Das Leben eines Gezeichneten – Teil 105
Rohals Versprechen - Finale
3 Efferd
Da wir die Nacht über gewandert waren, wurde ich erst gegen Mittag wieder wach und zwar mit seltsamen Lauten im Ohr. Eine Art platschen und klopfen. Ich nahm Odius mit, der im Raum nebenan genächtigt hatte und wir gingen der Sache auf den Grund. Es handelte sich wieder um jenen Zwerg, der in einer Art großer Wanne mit warmem Wasser planschte und sich nicht davon abhalten ließ uns naßzuspritzen, so dass ich den Raum gefolgt von Odius genervt verließ.
Wir wanderten durch die unter-bergischen Gänge bis plötzlich Odius in einen Gang zur linken abbog und dann verwirrt stehen blieb. Offensichtlich wollte er da nicht lang, hatte aber irgendwie das Bedürfnis verspürt. Also konnten wir auch einfach mal nachsehen was es denn da gab. Zunächst gab es einen großen kuppelförmigen Raum in dem etwas auf einem großen Gerüst stand, aber mit einer Plane verdeckt und nachdem ich diese beseitigt hatte, als kaputtes Geschütz herausstellte – es fielen eine Menge Kleinteile herunter, als ich das Tuch weg zerrte. Neben dem Gerüst befand sich ein Heble, der das Ding herunterfahren konnte und auf dem Gerüst direkt neben der Waffe ein weiterer Hebel um die Kuppel über uns in zwei Hälften zu teilen und zu beiden Seiten weg zuklappen, wie ich nach einigen Testläufen an den Hebeln feststellte.
Gerade als ich eines der heruntergefallenen Teile an die Waffe stecken wollte, betraten zwei Zwerge den Raum und meinten das wir das Ding für den Fall der Fälle wieder zusammenbauen sollten. Es passierte natürlich was passieren musst und die Hand übernahm fast die ganze Arbeit mit der Folge, dass am Ende Odius einen Zusammenbruch erlitt. Aber wenigstens hatte es genutzt – und es war interessant zu sehen wie merkwürdig Zwerge schauen können, wenn plötzlich Dinge durch die Luft fliegen und sich von alleine fest drehen – da bei einem Testschuss mit einer lange Metallstange – sie hatten nur noch fünf Bolzen und auch die neue Sehne war die letzte – diese immerhin in die gewünschte Richtung flog.
Recht zufrieden machten wir uns auf etwas zu Abend zu essen und danach wollte ich noch etwas den Tempel, trotz der größeren Hitze draußen, verlassen, denn die Kopfschmerzen näherten sich einem wirklich kritischen Zustand. Auf dem Weg nach draußen hörte ich verhallende Alarmrufe von eben jenem Fleckchen, dass ich auszusuchen gedachte und näherte mich nun vorsichtiger dem mittleren Altar um nach draußen zu blicken. Zu sehen war noch nichts durch den Nebel, aber schon nach wenigen Augenblicken erkannte ich kleinere Fleckchen und zwar nicht gerade wenige. Die Wachhabende sagte etwas von 40 Mann.
Sie traten gerade soweit heran, dass unsere Schützen sie nicht treffen konnten und aus ihrer Mitte trat ein großer Mann hervor der zwei gefesselte Ingerimmgeweihte vor sich her stieß und uns Aufforderungen entgegen brüllte die Kelche herauszugeben, sonst würde er die Ingerimmgeweihten – zwei Frauen übrigens, vermutlich hoffte er doch tatsächlich auf mehr Mitgefühl gegenüber weibliche Geiseln, oder sie waren schlicht dämlicher beim Gefangennehmen gewesen – töten. Was er nach einer Weile der Stille, nur von entfernten Geräuschen des Vulkans durchbrochen auch mit einer tat. Nachdem nun endlich Leowulf ein ‘Nein’ herüber gebrüllt hatte nahm er die andere und spießte sie von unten auf sein Schwert auf, während ich mich fragte warum bei den Niederhöllen er sie nicht für die Schändung des Tempels benutzt hatte.
