Das Leben eines Gezeichneten – Teil 119
Brogars Blut - Finale
Er trug einen Ring an seiner Hand, auf dem ein Datum von vor zwanzig Jahren eingraviert war, also konnte er wohl wirklich noch nicht so lange dort sein – Den Ring, den ich unter dem Zwerg im Eimer gefunden hatte steckte ich zunächst unbemerkt ein und ein späterer Odem/Analys offenbarte einen Attributo Körperkraft, den ich doch direkt aufsetzte. Woran auch immer er gestorben war, ich wollte dem Ding nicht unbedingt gerne über den Weg laufen.
Aber wir mussten ja auf jeden Fall hier durch und so gingen wir weiter in die Richtung, die wir eh vor hatten und fanden eine weitere große Höhle mit vielen kleinen angrenzenden Höhlen, die wohl Häuser der Zwerge darstellten. Auf dem Platz davor hatten die Zwerge einen großen Brunnen mit einem noch viel größerem Becken errichtet, aber ob es zum Schwimmen oder für etwas anderes benutzt worden war, war nicht ersichtlich. Ein kleiner Gang im Süden führte uns weiter in eine etwas kleinere Halle mit weiteren Wohnhäusern und von dort nach Osten in eine schmale Höhle, deren Boden und Decke außerhalb meines Sichtbereichs lagen. Der
Weg lief über eine schmale Felsenbrücke mit einem Geländer in Zwergenhöhe und ich versuchte mir möglichst nicht vorzustellen, wie es wohl wäre dort hinunter zu fallen.
Etwa auf der Hälfte angelangt, drang Flügelschlagen an mein Ohr und ich warf mich zu Boden. Es stürzte jedoch nichts aus der Dunkelheit auf uns – mich! – herab, sondern zog sich weiter in Richtung Höhlendecke zurück. Zumindest erklang von dort entferntes Flattern. Mit einem erweiterten Odem konnte ich nichts sehen, also war es hoffentlich kein Drache, der sich zu tarnen wusste, sonder etwas anderes und als ich einen hellen FlimFlam nach oben schickte, erkannte ich nur jede Menge Fledermäuse, die wohl durch das Licht aufgeschreckt worden waren. Nichts sonst.
Der Steg führte über eine kleine Treppe in eine weitere große Halle in der große Braukessel standen und dessen Wände mit Farbe bunt bemalt worden waren. Außerdem fanden sich hier dreizehn tote Zwerge. Ebenso tot wie jener im Eimer, aber mit Bierschläuchen, die noch nicht vergorenes Bier enthielten, ja überhaupt noch Bier enthielten, was bei dieser trockenen Luft hier darauf deutete, dass sie weniger als eine Woche hier liegen konnten, trotz ihres merkwürdig mumifiziertem Aussehen. Obwohl sie keine Abzeichen trugen war mir nach einem Fund bei einem der Zwerge sofort klar, woher sie kommen mussten. Von drüben. Denn sie trugen
einen Steckbrief von uns mit sich herum. Was sie wohl hier wollten? Und vor allem und wichtiger: Gab es noch weitere?
Dann fiel mir auf, dass Leowulf abhanden gekommen war und von weiter hinten zu uns herüber rief, dass wir dem Gang folgen sollten, den er gefunden hatte. Da würde Licht hervor kommen. Sicher. Immer auf das Licht zugehen. Tolle Idee. Aber außer dem Licht war zunächst nichts zu sehen und die anderen meinten natürlich mal wieder das das Kichern was ich hörte nicht da wäre. Und dann rumpelte es auch noch laut, als wir den Gang betreten hatten. Ich fühlte mich also etwas hibbelig hier und nach der nächsten Ecke wusste ich auch warum. Hier befand sich nämlich der lokale Angroschtempel.
Da auf der anderen Seite ebenfalls ein Gang war, der mir deutlich weniger geweiht aussah, machte ich mich direkt dran den Raum zu queren und nicht die Bilder und Statuen zu betrachten, was natürlich entsprechend Misstrauen erzeugte. Hoffentlich kommen wir nicht durch weitere solche Orte, sonst würde ich noch Erinnerungen tilgen müssen. Auf der anderen Seite jedenfalls befand sich ein großer Thronsaal mit einem Thron – was auch sonst – der von merkwürdigen Kammern und Schläuchen durchzogen war. An den Wänden fanden sich Angramrunen und Bildchen – für leseunkundige Zwerge – auf denen beschrieben war, was man als Zwerg besser zu bleiben lassen hatte. Obwohl sie bei weitem nicht eindeutig waren. Ein Bild zeigte eine Zwerg, der eine Flüssigkeit in ein Bierfass kippte. Die Frage war, wie denn Zwerge Bier in ein Bierfass bekommen, wenn das Reinkippen einer Flüssigkeit verboten war?
