Kleine Ängste
Ein Hörspiel zum gleichnamigen Rollenspiel
Fairy tales do not tell children the dragons exist. Children already know that dragons exist. Fairy tales tell children the dragons can be killed.
– G. K. Chesterton
Vor einigen Jahre brachte der Mannheimer Verlag Feder und Schwert unter dem Titel „Kleine Ängste“ eine Übersetzung des Rollenspiels Little Fears auf den Markt. Teil der Veröffentlichungsstrategie war eine enge Zusammenarbeit mit der Gothic-Band Janus, die nicht nur einen Soundtrack zum Spiel veröffentlichte (lag der limitierten Fassung ihres Albums Auferstehung bei), sondern auch das vorliegende Hörspiel. Das Hörspiel folgt in 28 Minuten und sieben Tracks den Erlebnissen der sieben Jahre alten Dolores…
Die Geschichte beginnt damit, dass Dolly nachts von einer bösen wispernden Stimme geweckt wird. Zunächst scheint es so, als sei es die Stimme ihres Teddys Ben, doch nach und nach wird immer deutlicher, dass es mit Ben mehr auf sich hat als es scheint. Die Stimme führt Dolly und Ben in das geheimnisvolle Land unter dem Bett, ein Ort voller Monster und Geheimnisse. Als sie das Land betreten, finden sie sich auf dem Friedhof der Hoffnungen wieder, wo lauter Kinderhoffnungen begraben liegen. Hier lauern aber auch die Lemuren, finstere Schattenwesen, welche die Kinder jagen die hierher finden. Dolly kann ihnen entkommen, aber Ben führt sie dabei weiter in das Land unter dem Bett hinein…
Den Lemuren entkommen findet sich Dolly in einer Art Wüste wieder, in der es mit den Baumfrauen seltsame, schreiende Wesen gibt, die Kinderseelen umklammern und nie mehr hergeben. Hier deutet Ben auch an das dieses Land auf Dollys Wünsche reagiert, aber dennoch eigene Regeln und Ziele hat und das Ben sie Zwar beschützt, dennoch aber eigene Pläne verfolgt. Auf Bens Hinweis hin, dass es sich um ihre Welt handelt, wünscht sie sich dass sie verschwindet, und zu ihrem entsetzen verschwindet die Welt, und Dolly stürzt in die Dunkelheit hinab…
Der Sturz endet in eine finsteren und dunklen Höhle, in der sich eine riesige, unheimliche Kreatur befindet. Sie heißt Sammler und ist eine eklige Mischung aus Spinne, Mann und Alptraum, die blind im Schlamm nach kleinen, runden Dingen zum essen sucht, die sich als Kinderaugen entpuppen. Als die Kreatur Dolly hört, flieht sie mit Bens Hilfe weiter in die Dunkelheit hinein an einen sicheren Ort. An diesem Ort fühlt sich Dolly, so lange sie die Augen geschlossen hält, warm und sicher. Aber selbst hier ist Dolly nicht wirklich sicher, denn die Stimme, die aus ihrem Teddy spricht, deutet an, wovor Dolly wirklich davonläuft und wem sie wirklich dient. Als Dolly die Augen öffnet, gerät sie an das Ende des Landes.
Eine kalte, trostlose Ebene erstreckt sich vor ihr, begrenzt durch eine riesige Mauer aus schwarzen Steinen und voll trostloser, seelenloser Kinder. Dolly gelingt es zu Bens Überraschung das zu finden, was er als „Die Letzte Tür“ bezeichnet, den einzigen Durchgang durch die Mauer. Die Tür führt den, der hindurch geht entweder zu seinem schlimmsten Alptraum oder nach Hause. Sie kämpft darum, die Tür zu öffnen während Ben auf sie einredet und ihr ihre schlimmste Angst vor Augen führt, als die Tür sich plötzlich öffnet, und der Zuhörer erkennen muss das manchmal Zuhause der schlimmste Alptraum sein kann…
Fazit:
Das Rollenspiel Kleine Ängste behandelt sowohl „kindlichen Horror“, als auch die konkreten Schrecken des Kindesmissbrauchs. Auch das Hörspiel wandelt auf diesem sehr schmalen Grat, ohne etwas zu verharmlosen oder zu verherrlichen. Statt dessen gelingt es dem Sprecher und den Autoren hier dem Zuhörer ein Gefühl für die Angst und Verzweiflung zu vermitteln die ein Kind fühlen kann, vor allem wenn seine größte Angst nicht die Monster unter dem Bett sind …
Dem Hörspiel gelingt es, ein Verbrechen zu thematisieren das in unserer Gesellschaft immer noch sehr oft totgeschwiegen wird, ohne zu billiger Effekthascherei greifen zu müssen. Ein sehr gutes Hörbuch, das aber durch seine Thematik nicht für Jedermann geeignet ist.
Eine Geschichte von Dirk Riegert nach Motiven des Erzählspiels Kleine Ängste.
Sprachaufnahmen: Voice Art Düsseldorf
Erzähler: Reinhard Schulat
Aufnahmeleitung und Sprachregie: Martin Ruiz Torreblanca
Produziert, arrangiert und gemastert Januar 2004 im Nachtschichtstudio von Tobias Hahn und Dirk Riegert
Klavier: Tobias Hahn
Artwork: Oliver Schlemmer
Coverart: Marko Djurdjevic und Oliver Schlemmer
Das Copyright des Coverbildes liegt bei der Band Janus bzw. bei den Künstlern. Für alle anderen im Artikel verwendeten Bildern liegt das Copyright bei der Künstlerin Ilona Greff, und wurden mit ihrer freundlichen Erlaubnis verwendet. Ihre weiteren Arbeiten können hier eingesehen werden.
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