Fünf viktorianische Magi
Ein Friday Five zu Mage: the Ascension von Infernal Teddy
Wie der Eine oder der Andere unter unseren Lesern vielleicht mitbekommen hat bin ich bei den meisten Spielen der World of Darkness von den jeweiligen historischen Epochen begeistert, welche die Weißen Wölfe (bzw. mittlerweile Onyx Path) im Laufe der Zeit veröffentlicht haben. Eines dieser Settings ist allerdings – zumindest für Mage: the Ascension, mein Lieblingssystem – leider nie wirklich erschienen, nämlich das viktorianische Zeitalter. Allerdings habe ich als „Gerüst“ für meine Ideen natürlich sowohl Victorian Age: Vampire als auch Werewolf: the Wild West. Heute jedenfalls möchte ich euch fünf Magier vorstellen, welche sich in dieser dunklen Reflektion des viktorianischen London bewegen.
Großvater Huang, Hüter der Unterwelt
(Akashic Brotherhood)
Es gibt seid längerem eine immer größer werdende chinesische Gemeinde in London, spätestens seid die Kolonialmächte ihren Einfluss im Reich der Mitte ausweiten. Und wer in der Fremde nach Gerechtigkeit sucht, oder nach Weisheit und Führung sucht, der wendet sich irgendwann an Großvater Huang. Für die meisten Außenstehenden ist Huang nur ein weiterer Charlatan, ein Fremder, der vorgibt die ach so mystische Weisheit Chinas im Smoke zu verbreiten. Für die Chinesen, die sich in London aufhalten ist er all das, und noch mehr – er ist das Oberhaupt Londons einziger chinesischer Verbrecherbande, einer Bruderschaft die gleichzeitig zum Schutz ihrer Gemeinde agieren.
In Wirklichkeit wurde Huang von der Akashic Brotherhood zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach London geschickt – die Bruderschaft misstraut im Angesicht des Imperialismus den westlichen Magiern, und wollte jemanden haben, der vor Ort ein Auge auf alles hält. Zudem gibt es immer mehr Zeichen das bis zum Ende des Jahrhunderts etwas großes in London passieren wird, ein Ereignis das den Erleuchtungskrieg für immer verändern wird.
Huang ist erst sehr spät im Leben erwacht, weshalb er trotz seines Alters erst den Status eines Adepten erreicht hat. Ein kleiner Mann, nur ein Meter 60 groß, mit grauen Haaren und dunklen, stets lächelnden Augen. Wenn er sich bewegt tut er es langsam und bedacht, keine Bewegung zu viel oder verschwendet. Er spricht immer sehr leise, aber mit einer Stimme die alle in seinem Umfeld dazu zwingt ihm zuzuhören.
Thomas Edward Booth, Erleuchteter Wachmann
(Lightkeepers)
Als Sir Robert Peel seine Bobbies aufstellte, und damit die moderne Polizei gründete, wurden nicht nur die Bewohner Londons hellhörig. Auch die Lightkeepers, die „Ordnungskräfte“ die aus den Überresten des Cabal of Pure Thought gebildet wurden, wurden auf diesen Versuch aufmerksam, der Kriminalität mit Vernunft und Voraussicht zu begegnen. Ein junges Mitglied der Convention, Thomas Edward Booth, wurde bei den „Peelers“ untergebracht, einerseits um die neue Organsiation im Auge zu behalten und zu bewerten, zum anderen um jeglichen Beweis für übernatürliche Vorfälle verschwinden zu lassen.
Booth ist wahrscheinlich der unauffälligste Mann den man sich vorstellen kann. Stets in ordentlichen, aber nicht allzu teuren Anzügen gekleidet, stets einen Bowler auf dem Kopf, und stets mit einer Pfeife in den Mund würden ihn die meisten Menschen schlicht vergessen, zumal er fast nie in den Vordergrund tritt. Booth ist ein ruhiger Beobachter, kein Kämpfer, und wird nur dann enlightend science anwenden oder die Kontrolle über eine Situation an sich nehmen wenn es sich vermeiden lässt. Er gehört allerdings innerhalb der Lightbringers zu den Stimmen, die immer lauter nach einer Reformation der Convention rufen, nach einer neuen Weltordnung.
Doch sowohl die ruhige Gestalt im Hintergrund als auch der junge Reformer sind nur Masken – Booths Seele ist nicht mehr die Seine. Vor zehn Jahren ging Thomas Edward Booth zu den Cauls, auf der Suche nach etwas, das dem Elend der Straßen Londons einen Sinn geben würde. Was zurück kam war ein Monster in Menschengestalt, welches sich zum Ziel gesetzt hat dafür zu sorgen das es kein Elend mehr geben kann – oder zumindest keines mehr, das seine malfeanischen Meister nicht befohlen haben.
Robert Eldred, Lehrmeister
(Order of Hermes)
Robert Eldred ist in vielerlei Hinsicht ein typisches Mitglied einer Freimaurerloge. Ein unbescholtener Londoner Bürger mit gutem Ruf, unauffällig, aber mit dem Wunsch, teil etwas größerem zu sein, eine Bedeutung zu haben die über sein Dasein als Schullehrer hinausgeht. Niemand würde ihn verdächtigen, mehr zu sein als ein Mann mittleren Alters der nach einem Ziel sucht und sich der Hoffnung hingibt, doch noch mehr aus seinem Leben zu machen. Aber seine Logenbrüder wären erstaunt und empört wenn sie wüssten das er eigentlich zu einer noch älteren, okkulteren Vereinigung gehört, und das er sich selbst als Zauberer sieht – als Mitglied des Orden des Hermes.