Der Gang rechts von mir war mit Geröll versperrt und möglicherweise die Ursache für das Geräusch weiter vorne und so nahm ich den einzigen anderen Gang der mich vorbei an einem weiteren toten Zwerg – mit einem kleinen Pflock in der Hand und verdrehtem Kopf – in eine Art Schlafraum mit eine weiteren Ausgang führte.
Da wir alle relativ erschöpft vom langen Laufen durch diese unterirdischen Gänge waren, beschlossen wir hier zu nächtigen, da es in der Wand eine Art Schlafnische gab, die sich notfalls gut verteidigen ließ. Ich hielt zuerst Wache und bemerkte etwa nach der Hälfte der Zeit, dass Darken aufgestanden war und sich daran machte, die Nische zu verlassen. Ich rief Leo zu, auf dass er aufwachen würde und ging selbst hinter ihm her bis er in den Gang abbog, den wir noch nicht erkundet hatten. Da wirkte ich dann doch einen Paralysis auf Darken um ihn so lange fest zu halten, bis Leo angekommen war, der auch nicht lange auf sich warten ließ.\\
Irgendwie hatten wir alle ein ungutes Gefühl – warum Darken weggegangen war wusste er selbst nicht genau, meinte aber es könnte an seinem Traum über seine Frau liegen – und machten uns schleunigst wieder auf den Weg zurück. Im Schlafraum angelangt sah ich wie zwei Zwerge mit Armbrüsten vor der Nische standen und auf Darken und Leowulf anlegten, die sich natürlich direkt auf beide stürzten, aber so ohne Waffen nicht wirklich viel ausrichten konnten. Also wirkte ich auf den einen Zwerg einen Imperavi und befahl ihm die Wand anzusehen und sonst nichts zu machen und wirkte auf den anderen einen Eigene Ängste. Nur Sekunden später erklangen Schrei aus dem unerforschten Gang zu uns herüber – Darken war in der Nische verschwunden um Siebenstreich zu holen – und Leo und ich machten uns auf nachsehen zu gehen, warum da wer schrie.\\
Der Gang mündete in eine Wachstube, die aber von lauter toten Zwergen übersät war und einer körperlosen Stimme, die uns riet den Raum und die Gänge besser wider zu verlassen. Auf meine doch höfliche Frage wo denn bitte der Ausgang sei, flatterte ein Schwarm Fledermäuse über uns und in Richtung Schlafsaal davon. Vermutlich hatte es was mit der Stimme zu tun.
Wir hasteten jedenfalls wieder zurück und ich sah, dass vor dem Eingang der Nische eine Flammenwand stand. Und gegen diese Wand flogen einige der Fledermäuse des Schwarms – und verbrannten und fielen zu Boden – bevor sie wieder zur Decke strebten und der Zwerg an der Wand auf einmal zu Boden fiel. Vermutlich tot. Die Fledermäuse machte sich auf durch den Gang in Richtung Thronsaal zu verschwinden und auch das Elementar an dessen Oberfläche sich die Fledermäuse verbrannt hatten verschwand wieder dort wo es hergekommen war.
Darken sah alles andere als gut aus, als ich die Nische betrat, aber er konnte sich jetzt ja auch weiter ausruhen und ich würde zunächst den Zwerg befragen. Der aber leider nichts sagen wollte und so schickte ich ihn wieder zurück in den Eigene Ängste Alptraum um selbst zu schlafen.
Ich schlenderte zurück in die kleine Kammer in der alle anderen schliefen und stieß sie nach einander mit dem Stab an um sie zu wecken.
„Guten Morgen, Magister Zeel“. Darken reckte sich, streckte sich, gähnte herzhaft, dann erhob er sich und untersuchte seine Verletzungen, die über Nacht überraschend gut verheilt waren. „Sieht gut aus“, stellte er fest.
Ich beachtete die Bemerkung nicht und hockte mich vor den Zwerg.
„Wollen wir ihn vor dem Frühstück weiter verhören, oder nach dem Frühstück?“
„Danach“, beschloss Darken. „Auf ein paar Minuten kommt es jetzt auch nicht an.“ Er begann, seine Rüstung anzulegen.
„Fein.“ Ich erhob mich wieder und begann auf und ab zu wandern.
