Hunting Grounds: The Rockies

Werewolf the Forsaken Quellenband

„Hunting Grounds: The Rockies“ (im Folgenden: TR) ist das erste für „Werewolf – The Forsaken“ (oder in der deutschen Ãœbersetzung: „Werwolf – Paria“) erschienene Supplement. Der Quellenband widmet sich auf 141 Seiten ganz der Beschreibung der Rocky Mountains mit Schwerpunkt auf dem Staat Colorado sowie der dort ansässigen Werwolfs-Rudel und übernatürlichen Gruppierungen.

TR greift dabei die losen Fäden des Appendix des „Werewolf the Forsaken“-Kernregelwerkes auf und erweitert die darin gegebenen Beschreibungen des Territoriums in den Rockies.

Erscheinungsbild:
Wie mittlerweile bei der nWoD als Standard etabliert, zeichnet sich auch dieser Quellenband als solides Hardcover aus. Das Titelbild von William o’Connor zeigt ein Rudel Werwölfe in Gauru-Kampfgestalt, die sich mit Dolchen und Klaives bewaffnet gegen eine Ãœbermacht anstürmender Werwölfe auf einem verschneiten Bergpass verteidigen.

Die Innen-Illustrationen reichen von nahezu fotorealistischen Bildern bis hin zu groben Strichzeichnungen, wirken aber meinem beschränkten Kunstverstand und meiner Meinung nach äußerst passend und stimmig. Auf jeden Fall handelt es sich bei Ihnen um solide Arbeit!

Im Gegensatz zu den später erschienenen Quellenbänden der nWoD ist zumindest mein Exemplar auf leicht wasser-abweisendem Hochglanzpapier gedruckt. Trotz des glatten Hochglanzpapiers ist die Papierstärke doch noch ausreichend, um ein griffiges Blättern zu gewährleisten. Die Beschränkung des Druckes auf schwarz-weiß lässt meiner Meinung nach zusammen mit den stimmigen Innenillustrationen eine düstere, zum Setting passende Atmosphäre aufkommen.

Inhalt:
TR stellt wie bereits oben beschrieben die Erweiterung des Appendix des Kernregelwerkes dar, der mit seinen etwas über 20 Seiten nicht gerade berauschend informativ ausgefallen war und nur eine Handvoll Charaktere als Beispiel aufgeführt hatte, damit man als Spielleiter ein Gefühl für die Mechaniken des Systems bekommt. Dies wird auch im Kapitel [b]Introduction[/b] gleich von Beginn an klargestellt: Es handelt sich hier um die Erweiterung des Appendix. Figuren, die mit ihren Attributen bereits detailliert beschrieben wurden, werden in TR ohne ihre Werte aufgeführt, um Platz zu sparen. Meiner Meinung nach hätten die 20 zusätzlichen Seiten den Quellenband auch nicht all zu sehr aus den Fugen quellen lassen, aber durchaus ein löblicher Ansatz, wenn dadurch für 20 Seiten mehr Material mit in das Supplement einfließen konnte. Die Stimmung in TR wird mit einer sich steigernden Spannung beschrieben: Die Forsaken haben gerade einen Krieg gegen Ratten- und Spinnenplagen hinter sich und sich gegen die Pure-Tribes ein wenig Luft verschafft, nun steht eine erneute Konfrontation bevor. Generell muss ich sagen, dass mir das „neue“ Werwolfsetting hier besonders stimmig rüber kommt. Anstatt der „Ökoterroristen“ aus der oWoD stehen die Forsaken in der nWoD in der Minderzahl gegen den Großteil ihrer sie hassenden Artgenossen, müssen gegen Geister, Vampire, Menschen und vor allem eben auch gegen andere Werwölfe bestehen und ihr Territorium verteidigen.

Chapter One: Time and Place gibt eine kurze Geschichte der Stadt Denver und ihrer unmittelbaren Umgebung wieder, sowie die Einflüsse und Vorhaben der Werwölfe in dieser Region. Dabei wird in typischer Wild-West-Manier auf die ersten Konflikte von Siedlern und indianischen Ureinwohnern eingegangen, aber auch bis in die Neuzeit erzählt. Der Fokus liegt dabei durchaus auf der Geschichte der Konflikte der Uratha und beschreibt nicht nur Machtkämpfe gegen Vampire sondern auch gegen einen mächtigen Geist.

