X steht für Xenobiologie
Ein Buchstabensalat von Caninus
Xenobiologie. Vermutlich habt ihr den Begriff schon mal irgendwo gehört oder gelesen und da ich selbst ja Biologin bin, möchte ich da mal etwas näher drauf eingehen, denn er kann durchaus eine Rolle in unserem liebsten Hobby spielen. Anders als es vielleicht einige von euch denken, ist Xenobiologie nicht die Erforschung von fremdem Leben auf anderen Planten. Es geht vielmehr darum unser Leben, welches wir hier auf dem Planeten Erde haben, mit anderen Bausteinen zu erzeugen. Der Begriff scheint von einem Pionier der Sci-Fi zu stammen, dem Herrn Heinlein, von dem wir ja auch Rezensionen hier auf dem Blog haben, wenn auch nicht der Band in dem dieser Begriff auftaucht. Damals war damit tatsächlich fremdes Leben woanders gemeint, aber inzwischen wurde der Begriff eingeengt und ein neuer, nämlich Astrobiologie erschaffen.
Wie ihr hoffentlich alle noch aus der Schule wisst ist jede Lebensform (im engeren Sinne – Prionen zählen wir hier nicht) auf der Erde aus dem Prinzip „DNA macht RNA macht Proteine“ aufgebaut. Wir bestehen also alle aus dem was eine Kombination aus Aminosäuren erzeugen kann. Davon gibt es 20 „normale“, die man oft findet und ein paar absonderliche, die aber meist nicht zum Aufbau genutzt werden. Aber muss das so sein? Natürlich nicht. Und hier kommt natürlich als erste die Science Fiction ins Spiel. Da gibt es ja unzählige Beispiele bei denen die Lebensform eines anderen Planeten gefunden wird und die „huch“ gar nicht aus Aminosäuren besteht, oder nicht nur aus zwei DNA Strängen oder nicht mal aus Kohlenstoff. Ist ja ein gern genommenes Schema. Und Xenobiologen versuchen nun schon seit einigen Jahren so ein Wesen zu erzeugen. Dazu hat sich ein ganzer Wissenschaftszweig ausgebildet in dem es eben um die Erforschung von alternativen Nukleinsäuren (die Bausteine von DNA und RNA) und deren verarbeitenden Proteinen geht. Definitiv ein Forschungsfeld auf das man ein Auge haben sollte in den nächsten Jahren – zumal es bisher wohl keine Rechtsgrundlage dafür gibt (gentechnisch veränderte Organismen haben jede Menge Paragraphen bekommen, aber neuartig erschaffene halt noch nicht – ist zu neu).
Was aber bringt das jetzt unserem Hobby? Nun ganz einfach. Man kann Xenobiologie auf einige Arten und Weisen einsetzen. Zum einen kann man daraus ganz wunderbar einen Plot für Jetzt-Zeit Abenteuer oder welche in näherer Zukunft erschaffen, bei denen es dann darum geht, etwa ein so geschaffenes andersartiges Wesen wieder ein zu fangen, zu töten oder sonst etwas damit anzustellen. Glücklicherweise kann ja bisher keiner vorhersagen, was ein solches Wesen wohl können könnte, weswegen man da als Spielleiter relativ frei in der Erschaffung ist und Fähigkeiten addieren kann, die ihm oder ihr in den Kram passen. Eine weitere Möglichkeit ist aber auch für Spieler gegeben, die sich etwas näher am Feld der Biologie sehen mit ihrem Charakter. Und das muss jetzt nichtmal ein entsprechendes Setting sein, bei dem es wirklich den „Biologen“ gibt, sondern kann locker auch in ein Fantasy Setting transportiert werden. Denn auch da kann man natürlich einen Plot darum stricken etwa hinter die Geheimnisse eines Wesens zu kommen, oder etwa Unterlagen von vorherigen Rassen zu diesem Thema finden, welche dann von den Spielern auf ein aktuelles Problem angewendet werden können (etwa die Drachlinge aus Splittermond). Man könnte sogar magietheoretische Charaktere dazu bringen entsprechen auf Magiesäuren basierendes Leben zu untersuchen, also magische DNA oder vergleichbares. Es ist ja sogar denkbar und möglich in einigen Spielen selbst so ein Wesen zu spielen, welches genetisch neu gezüchtet wurde und daher auf entsprechende Probleme stößt.
Ihr seht also, es gibt vielfältige Möglichkeiten das Feld der Xenobiologie zu nutzen und in seinen Abenteuern zu verwenden.
Hm… irgendwie hatte ich den Begriff bis jetzt mit solchen Forschern in Verbindung gebracht, die zumindest mit dem Gedankenspiel sympathisieren, dass es den Yeti oder Nessie wirklich geben könnte und auf diesem Umstand dann ihre Forschung aufbauen. Wird das jetzt doch nochmal anders bezeichnet?
@ Orakel:
Hi,
ja, was du meinst heißt Kryptozoologie. Das ist ein Bereich der Zoologie, der leider sehr zwischen seriöser Forschung und den sog. Para-, Grenz- oder Pseudowissenschaften schwankt. Das reicht von ganz normalen Biologen, die nach unbekannten Affenarten im Regenwald suchen, über begeisterte Laien, die den unwahrscheinlichen, aber nicht übernatürlichen Bigfoot suchen, bis hin zu Leuten, die nicht gerallt haben, dass es um verborgene Tiere geht und über Slenderman spekulieren (auch wenn nie ein Zweifel bestand, dass der erfunden ist und sogar urheberrechtlich geschützt).
Gruß,
John Doe
Interessant. Für mich waren Xenobiologen bisher Astrobiologen. :)
Da entlarvt sich der Perry Rhodan leser :D
Er hat ja nicht ganz unrecht. Das war vor einigen Jahren ja auch noch ein Namenswischwasch und ist erst seit kurzem so genau definiert, als man wirklich angefangen hat sich mit der Sache ernsthaft zu beschäftigen und auch erste Experimente mit alternativen Aminosäuren oder Nukleotiden gemacht hat (und den dazugehören Proteinen, die man aus HIV rausgenommen hat)
Ich muss gestehen, noch nie einen Perry Rhodan gelesen zu haben… aber in diversen SFs wird ja von Xeniobiologen gesprochen, wenn anscheinend Astrobiologen gemeint sind.
Caninus, hast du für das Thema die eine oder andere aktuelle empfehlenswerte wissenschaftliche Quelle, die halblaienfreundlich lesbar ist?
Ich fand den hier ganz gut: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs11693-009-9040-9, kann aber gerade nicht checken ob der frei verfügbar ist.
Ist er, danke.