Das Leben eines Gezeichneten – Teil 100
Rohals Versprechen - Teil 22
14 Rondra
Ich wurde durch seltsame Worte wach, die keinen Zusammenhang ergaben und sich aus dem Munde eines Rondrianer schälten, der gerade unser großes Zelt betreten hatte. Sobald er diese Schwelle jedoch übertreten hatte, rief er laut, dass wir zum Schwert der Schwerter kommen sollten, so dass ich zunächst verwirrt darüber nachdachte, ob er wirklich jene Worte vorher gemurmelt hatte, oder nicht.
Ayla wollte uns etwas von den Hesindegeweihten erzählen, die ebenfalls zwei Kelche zurückbringen sollten, aber wohl attackiert worden waren und jetzt im Rashdulswall fest hingen. Einer der Magierrinnen, die den Zug begleitet hatte, war es mittels Adlerschwinge gelungen hier im Schlund zu erscheinen – woher auch immer sie die Kenntniss über den Weg hatte – und hatte Ayla informiert. Leider war sie danach erschöpft zusammengebrochen und war nicht in der Lage mit uns zu sprechen und weitere Informationen zu liefern. Wir mussten also ohne los ziehen, sollten aber die Soldaten in unserem Zelt mitnehmen.
Wenigstens eine grobe Wegbeschreibung zur Hand ritten wir los in Richtung Westen und rasteten während der Nacht nur kurz.
15 Rondra – 16 Rondra
Etwa gegen die elfte Stunde ritten wir über den Kamm eines Hügels und ich konnte im Tal darunter eine kleine Gruppe Menschen ausmachen, die eine Wagen zogen oder trugen, aber noch recht weit entfernt waren. Zwischen uns und ihnen befand sich wohl eine Art Schlucht über der eine brüchig wirkende Brücke hing. In der Annahme, dass es die Gesuchten seien – und sie offensichtlich noch nicht vom Feind gefunden worden waren – preschte ich in Richtung Brücke los, aber schon nach wenigen Schritt tauchte hinter der Gruppe eine weitere Gruppe auf, die ebenfalls schneller näher kam, sowie ein Karakil der sich in unsere Richtung zu
stürzen schien.
Er hielt aber über der Brücke auf unserer Seite an und der Reiter auf ihm ließ etwas auf diese fallen, dass am Boden angelangt zu brennen begann. Da würden wir nie mehr rechtzeitig rüber kommen, also steuerte ich mein Pferd weiter vorwärts direkt auf die Schlucht zu, sprang vorher ab und wirkte einen Weiches erstarre auf die Luft zwischen den beiden Seiten.
Dann lief ich rüber in Richtung der Geweihten, die sich inzwischen auf einem Hügel leicht rechts von mir verschanzt hatten und dem ersten Feindkontakt entgegen sahen. Natürlich wollten sie wissen wer ich war, aber für ausgiebige Fragespielchen hatte wir nun beileibe keine Zeit mehr. Praktischerweise erkannte mich der Fragesteller nachdem ich näher herangekommen war und wirkte nicht mehr, als wolle er mich auch gleich töten. Ich rief ihm zu, das sie zu meiner Brücke kommen solten – denn dann konnte ich sie hinter ihnen abbrechen – und zog mich selbst wieder in Richtung Brücke zurück.
Irgendetwas musste mich irritiert haben, denn der Abgrund kam mir dieses Mal deutlich höher und irgendwie unangenehmer vor, als auf dem Hinweg. So zögerte ich etwas bevor ich über die unsichtbare Brücke – ich hatte sie wohlweislich mit einem Stein markiert – schritt und mich auf der anderen Seite umdrehte um zu sehen wie es mit dem Rückzug voran ging.
