Von der Schwierigkeit der Werbung

Ein Vampire Live Problem des gebrannten Kindes

Werbung. In vielen Bereichen unseres Lebens ein wichtiger Bestandteil und auch in unserem Hobby kein kleiner Teil. Denn ohne Werbung wissen die Kunden schließlich nicht was sie kaufen sollen (oder was nicht). Jetzt ist Werbung zwar von den Verlagen bekannt, aber bei den meisten Rollenspielern auch nur so. Als Buch xy wird angepriesen und das nimmt man dann zur Kenntnis oder lässt es. Heute will ich aber über ein Phänomen berichten, welches ich im Bereich des Vampire Live an Dutzenden Stellen getroffen haben und das vermutlich auch für andere LARPs genau so gilt: Die Werbung für die Spielrunde.

LARPs sind ja, anders als die heimische Tischrunde, in der Regel für deutlich mehr Teilnehmer gedacht und haben unter Umständen hohe Kosten, die durch Mitspieler gedeckt werden – das ist zugegebener Maßen im Vampire Live natürlich weniger der Fall, welches durchaus mal in der heimischen Wohnung gespielt wird, aber auch da kommt es vor, jüngstes mir bekanntes Beispiel die neue Domäne zu Bonn, die Raummieten von 200€ in Kauf nimmt (fragt sich natürlich wie lange, aber gut).

Mit dem im Hinterkopf möchte der oder die Veranstalter natürlich dieses Geld auch wieder rein bringen und das geht eben nur durch zahlende Mitspieler. Und die fallen ja normalerweise nicht vom Himmel (sind ja keine nackte, schwarze Männer) sondern müssen irgendwie auf die Sache aufmerksam gemacht werden. Schon immer war da natürlich die „ich frag mal meine Freunde“ Attitüde eine große Sache, aber irgendwann hat man die alle abgegrast und genug davon hat man für spezielle Sachen meistens eh nicht. Also muss heutzutage das Internet her. Und das ist wo das Problem anfängt. Wo man seinen Freunden (hoffentlich, sonst sind sie es längstens gewesen) gegenüber meist ehrlich und sagt was Sache ist, sieht das in den Weiten des Internets schon ganz anders aus. Da nämlich kann man schließlich sagen was man möchte.

Wie gesagt, ich hab nur Erfahrung im Bereich Vampire Live, glaube aber das das für andere LARPs ebenso gilt (da können ja die geschätzten Leser mal was zu schreiben, die da Erfahrung drin haben): Es wird das blaue vom Himmel hinunter gelogen.

In den 15 Jahren die ich mich in dem Feld schon bewege und bei denen ich natürlich als Spielleitung auch einen Blick nach rechts und links werfe ist mir vor allem genau das aufgefallen: Da wird von Massen von Mitspielern berichtet, da wird von wunderbaren Intrigen und Statusspiel und ähnlichem erzählt, was alles zahlreich in der Domäne vorhanden sein soll und wenn man sich das ganze dann anschaut ist es genau das Gegenteil (und man beginnt sich spätestens bei der zweiten solchen Erfahrung zu fragen warum offensichtlich Meinung des Spielleiters/Werbetexters und Spiel so auseinander gehen). Denn das hilft tatsächlich kein Stück. Spieler werden eher davon an gefressen sein, wenn sie U vorfinden, obwohl ihnen ein X versprochen wurde. Und genau ein solches Verhalten führt zu folgendem von mir bei mehreren Personen angetroffenem Problem:

Eine generelle Ablehnung des gesamten Bereichs aufgrund einer oder zwei solcher Lügenerfahrungen.

Denn warum sollte eine solche Person dann glauben das die dritte, vierte oder fünfte (je nach Gutgläubgigkeit) Gruppe wirklich das macht was sie nach außen sagt und nicht wie die anderen vorher auch lügt das sich die Balken biegen? Durch ein solches Verhalten (was übrigens in gewissem Maße natürlich auch für Rollenspielsystem am Tisch zutrifft – zweimal schlechte Erfahrungen in System X == System schlecht; Menschen sind da leider sehr einfach gestrickt) verringert man effektiv die Gruppe der Spieler anstatt sie zu erhöhen. Aber es ist ja – auch ein weit verbreitetes Phänomen – ’nach mir die Sintflut‘ oder ‚ja wenn der unser Spiel nicht mag, dann soll ihn keiner haben *dreckig lach*.