„Hoffentlich weiß er auch was zu erzählen, dass nützlich für uns ist.“
15 Peraine
Ich wirkte einen Memorabia auf den Zwerg um ein bisschen die Hintergründe zu verändern – er sollte denken, dass er keine Ausgang gefunden hatte und alle anderen Zwerge vom Vampir – das war nämlich der merkwürdige Schwarm gewesen – umgebracht worden waren – und beendete dann die Wirkung des Eigene Ängste. Darken erklärte darauf hin dem Zwerg, dass wir die spezielle Gruppe Nachtlicht sein, die ebenfalls durch Zufall hier in die Höhle sind und das wir ja zusammen zurück zum Ausgang gehen könnten. Natürlich unter seinem Kommando.
Dann brachen wir auf, hoffentlich in Richtung Ausgang. Zurück in den Thronsaal und von dort aus nach Süden. Der nächste Raum enthielt eine Art Fahrstuhlkonstruktion mit dem sich jeweils zwei bis drei Personen nach unten transportieren lassen konnten. Unser neuer Zwerg ging als erstes nach unten und dann folgten Darken und Leowulf. Etwa auf halber Strecke – eine Fahrt dauerte etwa eine viertel Stunde – schwankte die Kette merkwürdig und zog dann schneller nach unten, als sei plötzlich mehr Gewicht auf dem Fahrstuhl. Dann blieb die Kette plötzlich stehen – vermutlich war sie unten angelangt, und Odius begann sie wieder hinauf zu ziehen.
Oben angelangt stand ein recht großer Zwerg auf der Plattform und trat dann auf uns zu, zwei Augäpfel in seiner Hand – vermutlich vom inzwischen toten Zwerg. Zuerst wollte er auf Odius einreden, aber nach einer spöttischen Antwort meinerseits, stürzte er sich auf mich und versuchte mich zu beißen. Ich wirkte also einen Brenne toter Stoff auf ihn und dann einen Paralysis auf mich, trotzdem verlor ich das Bewusstsein. Ärgerlich. Das würde er noch bezahlen!
Ich erwachtet unten am Rande eines Sees – wirkte einen Reversalis Fulminictus auf mich – mit einem breiten Steg in der Mitte, der weiter nach Süden zu einem Gang führte, der nach einigen Schritt mit einer Flammenwand versperrt war. Unser werter Auftraggeber beschwor – nachdem ich festgestellt hatte, dass es nicht bloß einige Zentimeter dick war – ein Elementar des Feuers und ließ uns alle durch die Wand transportieren. Mich warf er recht unsanft auf die andere Seite – Xenos muss vom Elementar erfahren haben, dass ich nicht ganz so… rein war wie er glaubte. Wenn er seine Auftrag erfüllt hatte, würde ich da was gegen unternehmen müssen. ich konnte ihn mit dem Wissen kaum weiter herumlaufen lassen!
Der Gang verlief danach in einer stetigen Abwärtsneigung. Dann wurde der Boden feucht und dann naß und der Zwerg weigerte sich weiter zu gehen. Sei nicht sein Element. Aber bevor ich ihm sein Element unter dem Hintern machen konnte, wirkte Leo eine Liturgie auf ihn, die ihn wie ein junges Lamm ins Wasser springen ließ. bis zu der Stelle an der der Gang völlig über spült war. Darken versuchte als erster unten durch zu tauchen und erreichte auch das andere Ende. Da wir vorsorglich ein Seil an ihn gebunden hatten, konnte ich ohne größere Schwierigkeiten durch den Gang tauchen, der nach etwa 10 Schritt wieder aufwärts verlief.
Er endete in einer riesigen Halle, die über und über mit Pilzen in verschiedenen Farben bewachsen war und in dessen Mitte eine riesige Stalakmite mit einer Treppe bis zu Decke reichte. Keine Lust mehr auf weitere Erkundungen begaben wir uns direkt nach oben und durch die Decke hindurch in einen weiteren Raum, der zum Glück die ersehnte Ausgangstür enthielt. Ein großes Portal auf der anderen Seite, das von einer Bank versperrt worden war, die sich aber recht einfach zu Seite bewegen ließ. Leider kam uns dieser riesen Zwerg wieder in den Weg und war der Meinung die Kontrolle über mich übernehmen zu können. Er wirkte erst einen
krabbelnden Schrecken auf Leo und wollte dann Darken angehen, der mit Siebenstreich schon ausgeholt hatte – und wenn er mich treffen würde, wohl echt ein Problem darstellen könnte – aber zum Glück so sehr daneben schlug, dass er sein Schwert beinahe verlor. Puh. Dann wurde ich bewusstlos, weil sich wohl endlich einmal alle in mir einig waren, dass Hausierer unerwünscht sind.
Als ich dieses Mal zu mir kam, lag ich draußen unter freiem Sternenhimmel auf einem Felsen über dem nordwestlichen Wald der Trollzacken mit Blick über die nahen schwarzen Lande.
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