RIP – RPC 2007 – 2018

Infernal Teddy beklagt den Verlust seiner ersten Messe

Jetzt ist es also amtlich.

Letztes Jahr hat die Köln Messe, Mitbesitzer und Ausrichter der Role Play Convention, die Rollenspielwelt auf den Kopf gestellt mit der Ankündigung, die bisherige Rollenspielmesse mit einer neuen Veranstaltung, der ComicCon Experience ihrers brasilianischen Partners zu fusionieren. Andre Kuschel, der Gründer der RPC, und Daniel Nathmann – in der Szene als Co-Admin der Blutschwerter! bekannt – sind seid der Ankündigung am spin doctoring und versuchen verzweifelt das Ganze als etwas positives zu verkaufen, und es gibt genug Optimisten die dazu aufrufen, der neuen Veranstaltung eine Chance zu geben, aber jetzt ist es wohl endgültig vorbei.

Es gab eine Mail.

Jeder, der mal Tickets zur RPC vorbestellt hat, hat diese Mail bekommen. Wer bis zum 27.02.2019 Tickets bestellt bekommt diese „als treuer Fan“ zum exklusiven Preis von 19 Euro für Donnerstag bzw. Frietag, oder 24 Euro für Samstag bzw. Sonntag. Ohne das ein Programm feststeht. Ich bin gerade meine Kontoauszüge durchgegangen um einen Vergleich zu haben, aber letztes Jahr habe ich für den Samstag 15 Euro bezahlt, und konnte für einen Teil meiner Strecke das Ticket als Fahrkarte verwenden. Man wird mir nachsehen das ich für die folgende Ausfälligkeit auf meine andere Muttersprache zurückgreife, aber what the actual fuck? Ich bekomme am 25. eine Mail die mir sagt das ich bis zum 27. Zeit habe mich zu entscheiden ob ich den Vorzugspreis haben will? Ohne das wir wissen was denn eigentlich aus dieser Veranstaltung los sein wird? Mit Tagespreisen zwischen 45 und 54 Euro?

Have you lost your wee mind?

Erlaubt mir, das ich jetzt mal kurz aushole. Ich habe das „Goldene Zeitalter“ der Messe nicht mitgemacht, damals war Münster für mich zu weit weg (Hach ja…). Mein erster RPC-Besuch war 2011, als ich mit zwei guten Freunden nach Köln gefahren bin, einen tollen Tag auf meiner ersten Spielemesse verbracht habe, und die halbe Nacht mit der Frau gequatscht habe mit der ich heute verheiratet bin. Danach sind nur die Messen 2016 und 2017 an mir vorbeigegangen – ich bin immer wieder gerne hin wegen der bunten Mischung der verschiedenen „Nerd-Subkulturen“, den Tabletoppern, Rollenspielern, Larpern und ja, auch den viel zu lauten Computerspielern. Caninus haben bisher immer die RPC als unseren „Jahrestag“ gewertet. Aber die RPC gibt es nicht mehr.

Statt dessen bekommen wir… was denn jetzt genau? Der Klon eines Klons einer Veranstaltung, die mal einfach nur eine Comicmesse war, und nun ein multimediales Ereignis geworden ist. Was aber die ganzen ComicCon-Klone (Man könnte jetzt eine Anspielung auf die „Clone Saga“ bei Spiderman einwerfen, aber mir ist nicht danach witzig zu sein) übersehen ist das die San Diego ComicCon ZUERST eine interessante Veranstaltung war, und DANN ERST ein Ereignis. Wir bekommen also in Köln einen Klon, dessen Programm noch immer nicht feststeht, und die sich bereits in direkter Konkurrenz zu einer – aus meiner Sicht – identischen Veranstaltung in Stuttgart, die auch noch den Vorteil besitzt bereits etabliert zu sein. Was mir aber noch keiner erklären konnte ist was ich denn da soll.

Nein, im ernst, was soll ich denn da eigentlich? Wir haben hier im Haus keinen Streamingdienst abonniert (Ja ich weiß, wie rückständig! Wir haben auch keinen Fernseher…), aber selbst wenn ich hip und up to date wäre was Film und Fernsehen angeht (Sagt man das noch so?) wäre ich nicht an einem teuren Meet & Greet mit irgendwelchen Stars interessiert. Junge Cosplayer begaffen ist jetzt auch nicht so mein Ding. Und wenn ich mir das spärliche Etwas anschaue, das die Veranstaltung auf ihrer Website lachhaft als „Gründe für den Besuch angibt“… Da ist nichts. Auf der SPIEL 2018 habe ich bereits mit einigen kleineren Verlagen aus unserer Szene gesprochen, und es haben einige direkt schon gesagt das sie sich die Preise der neue Veranstaltung kaum oder nicht leisten können – oder wollen – und es haben auch schon andere Leute auf die ich mich bei der RPC immer freue schon gesagt das sie bei diesem neuen Hybriden fernbleiben werden (Wie zum Beispiel Felix Münter, der auf Facebook deutlich freundlicher mit dieser Veranstaltung umgeht als ich es möchte). Ich gehe davon aus das bei diesen Preisen die meisten Rollenspieler die einfach nur „ihre“ Messe besuchen wollten entweder fernbleiben werden, oder nach der ersten Veranstaltung fernbleiben werden. Und in zwei Jahren wird die Kölnmesse entscheiden das sich der Rollenspielanteil – wenn es dann überhaupt noch einen gibt – sich nicht lohnt, und dann war es das. Dann bleibt uns im Prinzip nur noch die SPIEL, deren Vorteil für mich als Nicht-Brettspieler darin besteht das sie aktuell quasi vor meiner Haustür stattfindet. Ich bin gerade angefressener als errwartet, tut mir leid, aber die RPC war in meinen Augen einfach eine großartige Veranstaltung, eine Zelebration dessen, was die Phantastik als Hobby großartig macht, und das haben jetzt die seelenlosen Erbsenzähler der Kölnmesse gegen den Klon eines Klons eingetauscht. Man hätte zumindest so ehrlich sein sollen zu sagen das man die RPC einstellt, statt verzweifelt zu versuchen, uns diese Veranstaltung als „legitimen Nachfolger“ zu verkaufen.

