Das Vermächtnis des Zauberers
Die Welt der 1000 Abenteuer
“Das Vermächtnis des Zauberers” ist der zweite Band der “Welt der 1000 Abenteuer”. In der Serie von Jens Schumacher schlüpfen wir in die Rolle eines meist unscheinbaren Helden der Fantasywelt Monravia. Im Gegensatz zu epischen Reihen, wie dem Einsamen Wolf nehmen wir unseren Helden jedoch nicht mit, sondern verkörpern in jedem Buch einen anderen Helden – diesmal einen abenteuerlustigen Hilfsarbeiter, der im öden Kaff Roog aufgewachsen ist. Ausgewählt durch einen Schicksalsspruch, tritt eines Tages glücklicherweise der Rat der Magier an ihn heran, der ihn und seinen tollpatschigen und jähzornigen Vetter auf eine abenteuerliche Mission schickt. Wir sollen die Bruchstücke des Zauberstabs von König Zardrus wiedererlangen um die Kraft der Schutzsiegel aufzufrischen und so das Eindringen gewaltiger Horden zu verhindern. Erwartungsgemäß beginnt so eine Schatzjagd die uns durch das ganze Reich Konduulas führt und mit unterschiedlichsten Rätseln, Gefahren und vereinzelten Kämpfen aufwartet.
Die Handlung ist also grob gesagt nicht allzu erfrischend aber allemal solide. Das etwas altbekannte Schema des erwählten Niemands wird durch einen frischen Schreibstil und etwas Humor aufgelockert. So werden wir wie erwähnt von unserem Vetter und später auch anderen Geschöpfen begleitet. Das führt zu einem deutlich interaktiveren Spielgefühl, da wir uns immer wieder mit den Ratschlägen anderer Charaktere auseinandersetzen und es zu vielen Diskussionen und manchmal sogar kleineren Slapstickeinlagen kommt. Diese Gruppenerfahrung, zusammen mit dem Humor hebt den Band – und letztlich die Reihe – von anderen Spielbüchern ab. Die Welt der 1000 Abenteuer richtet sich deutlich an ein etwas jüngeres Publikum und verzichtet dafür auf eine allzuschwere Hintergrundwelt und geht noch etwas lockerer als das eh schon stereotype Spielbuchgenre mit Klischees um. Dafür wird man mit hübschen Tuschezeichnungen belohnt die einigen zum angenehmen Spielgefühl beitragen.
Das Konzept geht sehr gut auf, zumal das Spielbuch geschickt aufgebaut ist und viele subtile Mechaniken verwendet. So müssen wir Zahlenrätsel lösen und dürfen sogar eine illustrierte Partie x-x-o spielen.Und obwohl der Aufbau letztlich an eine Reise von Begegnung zu Begegnung erinnert, wurden viele Fallstricke älterer Spielbücher vermieden. So gibt es keine unvermittelt toten Enden und auch auf ein ausuferndes Regelsystem wurde verzichtet. So gibt es weder Lebenspunkte noch ein Kampfsystem. Stattdessen sind alle Regeln direkt in den Text eingebettet und werden durch eine Runentafel abgewickelt. Nicht einmal 5 Seiten müssen gelesen werden bevor es losgeht – und die sind großzügig genutzt worden, denn selbst die Charaktererschaffung findet hier Platz. Kein Wunder, besteht die doch letztlich aus der Wahl von einem von 5 Talenten. Was Spielbuchveteranen abschrecken mag ist durchaus erfrischend. Statt ein bombastisches Regelsystem vorzulegen das auf den 250 Abschnitten kaum zur Entfaltung kommen würde, kommen wir mit einem Talent aus, das uns dafür merklich zur Hilfe kommt. Statt Ressourcenmanagement setzt das Buch also voll auf die Handlung und lässt uns lieber Hinweise notieren als Lebenspunktverluste. Damit ist es sogar noch etwas schlanker als der Vorgänger das sich noch deutlich näher an der Fighting Fantasy Philosophie anlehnt und deutlich rauer ist als der vorliegende Band.
Fazit
Auch das “Vermächtnis des Zauberers” interpretiert das Spielbuchgenre sicher nicht neu. Die Welt Monarvia ist generische Fantasy und der unbekannte Held ist ein allzubekanntes Konzept. Stattdessen hebt sich das Buch durch seine konsequente Einsteigerfreundlichkeit, den Humor und die schönen Interaktionen zwischen den Charakteren ab. Vielspielern mag das Regelsystem zu schlank sein, sie werden jedoch zumindest die gelungene Wegführung und geschickte Einbettung von Minispielen und Rätseln zu schätzen wissen. Wie auch der Vorgänger ist es ein gutes Einsteigerbuch und kann für den geringen Preis bei hoher Qualität sicher auch die ein oder andere Zugfahrt eines Spielbuchfans auflockern.
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