Ich bin auch ziemlich sicher, dass dieses Problem nicht nur mir aufgefallen ist, aber gerade für meine Runde, die sowohl nach meinen Erfahrungen als auch nach denen anderer Spieler wirklich sehr anders spielt als die meisten, ist dieses Problem besonders groß. Da bekomme ich von Leuten berichtet, die wirklich wunderbare Charakterideen oder -aktionen in einer Gruppe hatten und unter Umständen genau dafür aus der Gruppe geekelt wurden und dann sagen, dass sie keine Lust mehr auf das Spiel haben.

Beispiel gefällig? Okay. Also da gibt es diese Dame aus Osnabrück, die gerne einen sehr intriganten Charakter spielen wollte und auch nachfragte ob das in Ordnung wäre. Man sagte von der Spielleitungsseite dem zu und alles schien geregelt. Als dann aber das Spiel los ging und natürlich bedingt durch diese Wahl nicht gerade nette Aktionen folgten, hieß es von selber Spielleitung dann, dass wäre gemein so zu spielen (IT wohlgemerkt, nicht OT Intrigen) und das wolle man jetzt doch nicht haben und sorgte dafür, dass der Charakter aus dem Spiel genommen wurde. Die Domäne existiert seit längerer Zeit nicht mehr, und ich hätte davon wohl nie etwas erfahren, wenn nicht über einen Spieler diese Geschichte an mich herangetragen worden wäre. Eigentlich ist diese Spielerin genau das richtige, sagt aber selbst nach der Erfahrung hat sie keine Lust mehr.

Klar, kann ich verstehen, hätte ich vielleicht auch nicht. Aber da ich mir auf der anderen Seite ziemlich sicher bin, dass es in meiner Gruppe anders wäre stehe ich dann vor einem Problem (vor dem sicherlich nicht wenige stehen übrigens):

Wie überzeuge ich eine solche Person davon es doch nochmal zu versuchen?

Denn es bringt wie gesagt nichts auf irgendwelche Internetseiten groß zu tönen, man sei ja anders und so, denn das glaubt betreffende Person ja sowieso nicht mehr. Was also macht man, wenn man nicht gerade wie im Fall Infernal Teddys jemand aus anderen Gründen mal testet wie das ist?

Ich bin ehrlich gesagt noch zu keiner Lösung für das Problem gekommen, kann hier also nicht mit einem Lösungsvorschlag aufwarten. Aber vielleicht hat da draußen ja jemand eine Idee.

1 Kommentar zu Von der Schwierigkeit der Werbung

  1. Was meiner Meinung nach da am ehesten hilft, ist zeigen was Sache ist.
    Im Internet geht das am besten über Wege für den „Empfänger“ das geschehen eines Abends nachzuvollziehen.

    Spannend formulierte „was geschah an diesem abend“, die auch so beschrieben sind, dass ein kompletter Neuling sie versteht.
    Gut zusammengeschnittende Videos, die im Bestfall einen Handlungsstrang von Anfang bis Ende, dokumentieren.
    usw.

    Zusammengefasst: Bereite Material im nachhinein so auf, dass es sich als Uneingeweihter Spaß macht sich damit zu beschäftigen. Und jedes verdammte Mal ein „Du willst auch dabei sein? Klick hier!“.
    Das Problem ist nur, dass sowas sehr viel Arbeit erfordert. Da wäre man am besten bedient wenn man einen Toreador Charakter einführt, der auch IT immer mit Kameras rumläuft und wie ein Reporter Interviews einführt um daraus im nachhinein ein „Kunstwerk“ zu machen. Erfordert zwar ein bißchen Guten Willen der anderen Spieler (weil deren Charaktere ja schon etwas vorsichtig vor der Kamera wären), aber da kann man durchaus drum herum arbeiten.
    Z.B. der Toreador macht das bekannter maßen schon ewig und werkelt bestimmt noch bei seinem Ableben daran herum ohne es jemals jemandem zu zeigen. Die Videos im Internet sind also OT.

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