Hier ruht die RPC (2007 – 2018) – Ruhe sie in Frieden.

Tja, ich sollte mal das Programm von 2011 ausgraben, dann wissen wir wenigstens wann wir tatsächlich in Zukunft Jahrestag feiern…

4 Kommentare zu RIP – RPC 2007 – 2018

  1. Wow, ich bin erstaunt. Ich war seinerzeit auf der allerersten RPC in Münster hinter dem Thresen für Ulisses tätig, da wusste noch keiner wie sich das entwickelt und alle waren sehr vorsichtig. Aber schon die zweite RPC war wie „nach Hause kommen“, endlich weg vom, sorry, Schmuddelimage der Spiel in Essen, bei der sogar der kaufhof eibeb Stand hat! WTF?!?
    Endlich mal eine Veranstaltung rund ums Rollenspiel in allen Facetten, gepaart mit einer schnuckeligen Location und einer Spitzenatmosphäre.

    Beim Umzug nach Köln hatte ich dann bereits das Ende der RPC orakelt, scheinbar viel zu früh. Aber mich hat die Atmosphäre in Köln nie abholen können, ich mochte die RPC nicht mehr. Und als ich doch mal wieder hingefahren bin, waren die Plätze für Stände schon sehr großzügig ausgelegt und es war viel Platz: eindeutig wurden die Aussteller immer weniger!
    Wirklich schade, aber das ist wohl der Zeitgeist. Melke es, so lange es geht! Hol raus, was rauszuholen ist. Ob der Geist der damals für mich besten Convention in good old Germany dabei drauf geht, egal!

    Ja, Ruhe in Frieden, RPC. Meiner Meinung nach hätten sie die Maschinen schon früher abschalten und Dir Frieden schenken können…

  2. RPC 2011 war am 7. und 8. Mai, ggf. reicht das schon aus.

  3. der Leser aus dem Off (Gerald) // Februar 27, 2019 um 14:49 // Antworten

    RIP RPC – welcome WWK?!
    Bei den Teilzeithelden https://www.teilzeithelden.de/2019/02/24/neue-convention-fuer-larp-rollenspiel-und-mehr/ wurde vermeldet, dass der LARPWerk-Konvent in 2020 zum WeltenWerker-Konvent werden soll und damit Tisch-Rollenspieler und auch TableTopper mit dazu stoßen sollen. Es wird aber noch nach einer Lokation gesucht, die irgendwo zentral zwischen Köln und Kassel liegen soll.

    Wer weiß – vielleicht kehrt die RPC im Gewand des WWK wieder zurück? Ich bin jedenfalls gespannt!

  4. Zunächst einmal danke für Deinen Kommentar, dem ich mich vollauf und mit vergleichbarer Gefühlslage anschließe (innerlich erwacht der Crinos). Ich habe die RPC jahrelang in Köln besucht und es stets als mein Lieblingswochenende im ganzen Jahr bezeichnet. Endlich mal 2 Tage unter Gleichgesinnten sein, Spaß haben und am besten in der ein oder anderen Runde mitzocken (sogar WoD, yay!). Nachdem ich vom Schicksal der RPC erfahren habe, behielt ich die Ankündigungen zur CCXP im Auge. Bei den angekündigten Preisen musste die neue Veranstaltung schon einiges zu bieten haben – doch es kam und kam nichts. Ich bin zwar zum Glück aus den Zeiten (und leider aus dem Alter) raus, wo ich jeden Cent umdrehen musste, dennoch sollte Geld immer im Verhältnis zur erworbenen Gegenleistung stehen. Wer 50 Euro Eintritt für eine Rollenspiel-Messe verlangt, muss ordentlich was zu bieten haben – und dazu reichen nicht ein paar Stargäste aus der Film(!)branche.
    Die von Dir bereits angesprochene Mail sagte dann irgendwie alles. Ich habe bis zuletzt darüber nachgedacht wenigstens einen Tag lang hinzugehen, doch irgendwie reizt mich nichts an der Veranstaltung.
    Bei einer kleineren Con in Bonn bestätigte mir einer der Standinhaber was Du auch schon zu den Preisen für die Aussteller ausgeführt hast. Die Kleineren können sich das schlicht nicht leisten. Er verwies mich übrigens ebenfalls auf die Weltenwerker in 2020, welche viel mehr auf RPG jedweder Form ausgerichtet sein und keine bloße Geldmacherei werden soll. Ich werde diesen Tipp ziemlich sicher beherzigen.
    Es würde mich nach alldem jedenfalls nicht wundern, wenn die CCXP grandios scheitert.
    Cheers

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