Die zweite Hälfte des Kapitels widmet sich zudem den wichtigsten Punkten des Staates Colorado und gibt eine gute Übersicht, wie frisch verwandelte Charaktere nach ihrem First Change Teil der „Forsaken society“ der Werwölfe in der Region Denver werden können.

In Chapter Two: Tribes of the Moon werden die örtlich ansässigen Forsaken vorgestellt, sortiert nach Stämmen. Dieses Kapitel bietet eine Fülle an sorgfältig und liebevoll ausgearbeiteten Antagonisten. Der Spielleiter hat hier einen riesigen Setzbaukasten zur Verfügung, mit dem er nach Belieben Charaktere in seine eigene Chronik einfließen lassen kann. Ob diese nun direkt dort auftauchen, oder den Spielern nur in Sagen und Legenden hiervon erzählt wird, sei dahingestellt. Jedenfalls ist dieses Kapitel gespickt mit den altbekannten „Story Hooks“ und bietet viele Punkte, an denen man als Storyteller anknüpfen kann. Besonders gut gefallen haben mir die Werwolfs-Runen, die hier aufgeführt sind und eine Art ‚Geheimsprache‘ darstellen. Nettes, liebevoll ausgearbeitetes Detail!

Tiefere Einblicke in die Geisterwelt der Rocky Mountains erhält man in Chapter Three: The Spine of the World. Das Shadow Realm in Colorado wird hier ausgiebig beschrieben, ebenso wie die wichtigsten örtlich „ansässigen“ Geister, die sich dort eingenistet haben. Gerade dieses Kapitel stellt IMHO eine enorme Bereicherung für Spielleiter dar, ist doch gerade der Aspekt der Geister und deren Umgang mit den Uratha aus dem Kernregelwerk nicht immer präzise und sauber beschrieben.

Wurden in Kapitel zwei noch Antagonisten vorgestellt, die auf der Seite der Charaktere oder zumindest in relativ friedlicher Konkurrenz mit ihnen stehen, da sie ja selbst zu den Forsaken gehören, so widmet sich Chapter Four: Prey ganz der Darstellung von möglichen Beispielgegnern. Von Anhängern der Pure Tribes, über böse gesonnene Geister bis hin zu Azlu und Beshilu- (Ratten- und Spinnen-) Plagen. Auch hier wurde nicht an Fantasie und Einfallsreichtum gegeizt, so dass man eine Fülle an ready-to-use-characters und Inspirationen aus diesem Kapitel ziehen kann.

Das letzte Kapitel, Chapter Five: Storytelling, gibt vor allem Ratschläge, wie man den meisten Nutzen aus dem vorliegenden Buch zieht. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf dem Darstellen der passenden Stimmung und Atmosphäre, es werden aber auch eine Fülle an Story-Hooks für den Fall dargestellt, dass man sich einmal in seiner eigenen Geschichte verrennen und nicht mehr weiterfinden sollte. Das Kapitel schließt mit einem ready-to-use Szenario, das speziell dafür geeignet ist, ein neues Rudel in die Gefahren der Rocky Mountains einzuführen.

Fazit:
Mit dem ersten Hintergrundband zur „Werewolf – The Forsaken“ – Reihe schließt White Wolf ein wenig die Lücken, die im Grundregelwerk enthalten waren. Zwar war dort regeltechnisch fast alles Wichtige geklärt, für die Darstellung der Hintergrundwelt allerdings waren die Informationen darin etwas vage gehalten, sowie der Appendix zur Beschreibung der Rocky Mountains unbefriedigend schmal und schwachbrüstig ausgelegt. Nun liegt mit TR eine würdige Erweiterung vor, die mit viel Material und guten Ideen- und Story-Hooks für Storyteller aufwarten kann!

Zugegeben, es ist nicht durchgehend eine „ready-to-use-story“, sondern nur am Ende des Buches ist eine kleine Einstiegshilfe gegeben. Viel mehr stellt das Buch einen Werkzeugkasten dar, aus dem sich der Spielleiter reich bedienen kann. Die eigentliche Arbeit, eine Chronik zusammen zu stellen, wird ihm damit nun nicht gerade abgenommen, wohl aber eine ungeheure Menge an nützlichen Bausteinen für dieses Vorhaben mitgeliefert. So spricht die Fülle des Materials deutlich für sich und ist stimmig komponiert!

Ich jedenfalls bin sehr zufrieden mit dem Kauf und kann das Quellenbuch ruhigen Gewissens weiterempfehlen!
4,5 von 5 Punkte!

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