Leowulf war auf der anderen Seite endlich an der vorderen Front angelangt – seine Rüstung behinderte ihn wohl sehr – und hatte sich erst einem merkwürdig aussehenden schwarzem Söldner gestellt, der sich dann aber zurückgezogen hatte um einem Maraskaner Platz zu machen und kam nicht so gut zurecht, wie es mir auf die Entfernung schien, so dass ich eine Fulminictus auf ihn schleuderte der ihn zu Boden warf.
Die Träger der Bahre in der ich die Kelche vermutete, hatten inzwischen den ersten Abschnitt der Brücke erreicht, aber einer von ihnen knickte weg und fiel über den Rand, so dass ich befürchtete die Bahre würde hinterher fallen und mich wieder auf die Brücke wagte. Gerade dort angelangt hörte ich das Rauschen von ledrigen Schwingen mit denen sich der Karakil so positionierte, dass er die Bahre runterschubsen konnte. Zu spät versuchte ich ihn zu übernehmen und in meiner Hast machte ich den großen Fehler ihn zu unterschätzen. In seinem nächsten Anflug griff er mich an und zerrte mich an meinem Arm – sein großer vorderer Zahn steckt komplett durch – in die Höhe. Ich wagte nicht irgendwo anders hinzusehen, als auf den Kopf des Dämons und spürte daher mehr das Aufziehen eines Gewitters um uns, während er mich weiter nach oben trug. Dann schlug ein Blitz in den Dämon ein, blendete mich und ich begann zu fallen.
Geistesgegenwärtig wirkte ich einen Paralysis auf mich und wartete ab. Da ich nichts sehen und jetzt auch nichts mehr spüren konnte, wusste ich nicht wann ich am Boden angelangt war und würde wohl oder übel warten müssen, bis entweder meine Sicht zurückkehrte – was hoffentlich bald passierte – oder bis die Wirkung verflogen war, denn so lange würde ich mit Sicherheit nicht fallen. Meine Sicht kehrte früher zurück, denn ich sah das schemenhafte Bewegen einer Hand vor meinem Gesicht, ließ dann den Zauber fallen und wurde bewusstlos.
Ich wurde durch ein Pochen des Auges geweckt und befand mich am Boden zwischen einigen Verletzten und befürchtete schon, dass mich einer der Geweihten heilen und dann merken würde, dass etwas nicht stimmte und dann wenn ich keine Möglichkeit hätte etwas zu unternehmen, weil ich immer noch nicht weiter als zwei Schritt sehen konnte, auf die Idee kommt mich vor Ort zu verbrennen oder so, aber eine der Magierinnen trat auf mich zu und wirkte einen Balsam, bevor sie uns erklärte, das wir uns keine Sorgen machen bräuchten, obwohl der Karakil die Bahre mitgenommen hatte – es musste ein anderer gewesen sein, denn der erste war wohl nicht mehr dazu in der Lage – da eine Avesgeweihte die echten Kelche wenige Stunden vorher abgeholt hatte.
Noch immer halb betäubt vom Blitz und den inzwischen abklingenden Schmerzen machte ich mich mehr gleichmütig auf mein Pferd zu suchen und aufzusteigen um zum Lager zurück zu reiten. Natürlich langsam, da es einige schwer verwundete gegeben hatte. Aber wenigstens waren sie abgezogen, nachdem der Dämon die Bahre hatte.
17 Rondra – 18 Rondra
Als wir nachmittags ins Lager ritten, hatte ich noch immer meine Sicht nicht vollkommen zurückgewonnen, und inzwischen stellten sich die vielen kleinen Punkte, die ab und an aufblitzten, als kleine Schmetterlinge heraus, die zum Teile meine Sicht völlig verdeckten, zum Teil aber auch mal ganz verschwunden waren. Da wir nichts wichtiges dabei hatten beschloss ich direkt zum Zelt zu gehen und nicht mit den anderen zu Ayla und gerade als ich das Zelt betreten wollte und mich wieder ein Schwarm Schmetterlinge umwölkte, rannte ich in Adaque, die wohl eben so unaufmerksam aus dem Zelt treten wollte. Sie begrüßte mich reserviert und meinte ich solle erst einmal baden. Als könnte ich meinen Körper so in der Öffentlichkeit zeigen! Sie ging mir letztlich aber so sehr auf den Geist, dass ich dann doch zum Badehaus lief, natürlich nicht ohne vorher einen entsprechenden Zauber gewirkt zu haben.
