Das Leben eines Gezeichneten – Teil 37
Pforte des Grauens - Teil 4
10 Praios
Greifwin schnorrte uns noch etwas Proviant für die weitere Reise und unserem Soladatenanghängsel war der Weg zur größeren Stadt wieder eingefallen, die wir aufsuchen sollten, so dass wir diese etwa gegen Mittag erreichten. Auf dem Weg stellte Greifwin – unter Zuhilfenahme von Leowulf – fest, dass sich kleine rote Käfer in seinem Nacken an einer der Egelwunden festgesetzt hatten, aber hier draußen konnten wir dagegen nichts machen, und so schien er zu hoffen dass es im nächsten Dorf einen Heiler geben würde. Die Stadt sah relativ schäbig aus, aber größer als ich erwartet hatte. Greifwin wollte unbedingt zuerst alleine in die
Taverne einkehren, aber als er nach etwa einem fünftel Stunde nicht wieder heraus trat begaben wir uns ebenfalls hinein, nur um ihn in ein Gespräch vertieft mit einem schäbigen Söldner zu finden. Er hatte uns vermutlich einfach vergessen und so setzten wir uns an einen anderen Tisch. Nach kurzer zeit erhob sich der andere Kerl und verschwand, dicht gefolgt von Greifwin, nach draußen. Greifwin kehrte allerdings nach wenigen Augenblicken wieder zurück und meinte,
wir sollten hier vorsichtig sein, weil man nach uns suchen würde. Zu weiteren Erklärungen kam er allerdings nicht, da er plötzlich die Taverne wieder verließ, weil er ein ungutes Gefühl hatte.
Ich ließ mich dadurch nicht weiter beeindrucken und schaute nur aus dem Fenster nach Greifwin, er im Gewühl der Menschen draußen verschwand… gefolgt von einer Patrouille in einiger Entfernung.
Leowulf und ich begaben uns ebenfalls nach draußen und grob in die Richtung in der Greifwin verschwunden war, entdeckten ihn aber nicht mehr. Dafür entdeckten einige Bewohner des Städtchens, dass wir aussahen wie einige Leute auf den Gesucht Anschlägen in den Kneipen und so machten wir uns schleunigst aus dem Staub… wobei uns der mitgenommene Soldat von recht großem Nutzen war, denn er verbarg uns in einem Haus in einer Seitengasse und besorgte uns sogar Proviant für die nächsten Tage.
Also verließen wir die Stadt, auch Greifwin stieß bald wieder zu uns, in Richtung Südosten, wo das Lager der Rebellengruppe zu finden sein soll. Auf dem Weg durch den nun dichteren Dschungel trat uns nach einiger Zeit eine Gruppe Soldaten in den Weg, die der Meinung waren uns mitnehmen zu müssen, da wir verdächtig wären… als ob! Es kam allerdings nicht mal so weit, als dass ich Magie einsetzten musste, da eine Gruppe Rebellen ebenfalls auf die Zusammenkunft aufmerksam wurde und die Soldaten mit gezielten Pfeilen erledigte.
Uns brachten sie nach einer kurzen Unterhaltung zu einem kleinen Dorf im Wald in dem gerade ein Fest gefeiert wurde. Sie würde sich morgen mit uns Unterhalten und heute erst einmal feiern. Ich hatte nicht wirklich Lust und sah auch keinen Grund in diesem abgelegenen Ort irgendetwas zu feiern und setzte mich daher etwas abseits und dachte über die vergangenen Tage nach. Die Träume die ich gehabt hatte machte mir weitaus mehr Sorgen, als die ganze Umgebung hier und ich wusste nicht wie ich da wieder herauskommen sollte, geschweige denn – und das erschien mir das größere Problem zu sein – ob ich das überhaupt wollte.
Mitten in meine Überlegungen trat ein kleines Dorfmädchen, dass mich fragte was ich hier machen würde – welches ich kurz beantwortete mit Rebellen suchen – und dann wissen wollte was das Zeichen auf meiner Stirn bedeutet. Ich sagte es heißt, ich sei ein böse Magier… immerhin würde das die meisten Menschen wohl sagen, sie aber glaubte mir nicht und so musste ich es ihr mit einem Horriphobus demonstrieren. Greifwin hielt das natürlich mal wieder für total unangebracht und meinte eine Diskussion mit mir führen zu wollen, aber ich blockte ab, und so ging er dem Mädchen hinterher um was auch immer zu machen.
Ich nahm wieder Platz und dachte weiter nach, als wieder eine Störung auftrat. Diese Mal in Form einer der Frauen aus dem Dorf, die anfragte ob ich mir etwas von ihrer Paste ins Haar schmieren wolle… ich war schon etwas Neugierig und so teste ich es aus.. es färbte blau und sollte wohl bei jedem anders wirken. Bei Leowulf konnte man allerdings nichts sehen und Greifwin war in irgendeiner Hütte.
