H steht für Helden
Buchstabensalat mit Infernal Teddy
2010 habe ich für das Blutschwerter-Forum die deutsche Übersetzung von Scion: Hero rezensiert, und in den Kommentaren entbrannte kurze Zeit später eine interessante Diskussion zum Begriff “Held”, und wie er sich gewandelt und gleichzeitig sich nicht geändert hat. Die Diskussion ist scheinbar leider bei der letzten Forumsumstellung verloren gegangen, aber wer sich die Rezension anschauen mag findet sie HIER. Schauen wir uns also mal die zentrale Frage an: Was ist denn jetzt ein Held? Und was ist ein Held denn im Rollenspiel?
Fangen wir mal mit einer aktuellen Definition an. Wikipedia hat zum Begriff folgendes zu sagen: …eine aktuelle Begriffsbestimmung: „Helden sind Männer (oder seltener Frauen), die für Andere oder im Namen einer Idee große Taten vollbringen und dabei ihr Leben wagen.“ Zum englischen Begriff Hero spuckt Wiki außerdem folgendes aus: A hero (masculine) or heroine (feminine) (Ancient Greek: ἥρως, hḗrōs) refers to characters who, in the face of danger and adversity or from a position of weakness, display courage and/or the will for self-sacrifice — that is, heroism — for some greater good of all humanity. This definition originally referred to martial courage or excellence but extended to more general moral excellence. Das sind schon mal gute Definitionen als Arbeitsgrundlage, aber was sagt das jetzt für das Rollenspiel aus?
Für den DSA-Spieler fällt die Antwort ja eigentlich ganz einfach: “Bei uns spielt man doch Helden, oder?” Geht man von den Wikipedia-Definitionen aus ist das nicht mal verkehrt, schließlich werden die Charaktere in den meisten Runden und Abenteuern immer wieder in Abenteuer verwickelt in denen sie für das Gute streiten und so (Der Autor ist von Caninus wiederholt drauf hingewiesen worden das seine Erlebnisse mit DSA zumindest in dieser Hinsicht eher… unüblich sind, auch wenn er das nicht ganz glauben mag). In DSA sind also die Charaktere (auch die Zuckerbäcker) der Wortdefinition nach auch Heroen, wenn auch nicht so überlebensgroß wie das die Heroen waren für die das Wort gedacht ist. Aber wie ist es denn so um andere Rollenspiele bestellt? In den allermeisten Fällen kann man die Spielercharaktere in den ganzen Spielen der Welt der Dunkelheit aussieben – in der Regel hat man es bestenfalls mit Antihelden zu tun, meist eher mit besseren Schurken. Ähnliches gilt auch für den Cyberpunk mit seinen dreckigen Survivortypen und Söldnern, welche für eine Handvoll Nuyen ihre eigene Großmutter verkaufen würden, wenn Omi sie nicht vorher schon umlegt. Und andere Fantasy-Rollenspiele? Nun, die Charaktere bei D&D waren in allen Inkarnationen (Bis auf AD&D 2nd, zumindest von offizieller Seite aus) eher ambivalente Figuren, moralisch eher in der Nähe von Conan oder Elric, und weniger bei Lancelot oder He-Man. “Mercenaries and Murder Hobos” wie man es öfter im englischsprachigem Raum liest. In der 2nd Edition wurde seitens TSR versucht, ein heldenhafteres Image zu propagieren, aber schon in der 3rd war das wieder vorbei. Exalted und Scion orientieren sich eher an die klassischen Sagen mit ihren Helden – also überlebensgroße Menschen oder Halbgötter, mit tragischen Fehlern und von den Göttern vergebene Fähigkeiten, welche als Leitfiguren dienen sollen. Perfekt? Niemals. Helden? Im klassischen Sinne ja. Science Fiction… Ich würde ja gerne sagen “Klar gibt es in SF-Rollenspielen Helden”, aber das Genre hat sich immer stärker verändert, und ich habe zu oft Jedi-Ritter fragen hören was denn für sie drin wäre.
Eigentlich habe ich in den letzten Jahren immer stärker das Gefühl, das Spieler keine Helden mehr spielen wollen, keine Heroen. Man ist lieber der coole, düstere Typ, dem keiner was kann und der niemanden hilft wenn er nichts dafür bekommt. Und so langsam frage ich mich wo das herkommt. Ich meine, klar, ich schaue mir auch lieber einen Clint Eastwood an als einen John Wayne, aber ich weiß was ich lieber spielen würde! Vielleicht bin ich auch mit meiner Ansicht veraltet und alleine, aber ich würde lieber den Guten spielen (Wenn ich denn mal zum Spielen käme). Ich bin quasi bei D&D der Paladinspieler, ich habe keine Lust einen weiteren Bösewicht unter vielen zu spielen. Jetzt schreien bestimmt wieder die ganzen Leute auf, die gerne coole, düstere Antihelden spielen, aber seien wir doch mal ehrlich – eure ganzen “mir doch egal, ich mache was ich will” Charaktere sind nun mal näher an den Bad Guys der Literatur als an den eigentlichen Protagonisten. Es spricht ja auch nix dagegen mal so einen Typen zu spielen, aber auf Dauer? Spielt ihr ruhig weiter Darth Vader, ich werde mich mal bei Aragorn, Galahad und Harry Dresden einreihen.
Schöner Beitrag, dem kann ich mich im Prinzip anschließen.
Bei uns wandelt sich das Bild unserer Lieblingscharaktere immer mal wieder – auch nach Gruppenzusammensetzung. Allerdings haben wir keine Charaktere, die nicht wenigstens einen guten Kern haben: Irgendetwas, wegen dem sie den anderen in der Runde sympathisch sind. Selbst wenn sie dann und wann in Blut waten. Denn wenn das nicht so ist, fallen sie schnell wieder aus der Runde raus.
Im Zettel-RPG habe ich diese Erfahrung sogar verklausuliert: Da wird bei allen Charakteren die explizite Frage beantwortet „Was macht dich der Gruppe sympathisch?“.