Mountains of Madness
Eldritch Horror im ewigen Eis
Mit Mountains of Madness erscheint die erste große Erweiterung für Eldritch Horror. Auch wenn das Set vom reinen Kartenumfang nicht wesentlich umfangreicher ausfällt als die kleinere Forsaken Lore Expension, kommt es mit vielen zusätzlichen Komponenten daher, die das Spiel deutlich verbessern.
Mehr vom Alten
Erwartungsgemäß ergänzen die Berge des Wahnsinns zuerst einmal die bekannten Kartenstapel. Wie gewohnt wurden einige Conditions (aber diesmal keine Zauber) mit einer zusätzlichen Rückseite versehen und erhöhen so den Überraschungseffekt. 16 Neue Assets erweitern das Shoppingerlebnis, 8 neue Artefakte lassen sich bei Expeditionen erbeuten und 4 neue Begegnungen je Kontinent sorgen für Abwechslung in den Städten. Wie auch in Forsaken Lore kommen leider nur relativ wenige neue Other World Begegnungen hinzu (6), was meines Erachtens immer noch den größten Abnutzungseffekt hat. Nicht enthalten sind außerdem neue Mythoskarten, also Aufgaben für die bekannten großen Alten oder neue zugehörige Research Begegnungen. Schön sind dafür die 14 neuen Monster die es direkt in die Monsterquelle schaffen. Die Erweiterung der bekannten Stapel machen aber auch nicht den hauptsächlichen Reiz der Erweiterung aus, sondern die zahlreichen wirklichen Neuerungen.
Dies fängt bereits bei den Zaubern und Zuständen (Conditions) an. Wie erwähnt sind neue Variationen der bekannten Karten selten, dafür bietet das Spiel gleich 5 neue Zustände und 4 neue Zauber. Drei der neuen Zauber erlauben es Kämpfe mittels Lore (der Magiefähigkeit) zu verbessern oder gleich Monster abzuwerfen, während ein vierter es erlaubt Hinweismarker zu generieren. Dies macht magische Charaktere deutlich interessanter und sorgt in der richtigen Kombination für einige Erleichterungen im Spiel.
Die neuen Zustände sind auch sehr spannend ausgefallen. Die beiden neuen Verwundungen bzw. Wahnsinnszustände – Infektion und Hunger – verbieten es den betroffenen Investigatoren jeweils Geist oder Gesundheit zu regenerieren und stellen so eine neue Herausforderung dar, die ähnlich wie die Vergiftung aus der letzten Erweiterung wirkt. Der Hungerzustand – interessanterweise ein geistiger Zustand – passt sich außerdem gut in das Thema der Box ein. Quasi für die Mountains of Madness geschrieben ist auch die Hypothermia. Dieser Zustand simuliert ein langsames erfrieren und löst sich nur dann aus wenn eine zweite Variation dieses Zustandes erlangt wird. Da man im Kältezustand wiederum keine Gesundheit regenerieren kann sollte man dennoch versuchen sich möglichst schnell aufzuwärmen (schade allerdings das ich keine Gegenstände gefunden habe die das loswerden dieses Zustandes erleichtern würden oder es ermöglichen ihn ganz zu verhindern. Dabei wäre warme Kleidung oder ein deftiges Lagerfeuer so passend gewesen). Spannend gelöst sind auch die anderen beiden Zustände. Gejagt (Hunted) führt den neuen Zustandstyp der Verfolgung ein und kann nur mit Reiseaktionen abgewehrt werden. Funding ist schließlich einer der wenigen positiven Zustände im Spiel. Ein Funding kann genutzt werden um Schulden zu vermeiden oder wird beim nächsten „Flipping“-Effekt ausgelöst. So können größere Investitionen simuliert werden obwohl Eldritch Horror bekanntlich ohne Bargeld auskommt. Fundings spielen außerdem manchmal eine große Rolle bei der Reise in die Arktis. Kurzum: Die neuen Zustände erweitern das Spiel sinnvoll und nutzen interessante neue Optionen und passen sich gut in das Thema ein.
