Spiele der Dunkelheit

Ein Friday Five von Infernal Teddy

Ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen bin, aber irgendwann, als ich diese Woche mal wieder um halb vier im Bett lag, weil ich diese ganze Woche schon Schlafstörungen habe, da formte sich diese Liste in meinem Kopf. Die fünf düstersten oder deprimierendsten Rollenspiele, die ich derzeit besitze, und warum ich sie so bezeichne. Weil wenn ich schon nicht schlafen kann, dann sollt ihr auch was davon haben, oder? Ich habe versucht eine grobe Reihenfolge aufzubauen, aber nehmt sie nicht all zu ernst. Bis auf Platz 1. Platz 1 meine ich so, wie ich es hier beschreibe. Was ich an den jeweiligen Spielen düster oder deprimierend finde, werde ich versuchen in Worte zu fassen, aber bloß weil ich das jeweilige Spiel so empfinde heißt das nicht, das ich sage das es so IST. Just my opinion.

V.) Promethean: the Created
Jeder einzelne Charakter in diesem Spiel ist völlig entfremdet, und zwar von allem und jedem, außer denen, die wie er selbst sind. Die ganze Welt, sogar der Boden auf dem er steht, lehnt ihn ab, und wird durch seine bloße Anwesenheit zerstört. Das Beste, auf das dieser Charakter hoffen kann, ist es, ein Mensch zu werden – etwas zu werden, dass alle anderen bereits schon sind. Diese völlige Einsamkeit und Verfremdung spricht mich auf einer tiefen Ebene an, da es mich unangenehm an meine eigene Jugend erinnert. Für viele Menschen ist Einsamkeit, vor allem in der extremen Form die Promethean nutzt um die Charaktere von der restlichen Welt abzugrenzen, eine tiefsitzende Urangst, und das trägt dazu bei Promethean zu einem der finsteren Spiele auf meinem Regal zu machen.

IV.) Kleine Ängste
Hier beziehe ich mich eher auf die ursprüngliche Fassung, weniger auf die exzellente Alptraum-Edition, welche viele der hier angesprochenen Punkte entkräftet oder ausräumt. Die Protagonisten in Kleine Ängste sind Kinder, welche Opfer ihrer Umgebung sind – entweder der Monster, welche aus dem Land unter dem Bett stammen, oder wenn der Spielleiter sich auf die finstersten Elemente einlässt, welche im Grundregelwerk enthalten sind, auch ihrer „realen“ Umgebung. Und das ist es, was diesem Spiel ein Platz auf dieser Liste beschert: es geht nicht nur um „phantastischen“ Horror und Monster, sondern potenziell um Kindesmissbrauch, und Feder & Schwert haben damals auch einen Teil der Einnahmen entsprechenden Hilfsorganisationen gespendet. Dieses Spiel wäre auf dem ersten Platz dieser Liste, wenn das Spiel nicht so geschrieben wäre, dass man diese Elemente auch ausblenden kann, und wäre die zweite Auflage nicht stärker darauf fokussiert, die Charaktere zu aktiven, heroischen Protagonisten zu machen.

III.) KULT
Die Welt, so wie wir sie kennen, ist in KULT vor allem eines: ein Gefängnis. Irgendwann war jeder Mensch mal ein Gott, bis wir in unsere Welt eingesperrt wurden, und uns alles genommen wurde, was uns zu Göttern machte. Und seid dem ist das beste, worauf wir hoffen können, ein kurzer, winziger Hinweis auf die Wirklichkeit, welche jenseits unseres Gefängnisses liegt, bevor wir sterben und ausgelöscht werden, bevor unsere Seelen wiedergeboren werden. Das deprimierende an KULT, für mich als jemand der glaubt, das wir als Spezies irgendwann alles erfahren werden, alles erfahren können, ist, dass wir gerade das eben nicht können werden. Die Weltanschauung hinter KULT ist bestenfalls als depressiv, realistischer aber als nihilistisch zu bezeichnen, und die Kosmologie von KULT ist wie ein Virus, welches alle meine Kampagnen befällt.

II.) Wraith: the Oblivion
Die Welt der Dunkelheit hat sich immer wieder gerne als eine Reihe von Horror-Rollenspielen präsentiert, aber in meinen Augen wurde nur eines davon diesem Anspruch gerecht: Wraith. Die Charaktere sind in der Regel die unglücklich verstorbenen, beginnen tot, und alles, was sie in ihrer höllischen Unterwelt erwarten können, ist, das es schlimmer wird – entweder, sie werden zu rohen Materialien verarbeitet, lösen sich im Nichts auf, oder werden zu mörderische, monströse Alptraumwesen. Ach ja, und sie haben alle eine böse Seite, welche versucht sie zu vernichten. Der Wraith-Kosmos ist ein wirklich hoffnungsloser Ort, und in meinen Augen kommt ihn an inhärenter Dunkelheit nur eines gleich…

I.) Changeling: the Dreaming
…nämlich Changeling: the Dreaming. Viele Leute waren, als dieses Spiel erschien, davon überzeugt, es handle sich hierbei um das fröhlichste, optimistischste Spiel der Welt der Dunkelheit – schließlich war das Buch durch und durch bunt, und die Bilder waren niedlich. Schaut man aber genauer in das Buch erkennt man ein anderes Bild. Wechselbälger sind die in Menschenkörper reinkarnierten Seelen von Feen, und diese Seelen nehmen Schaden durch etwas, das sie Banalität nennen – das geht so weit, dass diese Seelen absterben können, um nur das menschliche übrig zu lassen. Die anderen Spiele auf dieser Liste hinterlassen die Charaktere tot oder schlimmeres, aber Changeling ist das einzige Spiel bei dem man stirbt, nur um weiterzuleben, und zu WISSEN das man mal Zugang zu einer schöneren, wundervollen Welt hatte…

…ist eigentlich jemanden aufgefallen das die Spiele der alten Welt der Dunkelheit alle irgendwie eine Metapher für die Pubertät waren?

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