Hack/Slash Band 5: (Re)Animatoren
Special Guests: Die Suicide Girls
Was Hack/Slash als Serie ist brauche ich nicht mehr erklären, dass hatten wir bereits. Warum aber jetzt der große Sprung von Band 1 zu Band 5? Das hat persönliche Gründe des Rezensenten. Den Inhalt der Bände 2-4 kenne ich einigermaßen Leidlich, weil ich die Serie zu dem Zeitpunkt recht aktiv im US-Heftformat verfolgt habe und deswegen gerade keine Lust verspürt hatte, in chronologischer Reihenfolge vorzugehen. (Aber was noch nicht ist kann ja noch werden.)
Zum anderen vereint dieser spezielle Band ein paar besondere Problemfälle, die ich im Original nicht habe mitnehmen können. (Und die beide im Titel auftauchen. ^^ )
(Re)animatoren war eine auf zwei Hefte ausgelegte Geschichte, welche auf dem von Lovecraft inspiriertem Film Re-Animator von Stuart Gordon von 1985 basiert. Das Problem, mit dem sich Devils Due Publishing überraschend rumschlagen musste war der umstand, dass die Rechte am Titel aufgrund der amerikanischen Gesetzgebung nicht mehr bei Gordon lagen, sondern längst in der Hand einer anderen Gruppe von Leuten lagen, weswegen es für uns Europäer extrem kompliziert war, an das zweite Heft heranzukommen. (Aufgrund eines laufenden Gerichtsprozesses um die Namensrechte hatte sich Diamond Entertainment, welche den Vertrieb für DDP machten, dazu entschlossen das zweite Heft nicht in den Vertrieb aufzunehmen. Damit war man dann gezwungen direkt über die Verlagsseite von DDP zu ordern… und die hatten damals keinerlei Anbindungen an Paypal, sondern akzeptierten nur Kreditkarten.)
Selbst/Mord ist in gewisser Weise eine Kooperierende Geschichte mit der Website Suicide Girls, welche aufgrund ihres auf alternativer Erotik ausgerichteten Inhaltes habituell ziemlich deutlich mit der zynischen und zeitweise sarkastischen vorgehensweise in der Darstellung der einzelnen Charaktere rund um Cassie Hack und ihrer Entwicklung sehr deutlich passt.
Ähm… das war der Hintergrund. Wechseln wir zum Inhalt.
Worum geht es also? Prinzipiell muss man sagen, dass die wilde, an eine Art Roadmovie erinnernde Fahrt von Cassie Hakcund ihrem Gefährten Vlad in den letzten Ausgaben sich gewandelt hat. Zum einen hat Cassie sowas ähnliches wie die Liebe entdeckt und Vlad seine Eiversüchtige Seite. (Auch wenn die Beziehung zwischen Cassie und Magaret dann doch deutlich schwieriger als nur ein entspranntes Beisammensein ist. Außerdem hat Cassie noch zwei Dinge über ihre Vergangenheit herausgefunden: Sowohl ihre Mutter (wir erinnern uns: Die Lunchlady) als auch ihr Vater waren Teil eines Regierungsprojektes zur Erforschung der Slasher gewesen. Und jetzt sucht Cassie nach ihren unbekannten Wurzeln in Form ihres Vaters. Dabei jagen die beiden vielen falschen Spuren nach und versuchen immer wieder ihrem Job als die Killer der Slasher gerecht zu werden.
Das führt sie in einen Waschsalon, der Mittel zum Zweck ist, was das erlegen eines Digital gewordenen Slashers betrifft, der Rache an den bereits erwähtnen Suicide Girls nimmt, lässt sie auf dem Set einer Neuverfilmung der Zauberers von Oz einen Killerzwerg in Gestallt der Blechmanns erlegen und führt sie schließlich und letztendlich mit Dr. Herbert West, dem Reanimator zusammen, welcher die Vergangenheit mit seinem Serum einfach nicht im Grabe liegen lassen will.
Und am Ende muss sich Cassie wirklich der zentralen Frage stellen, was besser für ihren eigenen Seelenfrieden ist: Ein Stück Identität wiederzuerlangen, oder aber die gesamte Vergangenheit auf ewig im Schleier eben jener zu verlieren.