Man brachte mir noch ein bisschen von dem einheimischen Essen das recht angenehm schmeckte und ließ mich wieder alleine, bis ein Trupp Soldaten der Drachengarde auf die Idee kam gerade heute das Dorf durchsuchen zu müssen. Und uns natürlich ebenfalls für Verdächtig hielt und mitnehmen wollte. Sie ließen sich nicht davon abbringen, nicht durch Leowulf, nicht mit dem Auftrag durch die Boronkirche, nicht durch die Dorfbewohner, die das als Störung ihres Gastrechts ansahen und nicht gutheißen wollten, dass sie uns einfach mitnahmen.
Plötzlich verloren sie jedoch jegliches Interesse an uns und zogen sich wieder zurück in Dschungel… und merkwürdigerweise suchte mich Leowulf obwohl ich direkt neben ihm stand. Ich war nicht unsichtbar, aber doch irgendwie nicht wahrzunehmen, wie ein Widerwille nur auf mich gewirkt, was eigentlich eine besonders hohe Kunst erfordert… merkwürdig.
Nachdem es Angefangen hatte zu regnen zog ich mich in eine der Hütten zurück und hoffte, dass nicht jemand auf mich treten würde.
11 Praios
Am morgen rumorte Greifwin durch das Lager und als ich meinen Kopf aus der Hütte steckte, hörte ich auch warum. Die Mitglieder der Rebellengruppe waren ohne uns abgehauen und jetzt durften wir sie wieder suchen gehen. Durch den Dschungel. Zumindest konnten wir etwas Essen vom gestrigen Abend mitnehmen und hatten eine grobe Richtungsangabe bekommen.
Gegen Abend erreichten wir einen recht großen See an dem wir nächtigen wollten. Ich hatten den ganzen Tag allerdings schon das untrügliche Gefühl, dass da irgendetwas hinter uns her war – mehr noch als sonst. Greifwin bestand darauf, dass wir auf einem Baum schlafen, aber ich hielt das für vollkommenen Unsinn und seine Argumente waren auch alle durch mich zu entkräften. Denn wer hatte schon je davon gehört, dass in einem dichten Wald Raubtiere leben, die nicht auf Bäume klettern konnten? Es war dort oben genauso gefährlich wie unten drunter und so legte ich mich unten hin. Greifwin teste zwei Bäume aus, die ihm wohl ob seiner Bewohner nicht gefielen und entschied sich dann für eine dritten.
Leowulf hielt die erste Wache und weckte mich nicht gerade angenehm in dem er Gras aus mir herausriss, dass sich festgesetzt hatte. Zuerst betrachtete ich es eine Weile und überlegte ob ich es vielleicht behalten sollte, entschied mich aber dann dagegen, weil es sich auszubreiten schien. Allerdings schien herausreißen keine gute Methode zu sein, so dass ich mich für abbrennen entschied und hoffte, dass nichts zurückbleiben würde.
Die Wurzeln des Grases ließen sich aus der Haut ziehen nachdem der Rest fehlte, aber kurz nachdem ich alle erwischt hatte flogen Pfeile auf uns zu… und Holzscheiben. Irgendwer menschliches wollte uns zu töten. Leowulf und Greifwin versuchten sich darin die Angreifer zu erwischen, aber ich hatte genug von all dem! Ich wirkte einen Halluzinationen auf mich selbst und schaute mir vergangene Bilder an, bis der Lärm nachließ und die beiden wieder auftauchten.
Wir hatte unsere Rebellengruppe gefunden, oder eher hatte sie uns gefunden und sie waren auch bereit uns mit in ihr Dorf zu nehmen, nachdem Greifwin die Armbinde der Wipfeltiger – unserer ersten Begegnung hier auf Maraskan – vorzeigte. Wir mussten eine recht lange Strecke laufen und das bei Nacht durch diesen nicht besonders angenehmen Dschungel… aber wir erreichten das Dorf, wenn auch völlig übermüdet in meinem Fall. Eigentlich wollte ich nur schlafen und so interessierte mich die merkwürdig blau angelaufene Leiche wenig die auf
dem Dorfplatz lag. Wir wurden durch ein Höhlensystem geführt und konnten endlich einmal richtig schlafen.
13 Praios
Als ich aus dem Höhlensystem trat, stand die Praiosscheibe schon hoch am Himmel, wir hatten alle länger geschlafen als üblich und jetzt brannte ich darauf den Anführer hier zu fragen was er über die Überfälle wusste. Er bestand jedoch darauf, dass wir uns zuerst um ein kleines Problem seinerseits kümmerten. Eine alte Bekannte von uns war vor einem halben Götterlauf hier in den Dschungel gekommen und hatte versucht die Rebellengruppe zu vertreiben. Als diese nicht
weichen wollte hatte sie immer wieder ihre Spinne losgeschickt um die Männer und Frauen anzugreifen und zu töten. Ein Ergebnis lag noch immer auf dem Dorfplatz vor unseren Füßen. Und wir sollten diese Spinne und am besten auch die Hexe… beseitigen.
Dafür opferte er sogar einen Art Heiltrank aus einheimischen Zutaten um die Lebensgeister in uns wieder zu wecken. Er bekam mir allerdings nicht sonderlich gut und meine Haut spannte und zerrte am ganzen Körper.
