Phileassonsaga 1: Nordwärts

Ein Roman von Robert Corvus und Bernhard Hennen

König der Meere. Ein Titel wie ihn nur der beste der Thorwaler-Kapitäne führen können soll. Doch zur Zeit gibt es zwei Kandidaten für diesen Titel: Beorn, der Blender, welcher eher brutal und unmoralisches Vorgehen aufzeigt und Phileasson, der ein wenig bedachter ist (aber natürlich auch Leute überfallen hat). Um den Besten nun ein für alle mal zu finden wird ein Wettstreit ausgelobt. Ein Wettstreit bei dem Aufgaben rund um den Kontinent gelöst werden müssen – und das alles in nur 80 Wochen. Eine Einschränkung ist jedoch, dass keiner der beiden Kapitäne mit seiner eigenen Ottajasko, also seiner Schiffsgemeinschaft, fahren darf, sondern sich eine neue zusammen stellen muss. Glücklicherweise wird das alles zu einer besonderen Zeit entschieden, so dass in Thorwal selbst eine große Anzahl an fähigen Recken zusammen gekommen ist, etwa der Elf Salarin, der auszog um die Götter zu finden, welche sein Volk schon länger nicht mehr anbetet, oder Tylstyr, ein Magier aus der Hellsichtakademie in Thorwal, der zusammen mit einem Jugendfreund aus seinem Dorf auf dem Schiff anheuert, da er befürchtet von einem schlimmen Übel verfolgt zu werden.
Die erste Aufgabe an beide Mannschaften ist in den Norden zur Insel der Schneeschrate zu fahren und von dort einen zweizähnigen Kopfschwänzler mitzubringen um danach mit wenigen Recken als zweite Aufgabe zum Himmelsturm (Himmels-turm, nicht Himmel-sturm, ein beliebter Verwechsler.. wie auch Alveranstreu, was mitnichten göttliche Katzenexkremte aufnimmt) aufzubrechen. Doch auch dem Weg liegen so einige Gefahren, von denen die gegnerische Mannschaft noch die harmloseste ist.

Okay… ich geb es zu, ich war nicht ganz auf dem Laufenden und als ich diesen Roman in der Auswahlliste des Bloggerportals sah, musste ich doch sehr stutzen. Ein DSA Roman ohne ein DSA Roman zu sein (Ja, es steht unter DSA hier auf dem Blog… und nein… nirgendwo im Buch steht das Wort DSA, es wird nicht erwähnt, dass es ein Rollenspiel dazu gibt mit dem man diesen Roman spielen kann und das diese Geschichte nun schon über 20 Jahre alt ist, und selbst Ulisses steht nur einmal vorne drin, als Lizenzgeber). Aber.. was ist es denn nun, dieser Roman? Eines vorweg, es ist wonach es für den alteingesessenen DSA Spieler ausschaut. Die Phileassonsaga als Roman. Also zumindest der erste Teil davon, denn dieses Buch umfasst lediglich die erste Queste (für Nicht-Kenner der Kampagne, es gibt derer göttergefällige 12), kommt also nicht sonderlich weit in der Geschichte und man darf wohl gespannt sein ob Heyne wirklich die restlichen unter Umständen 11 Bände auch veröffentlicht und die Autoren am Ball bleiben.
Wie ist denn nun aber die Geschichte? Auf jeden Fall ist sie spannend geschrieben. Natürlich ist für Kenner des Abenteuers der Inhalt eher bekannt, aber in Form einer tatsächlich erzählten Geschichte sieht man doch Punkte, die so vorher vermutlich nicht bekannt waren. Vor allem wenn man die Geschichte nur als Spieler erlebt hat. Besonders nett sind die Helden der Geschichte, also die Charaktere, welche dann im Abenteuer von den Spielern dargestellt würden. Hier sieht man nämlich gut, wie wichtig es ist, eben nicht nur Werte auf dem Papier zu haben, sondern tatsächlich auch einen Hintergrund (und Kenner der Kampagne sehen natürlich sofort wer in der Geschichte die Spielercharaktere sind). So kann man sich gut vorstellen, dass die Geschichte auf einer wirklichen Runde beruht und etwa der gesamte Prolog im Vorfeld mit den beiden Spielern, welche dann später auch auf dem Schiff sind, gespielt wurde, während ein Spieler mitsamt eines recht großen Nachteils erst später in die Geschichte eingestiegen ist.
Nicht-Kenner des Abenteuers und vor allem Nicht-Kenner von DSA erwartet ein Fantasyroman in einer wikingerähnlichen Welt, welcher sehr immersiv verfasst ist, also dem Leser eher wenig Erklärungen für ihm Unbekanntes bietet, die Geschichte den Leser aber sehr einfängt (es gibt das für DSA-Romane typische Glossar am Ende für die Leser, die mit den Begriffen noch nichts anfangen können).
Eine Anmerkung muss hier aber noch gemacht werden: Der Prolog ist moralisch absolut verwerflich: In diesem vergewaltigen 15-17 jährige Thorwaler über längere Zeit ein 14jähriges Mädchen! Es wäre schlimm genug, wenn es sich um ein 18jähriges Mädchen handeln würde, aber 14 ist einfach ein völlig anderer Sport, besonders wenn man bedenkt, dass das Alter letztlich für den Fortgang der Geschichte absolut keine Rolle spielt. Null. Nada. Denn ob das Mädchen nun später auf der Fahrt 20, 25 oder 40 ist, ist völlig egal. Und Rachefantasien kann man unter den Bedingungen auch als 80jährige Oma entwickeln…

Fazit:
Für Leser, die mit DSA wenig anfangen können, kann dieser Roman dennoch eine gute Lektüre sein, weil er eine spannende Geschichte zu erzählen weiß mit interessanten Charakteren und einem Ausblick auf me(h|e)r. Spieler der Kampagne sollten natürlich die Finger davon lassen, denn hier wird Spoiler groß geschrieben, aber für Spielleiter bietet sich eine außergewöhnliche Möglichkeit mal zu sehen was man aus dem Abenteuer eigentlich alles machen kann – eine Möglichkeit, die so nur noch mit dem Jahr des Greifen, welches ja ebenfalls von Herrn Hennen verfasst wurde, besteht. Einzige Hinweis: Für Jugendliche ist das Buch bedingt durch seinen Prolog leider nicht geeignet – obwohl der Rest natürlich durchaus in die Kategorie Jugendbuch bzw junge Erwachsene fällt – so aber eben auf 18+ steigt.

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