Aber ich hatte auf jeden Fall viel Spaß, habe nette Leute kennengelernt, und habe mir vorgenommen, spätestens zum Sommertreffen 2018 wieder dabei zu sein – Wintertreffen könnte wegen… Umständen eng werden. Wer im Tanelorn angemeldet ist sollte sich auf jeden Fall mal den Ruck gegeben, und mindestens einmal auf das Treffen gehen. Leute anders kennenlernen, die man sonst nur aus dem Forum kennt, Spiele ausprobieren, die man sonst nicht probieren würde, und eine Con besuchen, ohne das es sich wie eine Con anfühlt. Ich kann es nur empfehlen!
Naja, dass du mit Dragon Age wenig anfangen kannst habe ich ja schon in der Zeit, als du noch in Münster gewohnt hast herausfinden können. Freut mich aber, dass das System dir dann doch noch ein wenig Freude letzten Endes überraschender Weise beschehren konnte. ^^
Aber mal im Ernst: Seid wann bist du neuerdings die Personalunion dafür, dass die Blutschwerter im Moment herunterdümpeln? Da könnte man ja eher Leute die nach Bagavadghita klingen noch eher für verantwortlich machen.