R steht für Requiem for Rome
Buchstabensalat und Rezension mit Infernal Teddy
Es ist kein Geheimnis das ich ein großer Fan historischer Settings bin. Und es ist ebenso kein Geheimnis das ich ein gewisses Faible für das römische Reich habe. Dazu kommt noch, das ich ein Fan der World of Darkness bin, alt und neu. Was passiert also wenn man diese drei Vorlieben kombiniert? Ein historisches Setting für die nWoD im alten Rom, Requiem for Rome, ein Quellenbuch für Vampire: the Requiem, und die dazugehörige Kampagne, Fall of the Camarilla. Nicht ganz eine Rezension, nicht ganz ein opinion piece, ich möchte euch hier ein wenig über dieses Setting und meine Gedanken dazu erzählen. Fangen wir mal oben an. Requiem for Rome ist – im Gegensatz zum historischen Setting für Vampire: the Masquerade, Dark Ages: Vampire – nicht als Stand-Alone gedacht, sondern als Quellenbuch für Vampire: the Requiem. Demnach braucht man The World of Darkness (Das blaue Grundregelwerk) und Vampire: the Requiem um dieses Buch nutzen zu können. Alternativ kann man auch Blood & Smoke, die 2nd Edition von V:tR heranziehen, wobei ich nicht weiß wie die GMC-Regeln mit diesem Buch funktionieren.
Was bietet es uns? Das Jahr ist 360 nach Christus, das Jahr 1113 nach der Gründung Roms. Das bedeutet das wir uns nicht in den späten Jahren der Republik oder den frühen Jahren des Imperiums befinden, welche die üblichen Epochen für Spiele sind, welche im alten Rom angesiedelt sind, sondern in den Jahren des Zwielichts befinden, den Jahren in denen Konstantinopel über das Reich herrscht. Für die Untoten ist aber Rom immer noch der Mittelpunkt der Welt, und vor allem die unter Rom liegenden Stadt, der Necropolis. In diesen Katakomben regiert die erste und letzte „Weltregierung“ der Vampire – die Camarilla. Diese Organisation bindet die fünf Clans zusammen un den fünf „Flügeln“ welche die Camarilla tragen. Diese Flügel sind der Senex (Der Senat der Untoten, welcher sein Mandat von Remus, dem schlafenden Bruder des Stadtgründers bezieht), die Legio Mortuum (Die Armee und die Sicherheit der Camarilla), der Kult der Auguren (Die Seher und Propheten des alten Roms und dessen Götter), die Peregrine Collegia (Alle Vampire, welche sonst nirgends reinpassen), und der Lancea et Sanctum (Eine Art pervertierter Christentum für Vampire, welcher zu diesem Zeitpunkt von der Camarilla gerade noch toleriert wird). Vier der fünf Clans, die Daeva, die Gangrel, die Mekhet und die Nosferatu, sind die selben die man aus V:tR kennt, aber wer die Ventrue erwartet hat, wird enttäuscht sein, denn dieser Clan existiert noch nicht. Statt dessen haben wir die Julii, die Nachkommen von Remus und die einzigen „echten“ Untoten Roms. Natürlich haben wir hier neue Vorzüge, ein paar neue Regelmechaniken und so weiter, aber der größte Teil des Buches wird von Hintergrundmaterial über Rom, die Geschichte Roms, und natürlich auch der Necropolis. Das Kapitel über die Stadt bzw. der Necropolis nutzt auch etwas aus Damnation City, „Ausrüstungsboni“ auf bestimmte Vorgänge innerhalb der Location – Tempel die auf Rituale Bonuswürfel geben zum Beispiel, oder Autoerfolge auf Jagdproben geben, und so weiter. Das Storyteller-Kapitel gibt eine Menge Hinweise darauf, wie man eine überzeugende Kampagne in der Antike aufzieht und wie man damit umgehen kann wenn die Charaktere die Geschichte ändern können, oder wie es denn mit Anachronismen aussieht. Man bekommt natürlich eine Reihe von Beispielkonflikten und Storyansätzen, und eine kleine aber feine Auswahl an möglichen Antagonisten, vor allem die Striges, welche hier zum ersten Mal vorgestellt werden, Eulengeister welche irgendwie mit der Geschichte und dem Schicksal der Julii verbunden sind. Alles in allem ist Requiem for Rome ein sehr cooles Setting für die nWoD, und sehr lohnenswert, auch wenn man nicht vor hat die dazugehörige Kampagne zu spielen, Fall of the Camarilla.
Wenn wir schon beim Thema Fall of the Camarilla sind, das wäre die zweite Hälfte der Requiem for Rome Veröffentlichungen. Fall of the Camarilla ist vom Umfang her genau so groß wie RfR, und es stellt sich ein wenig die Frage ob FotC die Kampagne zu RfR ist, oder ob RfR nur das Spielerhandbuch zu FotC ist. Die Kampagne erzählt die Geschichte wie die Camarilla zerbricht, sowohl an sich selbst und seinen Konflikten, an der Lancea et Sanctum, und am Ende auch an den Striges. Die Geschichte beginnt 320 nach Christus, als die Charaktere in die Machenschaften des Macellarius Corbulo verwickelt werden, und endet 410 nach Christus mit den Ereignissen welche das Ende der Camarilla bedeuten, zusammen mit dem Fall Roms vor den Barbaren. Die NSCs in diesem Buch sind sehr gut ausgearbeitet und glaubwürdig, und sie atmen dieser Geschichte jede Menge Leben ein. Die wichtigsten Charaktere entwickeln sich parallel zu den Spielercharakteren weiter, und man fühlt mit wenn ihnen – unweigerlich – schlimme Dinge passieren. Neben der eigentlichen Kampagne enthält das Buch Beschreibungen der wichtigsten NSCs und deren Entwicklungen im Laufe der Jahre, die SAS-Karten für die Kampagne, vorgefertigte Charaktere, und zwei Minisettings – Byzantium im Jahr 543 nach Christus, für Spieler deren Charaktere den Fall Roms überlebt haben und danach dorthin sind und noch weiterspielen wollen, und Rom in der Gegenwart, falls der Spielleiter noch ein Epilog spielen möchte in dem entweder die Charaktere nochmal spielen wollen, oder in dem moderne Charaktere auf die Überreste der Camarilla stoßen wollen.
Abschließende Gedanken:
Ich mag Requiem for Rome. Wie schon gesagt, ich stehe auf das antike Rom, und ich finde es tatsächlich sehr spannend das hier nicht eines der typischen Epochen gewählt wurde. Mir gefällt aber nicht nur das Setting und den dazugehörigen Regeloptionen – inklusive einem System für formale Debatten vor dem Senex – sondern auch die dazugehörige Kampagne, Fall of the Camarilla, und das obwohl ich eigentlich kein Fan von Abenteuern aus der Dose bin. Empfehle ich beide Bücher? Hell friggin yes – wer ein historisches Setting für V:tR sucht, gleichzeitig die 80s aus New Wave Requiem aber noch nicht historisch genug findet ist hier richtig aufgehoben. neben Damnation City ist Requiem for Rome bisher mein Lieblingsbuch für Vampire: the Requiem, und ich will unbedingt den Fall der Camarilla entweder spielen oder leiten.
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