Die Jünger der Finsternis
Rekultivierung in den Finsteren Länder
Die Welt des Einsamen Wolfes – Magnamund – greift mittlerweile weit über die Kampagne des titelgebenden Kai Kriegers hinaus. Nicht nur ist die Perspektive der Hauptreihe seit Band 21 auf den Kai Orden gewechselt, auch wird jeder Band von einem Bonusabenteuer flankiert, das uns eine andere Perspektive auf die Geschehnisse in Magnamund ermöglicht. Meist sind die Seitenabenteuer dabei eng mit der Haupthandlung verknüpft. So verkörpern wir Begleiter, schlüpfen in einen untoten Körper unserer Gegner oder dürfen Ablenkmissionen für die Hauptqueste übernehmen.
Das Magnamund auch ohne eine so enge Verbindung zum Kai Lord einen spannenden Spielehintergrund darstellen kann, zeigt nicht nur das Mehrspieler Rollenspiel und andere Ableger, sondern auch das jüngste Abenteuer von Alexander Kühnert.
In „Die Jünger der Finsternis“ schlüpfen wir in die Rolle von Tessa. Die von tragischem Schicksal begleitete Druidin soll den schelmischen Ralain, in die jüngst befriedeten Finsteren Länder begleiten. Hier will er sich einem Rekultivierungsprogramm anschließen, das mittels Magie und Zauberkunde die verschwefelten Landstriche wieder fruchtbar machen will. Daraus entspannt sich eine Eskortenqueste die von gelungenen Unterhaltungen mit dem frechen Ralain und Einblicken in das Rekultivierungsprogramm aufgelockert wird. Auch wenn der Grundaufriss nicht sonderlich innovativ ist, kann die Geschichte neben den stimmungsvollen Dialogen mit einer überaus gelungene Wegführung überzeugen. Nicht nur sind die Charaktere plastisch, auch bieten sich erstaunlich viele gut verknüpfte Möglichkeiten. Obwohl sich der Umfang mit 120 Abschnitten recht knapp gestaltet, können wir tatsächlich gänzlich unterschiedliche Wege einschlagen, die zwar immer wieder zusammengeknüpft werden, aber nicht zu offensichtlich zusammengezurrt werden.
Zum im positiven Sinne kurzweiligen Spielvergnügen tritt neben diesem Gefühl einer dynamischen Welt das knappe Regelsystem hinzu. Die Kämpfe laufen genauso wie im Einsamen Wolf mit einer Kampftabelle ab, die Charaktererschaffung wurde jedoch massiv entschlackt. Zwischen drei Fertigkeiten und ebenfalls drei Kräuterkenntnissen dürfen wir wählen, während uns Kampfkraft und Ausdauer vorgegeben werden. Das führt zu ausreichender Variation und Individualisierung, lässt uns aber sowohl als Kenner der Reihe als auch als Neuling fast unmittelbar einsteigen.
Fazit
Die Jünger der Finsternis sind gewissermaßen ein eigenständiges Bonusabenteuer für die Einsame Wolf Reihe. Nicht direkt an ein Abenteuer gekoppelt fügen sich „Die Jünger der Finsternis“ doch in die allgemeine Entwicklung Magnamunds ein. Die Charaktere sind außerordentlich gelungen und das Abenteuer selber geschickt komponiert ohne mit allzu großen Innovationen aufzuwarten.
Etwas ungewohnt mag das Format sein. Das Abenteuer umfasst etwa 40 A4(!) Seiten in gewohnt hoher Produtionsqualität. Auch wenn die Spieldauer recht kurz ausfallen kann, sind die knappen 5€ alle mal gerechtfertigt. Das Heft ist eine nette Dreingabe für Einsame Wolf Fans und kann ansonsten eine gelungene Einführung in die Reihe sein, wenn man sich nicht gleich in die 21-bändige Kampagne stürzen möchte…
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