Zeitenwende 2
Die dunkelste Stunde
Seid Weihnachten 11 ist er raus, der zweite Band der Trilogie Zeitenwende von Mark Chadbourn. Hier wurde, passend zum Titel, eine dunkel Version des schon im ersten Band verwendeten Covers vorne an das Buch gehängt. Wiederum ein Skelet, aber eben mit bläulichem (ja wirklich, das Bild ist falsch) Hintergrund. Der zweite Teil hat 669 Seiten und kostet 14,99€.
Der Band beginnt nicht etwa direkt mit der Fortführung der Gesichte, sondern mit einer sehr gelungenen Art des Rückblicks, welche aber schon Teil der Geschichte ist. Ein Nebencharakter aus dem ersten Band, ein Pfarrer um genau zu sein, berichtet nämlich von den Ereignissen aus dem ersten Teil und führt so den Leser wird komplett ins Geschehen ein.
Eine Art zweiter Vorspann bildet dann ein kurzes Kapitel in dem die „neue Welt“ aus Sicht von anderen Menschen, die in Großbritannien unterwegs sind. Amüsant ist hier eine Szene, die in einer sehr, sehr ähnlichen Form in einem gänzlich anderen Buch auftritt, nämlich das Erscheinen eines Baumes in mitten eines Atommeilers und dem verschwinden aller Strahlung (s.h. Bernard Hennen – Nebenan).
Doch eigentlich will der Leser ja wissen wie es mit Church, Ruth, Tom, Laura, Shavi und Veitch weiter geht.
[Ausdrückliche Warnung!!! – Spoiler für den ersten Band!!!]
Nach dem Church am Ende des ersten Bands von den Tuatha De Danann gestraft wurde, dafür, dass er die Essens der Fomori in sein Herz gelassen hat und somit die Menschheit zunächst sich selbst überlassen ist, beschließen die Brüder und Schwerster der Drachen, dass sie selbst die Initiative ergreifen werden müssen um das drohende Unheil noch abzuwenden. Und drohend ist es wirklich, denn die Fomori haben vor Balor wiederauferstehen zu lassen, ihren einäugigen Gott. Doch wo anfangen, wenn man einen Gott töten möchte? Tom eröffnet ihnen, dass sie vielleicht die Ahnengeister um Rat fragen könnten und so machen sich die sechs auf eine der heiligen Stätten in der Nähe zu suchen. Dort erfahren sie, dass sie nach Edinburgh müssen, denn dort soll der Gott wiederauferstehen. Und zudem sei dort mit dem Feuerbrunnen eine Möglichkeit das ganze zu Verhindern. In einer Art PS wird dann noch Zweifel innerhalb der Gruppe gesät, da einer von den sechs ein Verräter sein soll, welche auch recht bald auf fruchtbaren Boden fällt, als Ruth eines Nachts entführt wird.
In der Stadt angelangt – auch Ruth wird von den nunmehr fünf hier vermutet – merken die Helden schnell, dass die Fomori zum Schutz in der Altstadt die Cailleach Bheur frei gesetzt haben – die Herrin des kalten Winters, welche beginnt nach immer mehr Opfern zu greifen. Da sie diese nicht ohne Hilfe besiegen können, suchen die sechs nochmals Rat bei den Toten, dieses Mal bei den Pestopfern und erfahren eine mögliche Lösung für ihr Problem. Doch da ihnen die Zeit davon rennt, trennt sich die Gruppe auf. Church und Tom gehen zum Feuerbrunnen, Shavi und Laura die Lösung für die Eishexe suchen und Veitch macht sich auf um Ruth zu retten.
Doch dann fangen ihre Probleme erst an.
Das Buch ist tatsächlich ein in sich abgeschlossener Teil, wenn gleich dieselben Charaktere natürlich auftreten und die grobe Geschichte fortgeführt wird. Doch ebenso wie für den ersten Band die Suche nach den Talismanen die Hauptqueste war, so ist es in diesem Band das Aufhalten der Wiedererweckung Balors, und mit der erzählten Zusammenfassung des ersten Teils ist auch ein unkundiger Leser sofort im Geschehen drin.
Die Entwicklung der Charaktere wird weiter vorangetrieben und die zarten Bande der Freundschaft aus dem ersten Teil verfestigen sich auf für den Leser nachvollziehbare Weise. Der Autor hat einiges an Mühen darin investiert, das ganze nicht zu sehr zu einem „wir sind die Weltenretter, wir haben keine schwarzen Flecken auf unserer Weste“ verkommen zu lassen. Sei es durch überaus menschliche Reaktionen der Charaktere, die auch mal schief gehen, sei es durch die „Anti-Haltung“ Lauras – diese Art Charakter ist vermutlich jedem Spielleiter schon einmal untergekommen. Jemand der immer gegen alles ist und alle blöde anmacht. In dieser Geschichte funktioniert es aber tatsächlich trotzdem mit dem Gruppenzusammenhalt.
Der Autor scheint eine gewisse Vorliebe für eine wenig technisierte Welt zu haben, denn im gesamten Band schwingt eigentlich unterschwellig mit, dass zwar haufenweise Leute abkratzen, aber es allen die gerade mal Glück hatten, jetzt viel besser geht als vorher. Dem kann man natürlich als Leser recht kritisch gegenüber stehen. Ebenso wie der Tatsache das nach wie vor Drogen als etwas postitives dargestellt werden, da man damit ja den Weg zu den Göttern und Geistern ebnend. Das mag zwar in der Weltenlogik korrekt sein, ist aber trotzdem so unreflektiert sehr kritisch zu sehen.
Fazit:
Wer das erste Buch mochte, wird auch von diesem nicht enttäuscht sein (und natürlich auch anders herum – aber es ist zu empfehlen mit dem ersten anzufangen, trotz der guten Zusammenfassung am Anfang).
4,5/5
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