Tiefraumphasen

Eine SF-Anthologie, besprochen von Infernal Teddy

André Skora ist ein viel beschäftigter Mann. Wie sonst lässt sich erklären das ich jetzt schon die dritte Anthologie vorliegen habe an der er als Herausgeber beteiligt war? Nach der Cyberpunkanthologie Fieberglasträume, die er zusammen mit Frank Hebben veröffentlichte und Voll Dampf, der Steampunk-Anthologie auf der sein Name sich den Platz mit Ingo Schulze teilt, folgt jetzt Tiefraumphasen, eine Sammlung düsterer Science Fiction Stories, für die sich neben André auch noch Armin Rößler und Frank Hebben verantwortlich zeichnen. Dreizehn Kurzgeschichten aus deutschen Landen, erschienen im Begedia Verlag. Seien wir also mal gespannt was da denn folgt.

261 Seiten lang ist das solide Taschenbuch, mit einer Bindung die sehr ordentlich wirkt. Das Papier ist gut, und auch das Layout ist angenehm. Das Cover ist wieder sehr ansprechend, sowohl von den Farben her als auch vom sehr symbolischen Motiv. Die Innenillustrationen sind – wie schon bei Fieberglasträume – von durchwachsener Qualität, aber dieses mal leider nicht auf eigene Farbseiten, sondern in Schwarz / Weiß, und auf dem selben Papier wie die Geschichten selbst. Bei einigen Bildern hatte ich nicht das Gefühl das es einen Unterschied macht, aber bei vielen hat man das Gefühl, sie hätten von Farbe profitiert. Auch bei den Überschriften hat man leider im Vergleich zum Vorgänger gespart, diese sind in der gleichen Schrift wie der Textkorpus gesetzt.

Eines vorweg, ich bekomme hier keine einzige Geschichte von Frank Hebben, nicht mal eine aus seiner Anthologie Maschinenkinder, was ich schade finde. Aber insgesamt muss ich sagen kommt mir keiner der Namen aus dieser Sammlung bekannt vor. Vielleicht verfolge ich die deutsche Autorenszene nicht genug, aber für mich waren alle Autoren Neuland. Von der Stimmung her sind die enthaltenen Geschichten eine Mischung aus Weltraumabenteuer und der Düsterkeit des Cyberpunk, wobei in fast allen auch Elemente des Cyberpunks vor kamen, vor allem die Konzerne als gesichtsloses Böse. Eine Geschichte, Echo & Schatten, würde ich sogar als reine Cyberpunk-Story bezeichnen, das Weltraumthema gerade noch so am Rand taumelnd streifend. Die beiden besten Geschichten – zumindest in meinen Augen – waren Knox (Eva Strasser), und Kill me, Motherfuckers (Sven Klöpping). Die erste Geschichte beschreibt das Leben und Sterben eines behinderten Erdflüchtlings, der auf einer Raumstation lebt und der zu den letzten gehörte, die von den Konzernen von der Erde evakuiert wurden, während die zweite Geschichte das Leben eines Mannes beschreibt, der für einen Konzern einen Planeten voller Androiden überwacht, die sich für Menschen halten – nur um festzustellen das seine ganze Welt Ähnlichkeiten mit einer Matroschka-Puppe aufweist. Der Band endet mit Kurzbiographien sowohl der Autoren als auch der am Buch beteiligten Künstler.

Fazit:
Wie so oft bei solchen Anthologien sind nicht alle Geschichten in Tiefraumphasen gelungen. Aber selbst die schlechten sind handwerklich gut geschrieben, und meistens ist es eher dass das Thema der Anthologie verfehlt wurde als das die Geschichten schlecht wären. Nicht ganz so stark wie es Fieberglasträume war ist Tiefraumphasen dennoch eine nette kleine Anthologie aus deutschen Landen, und wer Kurzgeschichten mag und mal über den Tellerrand der derzeitigen anglo-amerikanischen Dominanz hinweg blicken mag ist hier gut aufgehoben. Kritik? Man könnte auch hier wieder beim Preis meckern, aber da sind wir wieder beim Thema Kleinverlag – ich finde die 13,50 € auf jeden Fall noch für verschmerzbar.

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