Eldred wurde sehr früh im Leben vom Orden des Hermes rekrutiert – zunächst als unerwachter Akolyth nach einem Selbstmordversuch, später dann, nachdem sein Avatar erweckt wurde, wurde er eingesetzt um weitere junge Seelen zu finden, die wie er von ihrer Verzweiflung beinahe vernichtet wurden, damit sie geprüft und dem Orden zugefügt werden konnten. Eldred hat die schwarzen, glatten Haare und die dunklen Augen seiner walisischen Väter, ebenso den vollen, dunklen Bart der sein Gesicht verdeckt. Nur die Nase, welche platt und krumm sein Gesicht dominiert weist darauf hin das dieser Mann es nicht immer im Leben leicht hatte.
Eldred verzweifelt daran das der Orden scheinbar kurz davor ist, an den Nähten auseinander zu brechen. Die Häuser sind zu dieser Zeit so sehr unter einander zerstritten das man kaum glauben mag das es sich beim Orden um eine Tradition handeln muss. Immer häufiger hält der Lehrer Schüler zurück die an den Orden gehen sollte, um sie selbst zu erwecken und unterrichten. Seine Brüder im Orden würden ihn dafür einen Verräter nennen, wenn sie es wüssten, aber er glaubt, nur so den Orden stärken zu können.
Jonathan Merriman, Babbages Jünger
(Analytical Reckoners)
Damit die Ideen großer Männer Früchte tragen können muss es geringere Männer geben, die das Wachsen ermöglichen. So sieht es zumindest Jonathan Merriman. Ursprünglich als Handwerker durch die Difference Engineers rekrutiert und ausgebildet worden um an einer der Versionen von Babbages Differenzialmaschine zu arbeiten stellte sich bald heraus das sein Talent eher im Verwalten und in der Auswertung von Daten lag, so das er nach der Umstrukturierung zu den Analytical Reckoners zur Administration befördert wurden. Für die uneingeweihten ist Merriman ein einfacher Bürokrat auf mittlerer Ebene in der Regierung Ihrer Majestät, aber diejenigen, die über die inneren Vorgänge des Ordens der Vernunft bescheit wissen erwarten das bei der kommenden Neuordnung Merriman weiter die Leiter hinaufrutschen wird.
Auf dem ersten Blick würde man Merriman eher für einen Offizier der Royal Army halten – großgewachsen, breite Schultern, sauber gestutzter dunkler Bart und eine aufrechte Haltung. Doch hinter den hellen blauen Augen ruht ein feiner, analytischer Verstand. Nur eines ist dieser Verwalter nicht – Leise. Selbst in delikaten Verhandlungen und geheimen Unterredungen brüllt dieser Mann, als sei er Ausbilder auf dem Exerzierplatz. Es gibt nur zwei Personen die Merriman dazu bringen können, leise zu sein – Königin Victoria höchst selbst, und seine Frau, eine erfolgreiche Æsculpian.
Nur wenige Reckoners – und niemand außerhalb der Convention außer seine Frau – wissen, das der echte Jonathan Merriman vor fünfzehn Jahren verschwand. Das Wesen, welches sich als John Merriman bezeichnet ist in Wirklichkeit ein verzweifeltes Experiment, ein von den Æsculpians gezüchteter Homunkulus, mit einer von den Reckoners konstruierten Simulation der Persönlichkeit des echten Merrimans. Was mit dem Original passiert ist bleibt ein Rätsel.
Father Trevor Hughes, widerstrebender Beichtvater
(Celestial Chorus)
Father Hughes findet sich seid einem Jahr in einer höchst gefährlichen Position – der anglikanische Vikar, welcher einer kleinen Gemeinde in Hackney vorsteht, der Beichtvater von Sir Mortimer Stafford, einem führenden Mitglied des Invisible Exchequer, und einem hohen Vertreter des Ordens der Vernunft. Besonders bedrohlich ist diese Situation vor allem dadurch, das Hughes einer der drei Bischöfe des Celestial Chorus ist, die im Namen ihrer Tradition über die größte Stadt Europas wachen. Der Vikar ist hin und her gerissen zwischen der Möglichkeit, einen der wichtigsten Vertreter des Feindes zu beeinflussen, und der Gefahr die ihm und seinen Traditionsgeschwistern droht wenn sein prominenter Gläubiger seine Tarnung durchschaut.
Father Hughes ist ein nervöser Mann, dem das fortschreitende Alter langsam aber sich zusetzt. Vor Natur aus schon nervös und leicht zu erschrecken, ein Verhalten das durch seine derzeitige Situation nur noch verstärkt worden ist und ihn an den Rand der Paranoia geschoben hat. Sein weißes Haar bedeckt nur noch dürftig seinen Schädel, der immer deutlicher durch seine Haut erkennbar wird. Hughes hätte theoretisch durch seine Magie die Möglichkeit, seinen Körper gesunden zu lassen, aber der alternde Magus hat schon mehrfach betont das er sich darauf vorbereitet, seinem Schöpfer entgegenzutreten.
Es ist nicht bloße Paranoia die dem Gesundheitszustand des Vikars zu schaffen macht – er rutscht immer häufiger in einen Zustand des Quiet ab, und es fällt ihm immer schwieriger sich davon zu lösen. Father Hughes fürchtet was passieren mag wenn er sich eines nicht all zu fernen Tages gar nicht mehr aus diesem Zustand befreien kann, eine Furcht die natürlich die Situation noch weiter vorantreibt. Sollte er in Anwesenheit von Sir Mortimer Maraud werden, so kann das nur schreckliche Folgen für seine Tradition haben.
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