Warum zur Hölle habe ich das verkauft?
Ein Friday Five mit Infernal Teddy
Ich bin sicher nicht der einzige Rollenspieler der über die Jahre eine beachtliche Sammlung an Spiele gekauft hat, der quasi eine eigene Bibliothek aufbauen könnte mit den Büchern die er oder sie im laufe der Zeit gekauft hat. Richtig? Und ich bin auch nicht der Einzige, der dann auch Bücher aus dieser Sammlung wieder abgestoßen hat, right? Und ich gehe wohl auch recht in der Annahme das ich nicht als Einziger irgendwann bereue, manche dieser Sachen verkauft zu haben, oder? Dann isses ja gut. Hier sind fünf Spiele, bei denen ich mir heute in den Allerwertesten trete, weil ich sie irgendwann verkauft habe.
I.) Cyberpunk 2020
Eigentlich mag ich Shadowrun nicht sonderlich. Ich finde das Kampfsystem unnötig kompliziert, das Regelsystem überfrachtet, und der Genremix ist auch nicht unbedingt einer der mir sonderlich zusagt. Aber dennoch findet sich Shadowrun im Regel, und nicht Cyberpunk 2020 – weil man leider für Shadowrun eher Spieler findet als für CP2020, und das war auch schon so als ich das Regelbuch gekauft habe. Verkauft habe ich das Ganze in einem Anfall von „ich werde das eh nie wieder spielen“, Grundregelwerk, Chromebuch, und noch ein paar andere Sachen.
Warum ich es bereue: CP2020 ist für mich auch heute noch das Rollenspiel, welches die Essenz des frühen Cyberpunks, wie es von Gibson, Rucker und anderen geschrieben wurde, verkörpert. Und in letzter Zeit habe ich immer häufiger Lust, genau das zu spielen. Shadowrun passt mir als Genremix einfach nicht, und ist zu sehr in „Wir guten Runner vs. die bösen Konzerne“ verhaftet. Da sind einfach in der Praxis zu wenig Grauton – die finde ich dagegen immer noch in CP 2020. Zugegeben, Cybergeneration, der Nachfolger zu CP, hat dieses Schwarz-Weiße noch mehr, aber dafür ist die Punk-Attitüde stärker ausgeprägt.
II.) Exalted
Wer unsere Rezension mal gelesen hat weiß das ich Exalted mag. Okay, ich finde Exalted sehr geil, eines der spannendsten Fantasy-Rollenspiele die ich je gespielt habe. Ich hatte auch mal fast alles für die 2nd Edition, bis einschließlich der Box zum ersten Zeitalter. Und dann habe ich – weil ich kaum dazu gekommen bin es zu spielen – mich dazu überreden lassen, alles zu verkaufen. „Well that was stupid“. Gut, mittlerweile habe ich das Grundregelwerk wieder, und ein paar der Zusatzbücher, aber ob ich die Sammlung jemals wieder komplett haben werde steht in den Sternen.
Warum ich es bereue: Wie gesagt,ich mag Exalted. Sehr. Und ich bereue sehr das ich mich dazu hab überreden lassen, die Bücher zu verkaufen. Exalted ist eines von wirklich sehr seltenen Rollenspielen in denen man von Anfang an epische Helden spielt, welche auf dem Niveau anfangen, welches man am ehesten mit den griechischen Epen vergleichen kann. Ein Spiel, bei dem man erwarten kann, die hiesige Version des Archilleus oder des Ulysses verkörpern zu können, ohne vorher die ganze D&D-Typische Bauernjunge zum Drachentöter machen zu müssen. Manche mögen darin Powergaming sehen, aber um ehrlich zu sein – ich wollte schon im realen Leben kein Zuckerbäcker sein, warum sollte ich das im Rollenspiel?
