Wintersonnenwende
Ein Roman von Susan Cooper
Will wünscht sich nichts sehnlicher zu seinem Geburtstag als mal richtigen Schnee zu haben. In der Regel gibt es im Themsetal nämlich wenn überhaupt nur braunen Matsch vor Weihnachten. Und so zieht er am Vorabend zu seinem Geburtstag, der auf den Wintersonnenwendtag fällt, mit seinem Bruder James eher wenig gespannt los um neues Heu für die Kaninchen vom Bauern nebenan zu holen. Dort bekommt er aber vom Bauern auch ein kleines Geschenk, einen handtellergroßen geviertelten Ring aus Eisen, den er sich an den Gürtel stecken soll und eine seltsame Prophezeiung, dass die Nacht schlimm werden wird und der morgige Tag noch schlimmer. Auf dem Rückweg durch das Krähenwäldchen beobachten die beiden einen Landstreicher, der von den Krähen angegriffen wird, was ein relativ unnormales Verhalten für Krähen ist, von James aber mit einem Achselzucken abgetan wird. Kurz nachdem die beiden zurück im Haus sind, beginnt es zu schneien. Dicke, große Flocken bedecken schnell alles was da ist und in der Nacht drück der Schnee sogar das Dachfenster in Wills Zimmer ein – so sieht es zumindest für Wills größeren Bruder Paul aus, aber Will ist sich nicht ganz sicher, denn zum einen hatte er vorher eine Angstattacke, zum anderen ist im Schnee eine Krähenfeder verborgen, so als hätte sich eine Krähe mit Absicht gegen das Fenster geworfen.
Den Rest der Nacht verbringt Will in Paul und Robins Zimmer, doch am Morgen weckt ihn eine liebliche Musik und er findet sich, nachdem er das Haus verlassen hat in einem anderen Jahrhundert wieder. Einem Jahrhundert indem vom Dörfchen Huntercombe noch nicht viele Häuser stehen, sondern alles mit dichtem Wald bedeckt ist. Auf seiner Erkundung durch diese andere Zeit begegnet er zum ersten Mal dem Reiter und erfährt von seiner großen Aufgabe. Er ist der letzte der Uralten, geboren um die Zeichen zu suchen und zusammen zu bringen auf das das Licht endlich einen Vorteil im ewigen Kampf mit der Dunkelheit gewinnt. Doch die Dunkelheit wird alles in ihrer Macht stehende versuchen um Will davon abzuhalten die Zeichen in seiner eigenen Zeit zu finden…
Hier haben wir ein klassische Jugendbuch mit einem 11 jährigen Helden, der aber im Verlauf der Geschichte gar nicht mehr so sehr ein kleiner Junge ist, weshalb es auch für Erwachsene gut zu lesen ist und vielleicht für 11 jährige nicht unbedingt geeignet. Der Band selbst ist der zweite Teil einer fünfteiligen Reihe, welche sich um den endgültigen Kampf der Mächte des Lichts gegen die Mächte der Finsternis dreht, bei dem aber nicht nur der hier agierende Held Hauptperson ist, sondern auch drei normale Kinder. Zeitlich spielt das ganze Anfang der 70er Jahre und mag daher für die heutige Jugend etwas befremdlich erscheinen, da es keine Handys und kein Internet gibt, und sogar nur ab und an der Fernseher angeschaltet wird. Kommt ihnen vermutlich ähnlich fern vor wie das Mittelalter.
Der Roman lebt im Grunde vom Hintergrund der Geschichte und der Welt, die dort konstruiert wird und in der die Figuren handeln. So können die Uralten, von denen es nur eine kleine Anzahl gibt, beliebig durch die Zeit reisen und wunderbare Dinge vollbringen – machen das aber tatsächlich eher selten und die Hauptfigur im Grunde gar nicht. Es ist also kein Roman mit zaubernden Menschen, sondern mehr ein Roman mit Menschen in einer phantastischen Realität.
Hier muss dazugesagt werden, dass dieser Roman vor einigen Jahren Inspiration zu einem Film war, der aber durchweg schlechte Kritiken bekommen hat, da er nicht in der Lage war das Flair des Romans – eben aus den 70ern – einzufangen und versuchte aus einer liebevollen Großfamilie eine Art Harry-Potter-lebt-im-Schrank-unter-der-Tür zu machen. Wenn möglich sollte man also nicht den Film vor dem Buch beschauen.
Für Rollenspieler bietet sich hier eine Inspiration für einen keltisch angehauchten Hintergrund (in “der graue König” noch mehr), den man wunderbar in eine entsprechende Kampagne einbauen kann.
Fazit: Ob jung oder alt, wer gerne realitätsnahe Jugendfantasy liest kommt eigentlich an Susan Coopers “The dark is rising” nicht vorbei.
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