Hollow City
Ransom Riggs
Achtung! Spoiler für Miss Peregines Home for Peculiar Children!!
Nachdem Jacob und die anderen Peculiar in einem heldenhaften Kampf ihre ymbryne Miss Peregrine von den Wights aus dem U-Boot gerettet haben und beschlossen hatten mit kleinen Booten aufs Festland zu fliehen, werden die Kinder zunächst von einem Sturm und dann von Nebel davon abgehalten die sichere Küste zu erreichen. Dort hoffen sie auf eine Möglichkeit Miss Peregrine wieder in ihren menschlichen Körper zurück zu verwandeln, denn zur Zeit steckt sie in ihrem Vogelkörper fest.
Doch auch nachdem sie die walisische Küster erreicht haben ist es alles andere als einfach. Denn die Wights haben noch lange nicht aufgegeben. Zunächst mit Zeppelinen, dann mit Spürhunden versuchen sie der geflohenen Kinder und vor allem deren ymbryne habhaft zu werden und treiben die Kinder vor sich her bis diese einen weiteren Loop mehr oder weniger durch Zufall entdecken in dem eine ganze Menagerie sonderbarer Tiere wohnt, die ihnen zumindest sagen können, was vermutlich mit ihrer ymbryne passiert ist und das sie vielleicht Hilfe in London bekommen können. Dem Ort an den die anderen gefangenen ymbryne gebracht wurden um sie dort in gräßlichen Loops mit schlimmen Ereignissen zu quälen.
Schweren Herzens machen sich die Kinder auf den Weg um Miss Peregrine zu retten, einem ungewissen Schicksal entgegen, einem London im Jahre 1940…
Der Roman beginnt tatsächlich ganz genau da wo der letzte aufgehört hat. Ohne Rekapitulation, ohne sonstige Rückblicke später im Text. Das ist natürlich einerseits wunderbar, wenn.. ja wenn man den ersten Teil direkt davor gelesen hat. Wenn man das nicht getan hat, sondern eben als der erste Band erschienen ist, hat man am Anfang ein paar Probleme, aber weitaus mehr tatsächlich später im Roman. Denn auch dort wird nicht noch einmal kurz erklärt wie die ganze Sache war, sondern dieses Wissen vom Autor als gegeben hingenommen – bis zu einem gewissen Teil ist ds zwar nachvollziehbar, da Jacob, der Ich-Erzähler, ja weiß was war, denn er hat das vor ein paar Tagen gesagt bekommen, aber für den Leser, bei dem das mehr als ein Jahr sein kann, ist das sehr unbequem. Die Hintergrundgeschichte der Welt, die durch diese beiden Bücher aufgebaut wird, ist ja beileibe keine einfache mit den ganzen Zeitsprüngen, die in andere Zeiten führen oder auch nicht und aus denen man in andere ‚Loops‘ gelangen kann, aber auch wieder nicht… Man kommt beim Lesen als jemand, der auf Story- und Logikkontinuität achte ganz schön ins Schwitzen (und findet sogar noch Stellen, die nicht passen).
Dennoch muss man sagen, dass es wieder ein hervorragendes Buch ist, dessen Geschichte den Leser vom ersten Bild an fesselt. Bild? Ja Bild. Denn wie auch beim ersten Teil wird die Geschichte durch alte Fotos (sw) koloriert (die zu einem gewissen Teil digital verändert wurden) und so der Leser eben noch tiefer in die Welt der Peculiar gezogen, als es allein mit Worten möglich wäre. Die Charakterenwicklung ist wie leider bei vielen Büchern der ‚jungen Erwachsenen Literatur‘ üblich eher gering und bezieht sich bei Jacob hauptsächlich auf einer Steigerung seiner Peculiar-Fähigkeiten und der Erkenntnis, dass er die ganze Sache wegen eines Mädchens macht (gut, auch das ist leider typisch). Dennoch braucht die Geschichte tiefgreifende Entwicklungen auch gar nicht. Dazu passieren viel zu viele Ereignisse und vor allem wird die Welt noch weiter ausgebaut, so dass man immer mehr wissen möchte was der Ursprung und Grund von all den Vorgängen ist.
Das Ende ist dann allerdings etwas enttäuschend und für jemanden, der den ersten Teil vor längerer Zeit gelesen hat auch irgendwo ein ‚Hä? Wer ist das?‘ Event, das nicht gerade nett ist. Und natürlich endet dieser zweite Band auch absolut offen, so dass wir wohl in näherer Zukunft einen dritten Teil in Händen halten werden. Es bleibt zu hoffen, dass der Autor eine fertige Geschichte oder zumindest ein Ende im Kopf hat und wir Leser nicht mit einem Lost-Phänomen konfrontiert werden. Dazu wäre die Welt einfach zu schade, die natürlich gerade für Rollenspieler ungeahnte Möglichkeiten bietet.
Fazit:
Wem Miss Peregines Home for Peculiar Children gefallen hat, der muss dieses Buch ebenso lesen. Allen anderen Leser kann man nur anraten sich den ersten Teil zuzulegen, da der Autor keinerlei Einführung in die komplexe Welt gibt und der Leser ohne Kenntnis des ersten Buches ziemlich überfordert wäre.
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