III.) Palladium
Ich schreibe hier zwar „Palladium“, und meine damit auch eine ganze Reihe von Produkten aus dem Hause dieses Verlages, aber eigentlich geht es mir um Rifts, und um Palladium Fantasy 2nd Edition. Als mir in der zweiten Hälfte der Neunziger AD&D endgültig zum Halse heraus hing gab es neben der Welt der Dunkelheit noch zwei Spiele die ich spielte bzw. leitete: Palladium Fantasy mit seiner zum Teil recht ungewöhnlichen Welt und entsprechenden Charaktere (Warlock. Wolfen Warlock. Yeah.), und das ultimative Multiversums-RPG namens Rifts, wo WIRKLICH Mensch , Maschine und Magie aufeinander treffen – was mich daran erinnert das ich dazu noch eine Rezi fertigschreiben muss…
Warum ich es bereue: Rifts hat einfach richtig, richtig Spaß gemacht- als Setting. Zugegeben, das Regelsystem ist irgendwo zwischen WTF und völlig kaputt, aber auf der anderen Seite sind die Klassen – zumindest im Grundregelwerk – wirklich ikonisch: ich muss neuen Spielern eigentlich nie was über das Setting erzählen, sondern einfach nur die Klassenbeschreibungen zum lesen geben. Ich würde wahrscheinlich nicht mehr alles kaufen (ALLE Worldbooks bis einschließlich Canada! Und fast alles andere!), aber selbst heute noch muss ich nur kurz nachdenken um auf Kampagnenideen für Rifts zu kommen, und zwar in der Zeit die ich sonst brauche um ein Abenteuer für andere Spiele mir auszudenken.
IV.) SLA Industries
Wieder was aus der cyberpunkigen Ecke, auch wenn ich es auch schon als „Thatcherpunk“ bezeichnet gesehen habe. Gekauft hatte ich es im Prinzip auf Empfehlung von Blut und Glas hin, als dieser noch Mod bei den Blutschwertern war, und dafür ein wundervolles dystopishes SF-RPG bekommen. Warum habe ich es nicht mehr? Weil jemand ungeschicktes, der ausnahmsweise nicht ich war, eine Flasche Cola drüber aus gekippt hat. Klar, das PDF ist kostenlos auf Drivethru, aber ich bin kein so großer Fan von PDFs, und habe es – wenn ich es mal auf Amazon oder Ebay gesucht habe – nie wieder gefunden.
Warum ich es bereue: Was ich vom Regelsystem noch vor Augen habe war nichts sonderlich begeisterungswertes, aber das Setting war großartig. Klar, zu Spielbeginn spielt man bessere Gossenpunks, welche man auch bei CP2020 finden könnte, aber diese Gossenpunks können sich ihre Missionen, ihre Runs, beim Arbeitsamt abholen, und haben auch noch Aussicht auf Werbeverträge und lukrative Medienverträge. SLA ist quasi Cyberpunk, aber durch eine britische Linse in den frühen Neunzigern betrachtet, und das macht dieses Spiel zu etwas ganz einzigartigem. Wenn es jetzt noch ein cooles, modernes Regelsystem bekäme…
V.) Star Trek („LUGTrek“)
In meinen Augen das bisher beste Star Trek-Rollenspiel. Eigentlich gibt es da nicht viel mehr dazu zu sagen. Drei völlig miteinander kompatible Spielreihen (TNG, DS9 und TOS) die sich auch nach Trek anfühlen, und dem Spieler tatsächlich Charaktere bieten die sich auch anfühlen wie kompetente Trek-Charaktere. Dazu jede menge sehr gut gemachte Quellenbücher mit vielen Informationen, vollfarbene Bücher mit einem Layout das sich wie das jeweilige Setting, und das zu einer Zeit als farbige Regelbücher noch etwas ungewöhnliches waren.
Warum ich es bereue: Im Grunde meines Herzens bin ich Trekkie. Zumindest ein wenig. So lange wir Voyager und den Reboot ignorieren können. Und eigentlich finde ich Babylon 5 und Dr. Who viel, viel cooler. Aber ja, ich mag Star Trek sehr, und ich könnte mir heute noch in den Hintern treten das ich die Bücher verkauft habe. Allerdings weiß ich gar nicht mehr genau, WARUM ich sie verkauft habe. Vielleicht wäre ich enttäuscht wenn ich mir heute nochmal die Bücher anschauen würde. oder so. Anderseits…
Space.
The Final Frontier.
These are the voyages of the Starship James T. Kirk…
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