Das Hack/Slash ein etwas sarkastischer Blick auf die Jugendkultur ist und gerade mit allen Möglichen Tropes aus dem Popkulturellen Universum, welches die Grundlage der Slasher-Filme darstellt, ist, war ja schon im ersten Band offensichtlich. Doch anders als noch in „Gestorbene Mädchen“, was noch eine große Ziellosigkeit der Jugend (und damit wesentlich näher an den klassischen Themen und Opfern der Slasher-Movies sich beschäftigte) ist durch die inzwischen aufgebaute Kontinuität einer fortlaufenden Serie mit regulärer Nummerierung (die ersten Geschichten von Hack/Slash waren im Grunde nur einzelne Kurzgeschichten ohne großen Zusammenhang in denen Cassie und Vlad als verbindendes Element lediglich auftauchten) mitlerweile die Möglichkeit entstanden andere Geschichten mit ernsteren Themen zu beschreiben. (Der ursprünglich sarkastische Vergleich mit Buffy als Werbespruch wird hierbei also immer mehr erfüllt.) Das schöne dabei ist, dass dieses Leben eines Outsiders, der mehr oder weniger auf der Straße lebt und einer obsession Nachgeht dabei immer mehr in den Vordergrund gerückt wird. Und dabei durchaus ernstere Themen angegangen werden, wobei der typische tiefschwarze Humor kaum Nachlässt.
Dazu dann die für Cross Cult typische Aufmachung als A5-Hardcover. Von der handlichen Seite aus betrachtet ist das antürlich ein sehr schöner Ansatz, weil das Format gut in der Hand liegt und sich leicht blättern lässt. Das Problem dabei ist allerdings, dass es sich natürlich um eine verkleinerung des eigendlichen US-Comicformates handelt. Dies kann auch weiterhin kritisch beäugt werden und ist letzten Endes somit eine sehr große Geschmacksfrage.
Zur speziellen Aufmachung in diesem Fall, was Cover und „Inlay“-Seiten betrifft bemerkt man aber eindeutig den sehr hohen Anteil der Cooperation mit der durchaus passenden Erotik-Seite Suicide-Girls. Das Cover zeigt die Rückansicht auf das Hinterteil einer weiblichen Person im SG-Merchandising (hierbei in Form eines Slips.) Und natürlich soll diese mit Küchenmessern bewaffnete Dame Cassie sein. Die Inlay-Seiten zeigen nämlich in einem Layout, das der optik eines analogen Kleinformat-Films Nachempfunden wurde, die Bilder eines entsprechenden Photo-Sets im Stil der Suicide Girls, welches unsere Heldin nach getaner Arbeit in einem Waschsalon zeigt. (Und ja: Sie schneidet sich die Blutgetränkte Kleidung dabei direkt vom Laib. Man sieht also alles Notwendige. ^^ )
Fazit
Ich habe ja bereits meine grundlegende Kritik an der in dieser Serie vorkommende Missinterpretation der Slasher als untote Wiedergänger in meiner Rezension zum ersten Band geäußert. Und diese bleibt natürlich auch weiterhin bestehen. Aber, wenn man darüber hinwegsehen kann handelt es sich bei Hack/Slash auch weiterhin um eine sehr lonenswerte Comic-Serie, die im hier präsentierten Format sowohl für sich selbst stehend, wie auch als düsterer Buffy-Ersatz einfach nur hervorragende Arbeit macht. Die Zeichnungen sind Solide, auch wenn der Stil in manchen Fällen nicht jedermann zu gefallen scheint, wobei hierbei eher die zuweilen ein wenig von der Grundstimmung der Geschichten her zu hell und fröhlich wirkende Koloration eher das Problem ist, als die tatsächliche Arbeit der Zeichner und Inker.
In meinen Augen bleibt Hack/Slash auf jeden Fall einer der kleinen „Leckerbissen“, von denen bis jetzt zu viele angekündigte Projekte leider noch nicht Umgesetzt worden sind. (Von der Verfilmung hört man seid einer halben Ewigkeit nichts mehr und was Eden Studios aus ihrer Lizenz machen wollen ist mir auch absolut unklar.)
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