Sorcery! 1 – Die Shamutanti-Hügel
Eine Spielbuchrezension von Infernal Teddy
Ich bin ein großer Fan der Fighting Fantasy-Reihe von Spielbüchern, welche auf deutsch zuerst als “Fantasy-Abenteuer-Spiel-Bücher” beim Thienemann Verlag und später als “Abenteuer-Spielbücher” beim Goldmann-Verlag erschienen. Diese Bücher waren, angefangen mit The Warlock of Firetop Mountain, im Prinzip mein Einstieg in das Rollenspielhobby, vor allem über das in diese Reihe eingebettete Rollenspiel Advanced Fighting Fantasy. Allerdings gibt es zwei “Unterreihen” dieser legendären Spielbücher, die ich nie besessen habe – zum einen sind das die Romane, welche zwischen 1989 und 1994 erschienen sind, zum anderen ist das die Sorcery!-Reihe (Auf deutsch ursprünglich als Die Analand-Saga veröffentlicht). Oh, gespielt habe ich die Bücher, keine Frage – die örtliche Bücherei hatte alle Spielbücher, die Thienemann damals veröffentlicht hat, aber ich konnte sie nie mein Eigen nennen. Bis jetzt.
Der vorliegende Band wurde uns freundlicherweise vom Mantikore Verlag zur Verfügung gestellt. Es handelt sich hierbei um einen Softcoverband mit 219 Seiten auf stabilem Papier. Das Cover ist in der mittlerweile fast unausweichlichen mattierten Seidenoptik, mit entsprechender Haptik, und zeigt (passender weise, möchte man sagen) einen Mantikore vor einem Wappenschild. Textbild und Layout sind angenehm, wie man es vom Verlag gewohnt ist, und auch das neu gestaltete “Charakterblatt” weiß zu überzeugen, auch wenn der graue Hintergrund für meinen Geschmack etwas zu dunkel ist. Mit 456 Abschnitten ist das Abenteuer etwas länger als es bei Fighting Fantasy die Regel ist. Die Illustrationen entstammen der Originalpublikation, und stammen vom späteren Games Workshop-Kunstgott John Blanche – eine Information, welche leider im Buch selbst fehlt.
Aber was ist denn jetzt die Sorcery!-Reihe? Diese Minireihe besteht aus vier Büchern von Steve Jackson (Dem Mitbegründer von Games Workshop und Miterfinder von Fighting Fantasy, nicht dem GURPS-Schöpfer), welche zwar unabhängig von einander gespielt werden können, aber ihr volles Potenzial erst entwickeln wenn man sie als ein großes Gesamtabenteuer spielt. Die mächtige Krone der Könige, ein magisches Artefakt welches dem Land Analand seid einigen Jahren Wohlstand und Frieden sicherte, wurde vor kurzem gestohlen, und zwar vom sinistren Erzmagier von Mampang. Dieser finstere Geselle will mit Hilfe der Krone das wilde und gefährliche Land Kakhabad einen, und dann die Nachbarländer erobern und unterjochen. Und da setzt der erste Band der Reihe an – die Spieler verkörpert den einsamen Helden, den das Königreich Analand losschickt, um in die Feste Mampang einzudringen und dem Erzmagier die Krone wieder abzunehmen. Der Band führt den Spieler dabei durch die namens gebende Shamutanti-Hügel, welche zwischen Analand selbst und der Stadt Kharé, wo der zweite Band spielt. Aber diese Hügel stecken voller Gefahren und schrecklicher Monster, und wenn die Mission nicht scheitern soll wird der Spieler sich mächtig ins Zeug legen müssen.
Das Regelsystem, welches in der Sorcery!-Reihe zum Einsatz kommt, entspricht im Wesentlichen dem der normalen Fighting Fantasy-Reihe: man hat die drei Attribute Gewandtheit, Ausdauer und Glück, und alle Proben im Spiel, bei denen es darum geht etwas zu erreichen werden mit 2w6 gegen Gewandtheit gewürfelt, jeglicher Schaden wird von Ausdauer abgezogen, und man kann an bestimmten Stellen eine Glücksprobe machen um den Auswirkungen bestimmter Effekte zu entgehen. Die Regeln umfassen in dieser Ausgabe des Buches sieben Seiten, und sind dementsprechend einfach. Wo sich Sorcery! allerdings von den gewöhnlichen Spielbüchern unterscheidet ist das Zauberbuch. Dieses “Buch” war in der ursprünglichen Ausgabe der Reihe ein zusätzliches Heft, wurde aber bei späteren Ausgaben – wie diese – als Anhang in das Buch integriert. Dieses Zauberbuch enthält eine Sammlung von Zaubersprüchen, von denen sich der Spieler sechs bis zehn merken soll. Wohlgemerkt der SPIELER – jeder Zauber hat einen Code aus drei Buchstaben, und der Spieler kann den Zauber erst einsetzen wenn der Code im Spielbuch auch auftaucht. Das ist natürlich heute nicht mehr zeitgemäß, und man kann das Abenteuer auch problemlos ohne die Zauber bestehen, aber es war zu seiner Zeit eine interessante Variante gegenüber den üblichen Regeln.
Fazit:
Okay, I’m biased. Ich bin schon immer ein großer Fighting Fantasy Fan, und wie man sich denken kann freue ich mich sehr darüber, das zumindest ein Teil der Reihe auch wieder auf deutsch erhältlich ist. Ist das Format noch zeitgemäß, sind die Magieregeln noch zeitgemäß? Nein, eigentlich nicht. Aber darum geht es auch nicht – hier geht es darum, das alte Fans wie ich sich wieder aufmachen können um die Länder Titans zu erkunden, und neue Fans sich zum ersten mal einem schrecklichen Mantikore stellen dürfen. Aller Nostalgie zum trotz ist das vorliegende Produkt nicht vollkommen – es haben sich ein paar Fehler eingeschlichen, so dass der Mantikore Verlag auf seiner Website ein einseitiges Errata anbietet. Aber wer Lust darauf bekommen hat, eines der großartigsten Spielbücher an zuspielen – und ich zähle die Sorcery!-Reihe als ein großes Spielbuch in vier Bänden – der kommt um diese neue deutsche Auflage der Shamutanti-Hügel nicht drum herum. Alle Daumen hoch die ich finden kann!
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