S steht für Selbstbewusstsein – bei Spielern und Spielleitern
Buchstabensalat mit Caninus
Nachdem euch ja am letzten Sonntag Teddy schon vom Selbstbewusstsein bei Verlagen erzählt hat, übernehme ich nun und erzähl etwas über diese besondere Eigenschaft bei Spielern und Spielleitern. Da gibt es das natürlich auch, es ist aber eher etwas was selten angesprochen wird und das ist eigentlich recht schade.
Fehlendes Selbstbewusstsein bei Spielleitern
Bei Spielleitern ist natürlich irgendwo ein Grundselbstbewusstsein vorhanden, sonst würden sie den Job nicht bzw nicht für lange übernehmen. Schließlich hat der Spielleiter ja in den Augen vieler immer noch die Verantwortung dafür, dass die Runde funktioniert (schade irgendwo, denn die Spieler haben da genau so viel Anteil, aber sei es drum). Und das ist schon in manchen Fällen eine Mammutaufgabe. Was allerdings dann oft dennoch zu einem Problem wird sind zwei Dinge: Zum einen hat zwar der Spielleiter die Idee um was es in seiner Runde gehen soll und weiß was da passieren könnte, aber dennoch gibt es oft Spieler, die sich dann durchsetzen mit Vorschlägen für zusätzliche Regelwerke oder Charakterkonzepte, die eigentlich gar nicht passen. Um dann unter Umständen den lieben Frieden zu wahren, wird dem zugestimmt und hinterher ärgern sich alle. Hier lohnt es sich einfach mal auf das Recht zu pochen, doch schon zu wissen was gebraucht wird und sinnvoll ist. Und wenn die Spieler da nicht drauf eingehen, dann hat die Gruppe eh ganz andere Probleme (wenn sich also Spieler und Spielleiter misstrauen, aber das ist mehr für das Thema V wie Vertrauen). Das zweite ist, dass sich Spielleiter oft bei besonderen Situationen nicht ganz trauen, diese auch bis zum Ende durch zu ziehen. Sei es das Darstellen von NSCs, die vielleicht etwas extremer sind, oder auch einfach Szenen in denen Charaktere wirklich zu Tode kommen können (das greifen wir in T wie Tod nochmals auf). Oftmals wird dann falsche Rücksicht genommen, und eine wirklich geniale Spielsituation vertan.
Fehlendes Selbstbewusstsein bei Spielern
Spieler haben natürlich ein ähnliches Problem wie Spielleiter, aber bei diesen ist es noch weniger offensichtlich. Denn ob ein Spieler jetzt eine bestimmte Handlung so oder so durchführt, die restlichen Mitspieler sehen am Ende ja lediglich das Ergebnis und nicht die Vorüberlegungen. Und das ist auch der Punkt an dem man von außen wenig ändern kann, sondern das ganze vom Spieler selbst ausgehen muss. Natürlich gilt auch für diesen, dass er ruhig das Selbstbewusstsein haben darf zu entscheiden was sein Charakter will und tut und da mitnichten immer nur auf andere hören muss. Es ist schließlich der eigene Charakter und da weiß man ja persönlich wohl am besten was der macht und machen möchte. Gerade in Forenrollenspielen gibt es da gerne mal Situationen in denen die Spieler/Spielleiter den Charakter anderer Spieler mit beschreiben, weil das halt gerade so gut passt . Sofern eine solche Schreibweise im Vorfeld nicht abgesprochen ist, hat der Betroffene meiner Meinung nach alle Rechte um sich das nicht gefallen lassen zu müssen. Bei Spielern, gerade wenn es sich um relativ unerfahrene handelt, ist auch oft das Problem, dass sie sich nicht trauen etwas an dem großen, jahrelang spielenden Spielleiter zu kritisieren, das ihnen aufgefallen ist, sondern es hinnehmen und unter Umständen mit der Zeit nur mehr und mehr genervt sind. Auch hier sorgt mehr Selbstbewusstsein dafür, dass solche Situationen gar nicht erst unschön werden. Denn oftmals ist es einfach eine kleine Sache, die von beiden Seiten missverstanden wurde.
Zuviel Selbstbewusstsein bei Spielleitern
Ja, auch das gibt es. Habe ich persönlich so noch nicht wirklich erlebt, aber ich kenne entsprechende Geschichten. Das sind Spielleiter, die so sehr von sich und ihrem Plot überzeugt sind, dass sie gar nicht in Betracht ziehen, dass die Mitspieler das vielleicht gar nicht für eine so tolle Sache halten. Da schadet es auf keinen Fall zwischendrin mal zu fragen, wie die Geschichte denn an kommt (und hier sollte auf jeden Fall beachtet werden, dass direkt nach einem Spielabend der falsche Zeitpunkt ist. Oftmals müssen sich Spieler erst ein paar Stunden Gedanken dazu machen, bevor sie qualifiziert auf eine solche Frage Antwort geben – und hier ist natürlich auch wieder eine Falle für zu wenig Spielerselbstbewusstsein, denn man sollte auf jeden Fall ehrlich antworten, sonst kann man das auch lassen)
Zuviel Selbstbewusstsein bei Spielern
Wer kennt sie nicht, die ‚mein Charakter ist aber so‘ Spieler. Die Grenze zwischen Charakterspiel, so wie man sich das als Spieler vorgestellt hat und Charakterspiel, das alle anderen nervt, ist sehr dünn und vor allem je nach Runde und Situation variable. Da muss man dann schon sehr genau darauf achten, was passt und was die anderen nervt und auch hier schadet es nicht, sich mit der Runde rück zu versichern, ob das Charakterspiel in Ordnung ist. Leider tendieren solche Spieler dazu, diese Hinweise überhaupt nicht ernst zu nehmen und auch gar nicht zu sehen, dass sie irgendwo anecken. Hier müssen dann alle den Schneid haben, den Spieler darauf hin zu weisen, dass er das Spiel gerade nicht bereichert – natürlich in einer entsprechenden Situation, die dafür geeignet ist, sonst hat man hinterher gar keine Runde mehr.
„Bei Spielleitern ist natürlich irgendwo ein Grundselbstbewusstsein vorhanden, sonst würden sie den Job nicht bzw nicht für lange übernehmen.“
Schön wär’s :-/ Gerade auf Cons treffe ich immer wieder SLs bei denen das nicht so ist. In einer privaten Runde würde ich nicht lange mitspielen.
Puh, dann hab ich wohl echt Glück gehabt bislang (wobei.. so viele SLs hatte ich noch nicht auf Cons, da hab ich meist selbst geleitet). Magst du uns vielleicht ein bisschen mehr erzählen? Vielleicht hilft es dem einen oder anderen.