Augenblicke später tauchte neben ihr ein Azzitai auf, der wohl damit herbeigerufen worden war. Zwar auch keine schlechte Verwendung… nein warte, eigentlich doch. Ziemlich dämlich und riskant. Und so hatte ich auch keinerlei Probleme ihn direkt vor uns zu übernehmen und mit einem lautem Befehl zuerst zur benachbarten Tür, die wir nur von Innen hatten verbarrikadieren können, zu senden um sie für die nächste Zeit unpassierbar zu machen und dann zurück zu seinem Herren zu schicken. Das irritierte den Anführer auf der anderen Seite der roten Felsen doch sehr und er befahl den Angriff.
Leo und Darken versperrten den Eindringlingen den Weg direkt zwischen den Altären, so dass sie nicht weiter zu uns durchkamen und ich Gelegenheit hatte mir das Geschehen weiter hinten anzusehen. Zuerst sah ich nichts, aber dann schälte sich ein Zwerg aus den Dampfwolken hervor, der in Mitten des Steinkreises etwas ritualähnliches durchführte, so dass es immer kälter und kälter wurde. Die Kämpfenden hielten schon seltsam erstarrt inne, als ein großes Eiselementar erschien und den Zwergen zersplitterte. Offensichtlich war sein Angebot nicht großzügig genug gewesen. Na, nicht mein Problem, aber wenigstens blieb es für eine gewisse Weile vernünftig kühl und die Gegner hatten sich ebenfalls zurückgezogen, als sie das Scheitern ihrer Geoden bemerkten. Inzwischen hatte sich der schwarze Drache ebenfalls dazu bequemt den Kampfplatz an zufliegen und schickte uns aus den Nebelschwaden eine der frischen Leichen, die uns mit Spott bedachte bevor Darken ihn erledigte und der Drachen selbst in den Kampf zog. Natürlich begleitet von der üblichen Menge an untoten Krähen und den bisher im Kampf gefallenen. Kurz vor uns hob er sein Haupt um uns sein niederhöllisches Feuer entgegen zu brüllen und ich zog mich lieber nach weiter hinten in den Gang zurück und als ich wieder nach vorne sah erblickte ich nur noch Leowulf der einen mächtigen Blitzstrahl direkt in den Nacken des Untoten Drachen jagte worauf er diesmal gezielter versuchte Leowulf zu verbrennen. Bei einem weiteren
Blick meinerseits konnte ich gerade noch Leowulfs Wappenrock um die Ecke außerhalb des Tempels verschwinden sehen und da vom Drachen weit und breit keine Spur war, lief ich ebenfalls nach draußen nur um dort dann Leowulf auf dem Rücken des Drachen stehen zu sehen, der wohl versuchte durch die Kuppel in den Tempel zu gelangen. Irgendetwas traf das Maul des Drachen und er bäumte sich auf, bevor er mit einem mächtigen Schlag seiner Schwingen vom Felsen auf dem er gesessen hatte abhob und eine Rolle flog um das lästige Gewicht auf dem Rücken los zu werden.
Ich versuchte noch seinen Fall mit einem Paralysis zu stoppen, konnte ihn aber nicht rechtzeitig durchdringen so dass er hart auf dem Boden aufschlug. Ich lief, ebenso wie Darken in seine Richtung und wie erhofft fanden wir ihn relativ unversehrt vor. Der Drache war wohl beschämt in den Wolken verschwunden und auch die Untoten inzwischen wieder ruhig am Boden liegend, so dass wir uns zunächst keine Gedanken um mögliche weitere Angriffe machten, als vom Tempeleingang her merkwürdige Geräusche zu hören waren. Zunächst langsam, dann schneller kehrten wir zurück um einem nicht mehr wirklich menschlich wirkenden
Mann dabei zuzusehen wie er langsam auf den inzwischen endlich mal hervor gekommen Hochgeweihten zu lief. Schritt für Schritt kämpfte er sich durch eine unsichtbare Wand die beide zu trennen schien und kurz bevor er ihn erreicht hatte sprang Leowulf dazwischen um weiter zu kämpfen. Es dauerte eine gewisse Weile, aber letztlich tötete Leowulf den Paktierer und sank erschöpft zu Boden.