Damit aber nicht genug. Das Set enthält außerdem neue Expeditionen die diesmal auch in Sydney oder Rom spielen können und neue Dimensionstore die an den Orten des erweiterten Spielbrettes oder den bisherigen Expeditionsorten auftauchen können. Ebenfalls kommt ein umfangreicher Stapel mit einzigartigen Gegenständen, Aufgaben und Personen hinzu (Unique Assets), die jedoch nicht notwendigerweise einzigartig sind, sondern sich dadurch auszeichnen, dass sie gezielt über Begegnungen erworben werden. Diese Assets sind relativ mächtig und helfen entweder die Antarktisbesonderheiten umzusetzen oder machen geschickten Nutzen von der Rückseite. So können wir beispielsweise Tagebücher erhalten deren Effekt uns erst bekannt wird wenn wir es studiert haben. Neu sind außerdem die Aufgaben, die auch teilweise ihren Weg in die normalen Assets gefunden haben. Diese belohnen uns mit einem Effekt wenn wir bestimmte Tätigkeiten durchführen, also beispielsweise immer wenn wir ein starkes Monster besiegen, wenn wir bereitwillig Gesundheit aufgeben oder wenn wir ein Tor schließen. Die Aufgaben sind alle relativ leicht zu erfüllen und sind relativ stark, so dass sie das Spiel sinnvoll erweitern und bestimmte Spielweisen belohnen, aber nicht wie oft in Arkham Horror als unlösbare Missionen bloß mitgeschleppt werden.
Fokussierte Investigatoren
Erstmalig kommen mit den Bergen des Wahnsinns neue Investigatoren ins Spiel. Alle 8 neuen Investigatoren (das Grundspiel hatte 12) spielen sich gut und nutzen die neuen Karten. So greifen sie auf die einzigartigen Gegenstände der Antarktisexpeditionen zurück, starten mit einem Funding oder nutzen die neue Fokusmöglichkeit. Mit der Fokusmöglichkeit wird für alle Charaktere ein neuer Aktionstyp eingeführt. Für eine Aktion kann ein Charakter einen Fokuspunkt generieren der einen Neuwurf eines Würfels ermöglicht. Diese neue Ressource klingt banal, hilft aber ungemein wenn ein Charakter keine sinnvollen Handlungsoptionen hat und führen zu einem relativ günstigen Neuwurf. Fokuspunkte fungieren also gewissermaßen wie günstigere Hinweismarken, können aber auch nicht für ganz so viele Effekte genutzt werden. Die neuen Charaktere bieten außerdem meist eine Aktion an die mit den Fokusmarkern zu tun hat. So erlaubt ein Charakter sich und allen Investigatoren auf dem gleichen Feld pro Fokuspunkt 2 Würfel neu zu werfen und ein anderer erlaubt ein fixes +1 auf einen Würfel für einen Fokuspunkt. Unnötig zu erwähnen das auch die neuen Ereignisse ab und an Fokusaufwand verlangen. Fokus ermöglicht so also ein etwas besseres vorplanen und fügt sich problemlos in das Spiel ein. Auch die Tatsache, dass Charaktere und Karten aus vorhergehenden Sets keinen Bezug auf den Effekt nehmen fällt kaum auf. Fokus erweitert die Möglichkeiten, aber dominiert das Spiel nicht.
Die Antarktis
Die Box enthält außerdem einen neuen Zusatzspielplan der die Antarktis in 6 neue Gebiete (also 2 neue Begegnungsstapel) aus differenziert. Er ist problemlos über die Antarktis oder von überall über eine Kaufaktion erreichbar und kann so sehr flexibel angesteuert werden. Die neuen Gebiete enthalten diesmal nicht nur erwartbare Ereignisse sondern ermöglichen fast immer eine zusätzliche Aktion. Im Aussenposten der Miskatonic University können wir beispielsweise Schiffstickets erwerben oder neue Begleiter rekrutieren und im Camp dürfen wir normal einkaufen oder einen effektiven Hundeschlitten anwerben. Spannender sind die etwas abgelegeneren Orte. Hier können wir in der Stadt der „Elder Things“ Clues finden oder sogar in Artefakte umwandeln, in den „Snowy Mountains“ können wir für Fokus oder eine Probe eine Fertigkeit verbessern und das „Plateau of Leng“ kann genutzt werden um in ein Dimensionstor nach Wahl anzusteuern. Ansonsten wird das Brett ähnlich genutzt wie das Hauptbrett, es gibt passende Tore und Hinweismarker für die Orte, und einen eigenen Stapel für Researchencounters in der Arktis.
