Maschinengeist

Ein Roman von Chris Schlicht

Wir schreiben das Jahr kurz vor der letzten Jahrhundertwende. Im Großraum Mainz, Wiesbaden und Frankenfurt hat die industrielle Revolution gesiegt und dabei zahlreiche Menschen zurück gelassen. Den Adligen, ob nun durch Vererbung oder die Technik gehört das Städtekonglomerat. Genauer gesagt einem von diesem, nämlich dem Herrn Baron von Wallenfels. Ein Kriegsversehrter, der nun mit Stahl in seinem Körper leben muss. Und gerade dieser erscheint auf der Türschwelle von Peter Langendorf um ihm einen Auftrag zu geben. Er soll nachforschen wer hinter der Sekte Lebenslicht steht, die versucht sein neues Luftschiff zu sabotieren. Der Detektiv soll dafür natürlich fürstlich entlohnt werden. Da Peter derzeit knapp bei Kasse ist, nimmt er den Auftrag an nur um wenige Stunden später von einer weiteren Wallenfels aufgesucht zu werden. Dieses Mal mit der bitte intelligent an den Fall heran zu gehen und nicht einfach Opfer an den lieben Baron auszuliefern. Und da gerade Peters gute Tage sind, bekommt er sogar noch einen weiteren Auftrag, nämlich eine junge Frau zu suchen, die die Halbschwester eines angesehen Künstlers ist. Dieser möchte ihr nämlich ein besseres Leben geben als das wohin sein Vater das Mädchen gebracht hat indem er ihre Mutter aus dem Haus gejagt hat. Zwar versuchte er selber die junge Frau zu finden, kam aber bei der Unterschicht der Unterschichten nicht mehr weiter und möchte das Peter dies tut. Als dann auch noch Peters Bruder Paul zurück kommt, weil er sich weigerte als Opferlamm für mies gebaute Armenhäuser gerade zu stehen, die er ordentlich entworfen hatte beginnen sich die einzelnen Fäden der Fälle in Peters Kopf langsam in eine Richtung zu entwickeln. Doch diese Richtung ist alles andere als eine gute und Peter und auch Paul, welcher ihn unterstützen möchte, beginnen Kopf und Kragen zu riskieren um die Menschen des Großraums zu retten.

Ein ziemlich klassischer Detektivroman mit ineinander verwobenen Plots, die aber nach und nach alle zu einem Ende geführt werden. Da wir ja letzte und auch diese Woche schon das Thema SteamPunk hatten: In dieser Geschichte ist wenig Steam und sehr viel Punk enthalten. Die Dampfmaschinen sind Gebrauchsgegenstände, auf welche im Grunde nicht eingegangen wird, so wie wir nicht groß erwähnen würden wie die Taschenlampe funktioniert, die man benutzt. Einzige Ausnahme ist das Luftschiff, aber auch da ist weniger der Steam Ziel der Ermittlungen. An Gesellschaftskritik fehlt es dem Buch jedoch nicht. So wird praktisch pausenlos darauf eingegangen wie schlecht es doch den Armen geht und wie sehr ihre Viertel verkommen, wie skrupelos viele – nicht alle – reichen Adligen sind, ohne allerdings wirklich einen Lösungsansatz zu bieten. So werden zwar die armen Leute mit ein bisschen Essen und Rattenfallen versorgt, aber wirklich helfen tut dies ja nicht. Also Grund – neben den fiesen Adligen – wird auch die Technik herangezogen, die weniger Arbeiter benötigt.
Die Hauptperson oder besser gesagt Personen, da Paul fast genau so wichtig ist, sind Menschen mit sehr weißer Weste, die zwar ihre Rachegelüste haben dürfen, aber wohl nie etwas böses machen würden. Das macht sie natürlich zu einem Teil sehr unrealistisch, aber im gegebenen Setting passt es dann doch wieder.
Die Geschichte mit den mutierten Ratten wirkt zwar etwas arg übertrieben, aber das schiebt die Geschichte einfach in Richtung Fantasy, dann passt das schon – als nette Anekdote ist auch eine in Biologenkreisen bekannte Figur in der Geschichte, wenn auch nur mit einer kleinen Sprechrolle.
Auf die Liebesgeschichte(n) hätte der Autor wohl verzichten können, wirken sie doch ebenso neben der Welt, wie die Männer in ihren weißen Westen und das Happy End für wirklich alle (außer den Bösen).

Fazit:
Eine sehr gelungene Detektivgeschichte im Dampfbiedermeier mit wenig Dampf und viel Gesellschaftskritik bei der nicht nur Freunde des Genres auf ihre Kosten kommen werden, die je nach Geschmack die Liebesgeschichte nervig oder unterhaltsam finden werden.

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