Ich hielt mir erschöpft mit der linken Hand den Kopf und schaute zu Leowulf und den Überresten des Paktierers davor.
“Ist es vorbei? Haben wir gewonnen?”
Darken antwortete nicht. Er nahm seinen Helm ab und legte ihn neben sich auf den Boden, ebenso wie sein Schwert, und blickt in den Nachthimmel hinauf. Er schien etwas sagen zu wollen, doch keine Worte kamen aus seinem Mund. Nach scheinbar endlosen Momenten erhob er sich, doch er wirkte immer noch etwas abwesend. “Diese Runde, ja”, antwortete er dann auf meine Frage. “Vorbei ist es nicht. Ich glaube, es beginnt erst.”
Nachdem sich alle ein wenig ausgeruht hatten, schafften wir die Leichen in die Lava – nur für de Fall der Fälle und ich begab mich endlich ins Bett.
4 Efferd
Da es nach wie vor innerhalb der Höhlen nicht ersichtlich war welche Tageszeit herrschte stand ich irgendwann auf und begab mich zum Speiseraum um dort zu frühstücken. Ich fand noch einige von den Pilzen aus dem Boronkloster kurz vor Draconia und packte die ebenfalls dazu. Würde eh ein langweiliger Tag werden. Und ich behielt sogar recht damit. Erst gegen Abend informierte mich Leowulf, dass die restlichen Geweihten des Lagers kommen würden und den letzten Kelch brachten. Ich ging mit Leowulf nach draußen – zu meinem Verdruss war auch Adaque vor Ort – und hörte mir Aylas Ankündigungen an. Sie wollte die Kelche glücklicherweise draußen einschmelzen und jeder von uns sollte einen Kelche dabei halten.
Ich wählte den Magiekelch nachdem der Angrosh Hochgeweihte jene aus dem Inneren hatte holen lassen und stellte mich mit den anderen um die Lavapfütze auf, hoffend dass nicht irgendetwas komisches passieren würde. Die anderen Geweihten stellen sich etwas abseits und hielten entsprechend ihrer Götter Ansprachen – warum auch immer – und dann trat die Borongeweihte vor und führte die Liturgie aus. Dabei sollten wir alle nacheinander die Kelche in die Lava fallen lassen, meiner war natürlich der letzte und sollte angeblich das Wissen Hesindes darstellen, nun in diesem Fall war es wohl eher das Wissen jemand anderes…\\
Als alle Kelche verschwunden war begann der Berg zu grollen und Rauch und Regen kamen über uns. Dann erhob sich aus der Lavapfütze eine steinerne Hand mit einem Schwert und reichte Ayla dieses, die es ehrfürchtig entgegen nahm und da es immer heißer an der Pfütze wurde, schleunigst in Richtung Tempel gefolgt von uns anderen, brachte. Dann ließ sie sich von ihrem neuen Heermeister einen Widder bringen und schlachtete ihn auf dem Alter auf den sie das Schwert gelegt hatte ab – und da sag einer das sei nicht barbarisch, ts. Darauf hin – oder zufällig – ergoss sich einen Sternenschauer über den nun wieder sichtbaren Nachthimmel und als sie vorüber gezogen waren und ich das Schwert wieder ansah, hatte es sich merklich auf dem Stein gedreht und zeigte nun mit der Spitze auf Darken. Ayla hielt das für ein gutes Zeichen und meinte das Darken wohl der Träger sei und überreichte ihm, natürlich wiederum mit einer theatralischen Rede das Schwert. Odius machte eine leise Bemerkung neben mir, ob nicht vielleicht eher die Person auf die der Griff zeigte gemeint sei, erwähnte es aber nicht laut.
Dann erklärte Ayla die Sache für beendet und trug uns Zeichenträgern auf doch ein Heer zu sammeln um dann gegen ihn zu streiten. Was ein bescheuerter Vorschlag. Mal ehrlich. Keiner von uns hatte davon Ahnung und mindestens drei von uns taugten einfach nicht für die Öffentlichkeitsarbeit… ich ließ das Ganze also auf sich beruhen und verzog mich einfach wieder nach drinnen um meine Sachen zu holen und von diesem grässlichen Gebäude endlich zu verschwinden.
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