Der Anführer begleitete uns persönlich inklusive einiger seiner Männer und etwa gegen die dritte Stunde erreichten wir die Ausläufer eines Waldes im Wald, der mit Spinnenfäden und Netzen behängt worden war. Die zum Glück wunderbar brannten, so dass ich meine helle Freude damit hatte sie alle einzeln anzuzünden.
Etwas später erreichten wir eine Lichtung unter uns die vollständig mit Spinnennetzen eingehüllt worden war und einen Eingang zu einer Höhle aufwies. Seltsamerweise wollten uns die Rebellen nicht mit in die Höhle begleiten, sie hatten offensichtlich gehörigen Respekt vor der Hexe und Spinne.
Etwa 20 Schritt weit in der Höhle weitete sich diese und bevor ich mich besser umsehen konnte traft mich ein Spinnennetz und warf mich gegen die Rückwärtige Wand. Leowulf floh beim Anblick der großen Spinnenaugen in einer Höhe von zwei Schritt und nur Greifwin stellte sich in den Weg der großen Spinne. Ich wirkte einen Flim Flam um die Höhle besser auszuleuchten und zog die zähe Spinnenseide von meinen Beinen und Armen ab um wieder auf den Boden zurück zu kommen.
Die Spinne schien mir recht langsam, aber ich wollte kein Risiko eingehen und so warf ich noch einen Fulminictus auf sie und nach einem weiteren Schlag von Greifwin fiel sie auch schon zu Boden und rührte sich nicht mehr. Weiter von Neugierde getrieben ging ich den Gang hinter der Spinne entlang, stieß aber nur auf ein Relief in der Wand in die die Namen von Iribaar und Calin’jaar eingeritzt worden waren. Keine Hexe, keine Wohnstatt, gar nichts. Sehr enttäuschend.
Betrübt lief ich hinter den anderen her zurück zum Lager der Rebellengruppe. Auf dem Weg dorthin verriet uns der Anführer, dass sie es tatsächlich gewesen waren, die vor einiger Zeit die Mine überfallen hatten, sich aber nicht vorstellen konnte, wer für den Überfall der Karawane verantwortlich sein sollte. Er könnte uns auch die Möglichkeit bieten uns zu eben dieser Mine zu führen, wenn wir wollten, jetzt wo die Spinne tot war.
Im Lager trat tatsächlich Latu zwischen den Bäumen hervor und kam auf uns zu. Er hüllte sich in Schweigen wo er die letzten Tage verbracht hatte, aber behauptete ein Schwan hätte ihn zu den Rebellen geführt… ja sicher. Als könnte ein so großer Vogel in diesem dichten Dschungel überhaupt manövrieren. Aber soll mir egal sein, wie er hier hin gekommen ist. Ich wante mich wieder dem Anführer der Rebellen zu und versuchte weitere Informationen zu erlangen. Er hatte über die Mine aber sonst nichts mehr zu berichten und sie interessierte mich auch nur noch marginal nachdem er ein verfluchtes Tal im Norden erwähnte in dem die Natur seltsam unnatürlich chaotisch sein sollte. Dort musste irgendetwas sein, denn niemand würde sich sonst die Mühe machen dort solches Chaos anzurichten. Also entweder war es eine Operationsbasis oder dort lagerten wertvolle Gegenstände. Und wir vermissten ja noch immer eine Hexe, die sich selbst laut an Calin’jaar gebunden hatte…
Leider sahen die anderen die Gegebenheiten nicht ganz so deutlich wie ich und wollten partout nicht in diese Richtung, sondern lieber zur Mine gehen. Wohl oder übel musste ich mich ihnen anschließen, auch wenn Leowulf nach und nach meiner Meinung war, ließen sich weder Latu noch Greifwin überzeugen, und wir sagten dem Anführer zu, dass wir am nächsten Morgen aufbrechen würden. Wieder einmal auf einem der großen Urwaldbäume legten wir uns in eine Hütte schlafen, würden aber mitten in der Nacht durch ein Mitglied der Rebellengruppe
geweckt, dass uns heiser zuflüsterte, dass die Maraskanfedern kommen. Ich musste einen Moment überlegen, während dessen sich Latu und Greifwin schon auf den Weg nach unten gemacht hatten. Der Angriff erfolgte also aus den Bäumen heraus. Leowulf und ich versuchten danach die Strickleiter zu erreichen, ich kletterte vor ihm, als es plötzlich viele kleine Tiere auf uns herabregnete. Ohne großartig nachzudenken entlud ich die noch immer vorhandene Wut in meinem Bauch über den falschen Reiseweg in einem Fulminictus und tötete die Raupen auf mir und auf Greifwin und Leowulf. Latu kletterte zu weit unten, als das ich ihn erreicht hätte und schien seltsame Verrenkungen durchzuführen.
Unten auf dem Boden angekommen tat er dies noch immer und nach reiflicher Beobachtung und Greifwins äußerst unpassender Reaktion nach, schien eines der Tiere seinen Weg ins Innere Latus gefunden zu haben. Ich bot ihm an es dort zu töten und er nahm zögerlich, aber dann doch dankend an. Der Rest der Nacht verlief weitestgehend ruhig.
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