Als ich zurückkehrte erwartete sie mich schon mit einer Flasche Wein und wollte unser Zusammentreffen feiern. Höchst suspekt! Aber ich lief trotzdem mit ihr aus dem Lager bis zu einem Ort an dem ich mich relativ sicher fühlte. Und dann meinte sie sich wieder über Seelentiere und dass es mir schlecht gehen sollte und all diesen Krams unterhalten zu müssen bei dem ich immer schon am Anfang einfach abschalte, weil es langsam aber sicher sowohl lästig als auch absolut überflüssig wurde. Warum soll ich nicht mit mir machen was ich möchte? Ist ja schließlich auch nicht verboten Selbstmord zu begehen. Aber nein… reden, reden, reden… und dann kam sie auch noch auf die glorreiche Idee mit mir da draußen schlafen zu wollen. Mitten in ihrem Reden, aber wenigstens hielt sie dabei die Klappe und da ich eh nicht wirklich schlafen kann, schadete es auch nicht.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich nackt neben ihr. Das war nicht gut. Ich hatte bestimmt irgendwann die Konzentration verloren, den Zauber aufrecht zu erhalten und sie hatte die ganzen Zeichen gesehen, und das konnte beim besten Willen niemand falsch deuten. Ich kleidete mich also schnell an und wollte zurück zum Lager, als auch Adaque aufwachte und meinte, sie hätte gestern mein Seelentier gesehen und es hätte eindeutig zufrieden gewirkt. Mit Verlaub… ich war gelangweilt, und sofern ich diese Sache richtig verstanden hatte, sollte es wenn schon mein Seelentier ebenfalls, aber wenn sie es so interpretierte… und auf mir sitzen lassen konnte ich das auch nicht. Irgendwie machte mich diese ganze Sache ziemlich ärgerlich, so dass ich sie erst Paralysierte und ihr dann mal richtig sagte, was ich von ihr hielt. Sehr praktisch, dass sie mich dabei nicht hören und vor allem keine Widerworte geben konnte.
Ich ließ sie dann einfach stehen – sollte sie doch warten bis der Zauber aufhörte zu wirken – und kehrte zum Lager zurück in dem mich schon die Nachricht erwartete, dass Ayla uns mal wieder zu sprechen wünschte. Als wäre ich ihr persönlicher Laufbursche. Was bildete sie sich eigentlich ein! Aber hin ging ich natürlich trotzdem. Wäre glaube ich nicht so gut, wenn ich mich weigern würde und immerhin sollte ich da auch noch was besorgen…
Ayla berichtete uns – Adaque war etwas zu spät gekommen, konnte mir aber vor Ayla keine Vorwürfe machen, was ich mit hämischem Grinsen zu Kenntnis nahm – dass eine Hesindegeweihte – warum immer die! – abhanden gekommen war. Leider war sie die einzige, welche die Wort im Kopf hatte um das Schwert wieder zusammen zu fügen und daher war das ein echtes Problem. Und wir sollte jetzt natürlich nachsehen, ob wir sie wieder auftreiben könnten. Sofort natürlich, weil es eilte ja… Beginnen sollten wir in Zorgan, denn dort war sie nicht angelangt, aber ein anderer Geweihter hatte sie in einem kleinen Hain kurz vor der Stadt vor etwa drei Wochen gesehen und in seiner Vision war sie niedergeschlagen worden.. toll…
Wir sollten also direkt nach Perricum reiten und von dort mit der Seeadler nach Zorgan reisen.
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