Unknow Armies: Reboot 2015?
Gerüchte aus dem okkulten Untergrund
Greg Stolze, seines Zeichens bekannter Autor für zahlreiche World of Darkness Titel und Entwickler der One Roll Engine hat Pünktlich zum Jahreswechsel drüben bei Big Purple ein kleines Bömbchen platzen lassen. Was wahrscheinlich längst in Vergessenheit geraten ist: Er hatte 1998 bei Atlas Games zusammen mit John Tynes ein anderes, kleines Projekt, das den Bescheidenen Namen „Unknown Armies“ trug, herausgebracht und immerhin bis 2002 mit Inhalt versorgt. Hierzulande hatte der Vortex Verlag 2006 den Versuch gestartet, eine durchaus sehr ansprechende und äußerst engagierte Übersetzung herauszubringen. Leider wurden es am Ende nur vier Veröffentlichungen. Mit „Postmoderne Magie“ war Schluss (wobei der Band sogar keine reine Übersetzung des ursprünglichen Materials war, sondern hier bereits neues Material eingepflegt worden war. Die verbliebene deutsche Fanbase hat sich mehr oder weniger um den Blog des Haus der Renunziation gesammelt.)
Greg Stolzes „frohe Kunde“ ist jetzt folgendes: Er sitzt aktuell mit seinem alten Partner Tynes am Tisch und beide sind scheinbar in einer Mischung aus Brainstorming und Verhandlung gerade dabei herauszufinden, ob ein Reboot des alten Systems möglich sei. (Das nach Möglichkeit dann 2015 herauskommen soll.)
Und hier kommt jetzt das Schwarmbewußtsein des Fandom ins Spiel. Greg schreibt nämlich:
Well, one thing Tynes pointed out when we discussed it was that UA is one of the rare games where a setting reboot is CANONICAL. So everything’s on the table.
Übersetzt heißt das in meinen Augen soviel wie: Das komplette Konzept Unknown Armies muss in seinem kompletten Setting noch einmal radikal und ohne Gnade überdacht, neugeschrieben und anders interpretiert werden. Und das heißt auch, dass Fans hier aus ihrer aktiven Erfahrung heraus mitreden können, welche Konzepte in der neuen Welt nicht funktionieren. (Was auch bitter Notwendig ist, irgendwie.)
Unknown Armies ist nämlich eines dieser Systeme, deren Inhalt Nietzsche so schön mit seinem Aphorimus über dem Kampf mit Monstern gemeint haben könnte: Nicht das Monster, sondern der Mensch steht im Mittelpunkt und seine Handlungen sind es, die das Wohl und Wehe der Welt umschreiben.
Dazu bediente sich Unknown Armies einer Postmoderne Kosmologie als Welterklärung. Sprich: Alte Konzepte von Macht und Vorstellungskraft wurden aufgegriffen und mit einem ziemlich durchtriebenen Blick für Details in einen wahnsinnigen Hintergrund gedrückt, in dem Individuen die Welt dadurch veränderten, indem sie sich ihren Obsessionen hingaben oder dem Konsens vorgaukelten, sie währen ein bestimmter Archetyp.
Sollte Unknown Armies also 2015 für das Jahr 2015 herauskommen so heißt das auch, dass die Welt in diesem neuen Rollenspiel nicht mehr die Gleiche sein wird wie 1998. Viele Konzepte müssten überarbeitet werden oder gänzlich entfernt. (Und dabei müsste man wohl auch von bestimmten, liebgewonnenen Gruppierungen und Magieschulen vermutlich zum Teil abschied nehmen.)
Von daher heißt es aktuell wohl: RPG.net stellt derzeit die Plattform, auf der Ihr dabei behilflich sein könnt Unknown Armies wieder zu dem Mindfuck zu machen, der es schon im vergangenen Jahrtausend wahr!
Denn wie sagte schon das alte, deutsche Grundregelwerk auf der Rückseite: Du bist schuld!
Vielen Dank. Bereits vor ein paar Tagen stolperte ich über eine kleine Twitter-Diskussion von Greg Stolze:
http://obskures.de/2014/unkown-armies-return-godwalker-2015/
RPG.net eignet sich zur Diskussion sicherlich besser als der Zwitscherkanal, der ist eben vor allen Dingen “schneller”.
Schön, dass es noch andere gibt, die sich für diesen “Mindfuck” interessieren. Es sah eine Weile danach aus, dass nur das Haus und ich an diesem (ok)Kultspiel interessiert sind. Enjoy.
*lach* Im okkulten Untergrund (also dem Forum der Renungziation) tummelt sich halt eben nicht nur der Tom rum.
Ich bin einer von den Wenigen, die dann und wann mal einen kurzen Post dort zum besten geben. ;)
Von daher würde ich mal durchaus davon ausgehen, dass das Interesse immer noch da ist. Wir sind nur alle die meiste Zeit zu weit auseinander, geographisch gesehen, das da jenseits der bekannten Online-Quellen immer ein überragender Austausch stattfindet.