Das neue Spielbrett ist sicherlich der stärkste Effekt der Erweiterung. dafür kommt er auch nur relativ selten ins Spiel. Lediglich wenn „Rise of the Elder Things“ als Großer Alter gewählt wird kommt das Spielbrett sicher zum Einsatz. Es gibt allerdings noch eine zweite Möglichkeit. So werden neue Startereignisse eingeführt die es beispielsweise ermöglichen zu Spielbeginn zu einem kleinen Preis die neuen Unique Assets zu erhalten oder eben auch das zusätzliche Spielbrett nutzen. (Mindestens) eine dieser Startbedingungen ergänzt ein normales Spiel um eine Expeditionsmöglichkeit in die Antarktis. Hierfür wird neben dem Sideboard ein extra Aufgabenstapel genutzt der verschiedene Varianten für 3 gestufte Aufgaben enthält. Interessanterweise könne diese auch bedenkenlos ignoriert werden können. Lässt man sich auf die Aufgaben ein, ist aber die Chance hoch das sich die Hauptaufgabe beschleunigt. Dieser neue Mechanismus bietet quasi einen Alternativweg um die aktive Mystery zu erfüllen und bietet so mehr taktische Abwechslung. Bedarf eine Aufgabe beispielsweise die Tötung eines Monsters können wir ihm so auf Umwegen Schaden zufügen, müssen wir Zauber oder Hinweise aufwenden schenkt uns die Karte diese Ressource einmal und im besten Fall dürfen wir einfach einen weiteren Erfolgsmarker platzieren. Nicht nur das uns diese Belohnung bei manchen Begegnungen positiv überrascht, auch kann so die genannte Arktisexpedition einen Alternativweg erzeugen, der das Spiel nicht nur aufbläht sondern sich gut mit den anderen Aufgaben verbindet.
Ithaqua und die Alten Dinge
Die beiden neuen großen Alten spielen beide mit dem Thema Kälte. Der Aufstand der großen Alten nutzt wie erwähnt das Zusatzbrett und unterscheidet sich von anderen großen Alten außerdem dadurch, dass gleich 4 Mythoskarten statt 3 erfüllt werden müssen. Dafür können wir Kultisten mit einem Loretest zu unseren Verbündeten machen. Schön ist auch, dass wir nach jeder Begegnung in einer anderen Welt zum Plateu von Leng reisen dürfen, was das Zusatzbrett noch besser integriert. Der Aufstand der alten Dinge spielt sich auf den ersten Blick relativ leicht, die vierte Mysterykarte zieht das Spiel aber deutlich in die Länge und lässt eine Niederlage auf Grund mangelnder Mythoskarten plötzlich zu einer realistischen Option werden. Zwar ist der Mythosstapel – der quasi die maximale Rundenanzahl bestimmt – etwas größer als üblich, viel Zeit sollte man sich dennoch nicht lassen.
Ithaqua ist der zweite große Alte des Sets. Wie auch die alten Dinge hat er einen extra Begegnungsstapel der für manche Aufgaben genutzt wird, sonst ist er aber relativ simpel gehalten. Wie erwähnt nutzt er das Sideboard nicht, dafür macht er starken Gebrauch von der Hypothermia. Seine Kultisten und jeder Flippingeffekt führen zu einer Unterkühlung, wobei dies beim Flippingeffekt durch einen Fokuspunkt abgewendet werden kann. Dadurch spielt sich Ithaqua deutlich anders und nutzt das neue Spielmaterial doch intensiver als gedacht.
Fazit
Die Mountains of Madness sind das was ich mir von einer Erweiterung wünsche. Das Set bereichert Spiele mit den bekannten großen Alten und bringt zwei neue Gegner mit sich die das Spiel deutlich anders anfühlen lassen. Die neu genutzten Regeln und Komponenten passen sich gut in das Spiel ein und durch einige gute Ideen wie beispielsweise den Startbedingungen werden die neuen Karten auch bei anderen großen Alten aktiviert.
Besonders gelungen sind auch die neuen Investigatoren sowie die kleine aber feine Fokusoption. Insgesamt wird das Spiel merklich größer, gerät aber dank einheitlicher Regelmechanismen nicht aus den Fugen. Bei den neuen Aufgabenkarten oder der erwähnten Nebenmission in die Arktis merkt man das aus Fehlern von Arkham Horror gelernt wurde. Es wird deutlich erweitert, die neuen Optionen sind aber schnell erfüllbar und bleiben nützliche Tools und sind keine neuen lauernden Gefahren oder Einbahnstraßen denen man nicht mehr hinterher kommt. Mehr davon!
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