Ein Magier auf Abwegen – Teil 9
Erste Probleme
Es hat leicht zu regnen begonnen und durch das Fenster konnte ich einen großen Warunker mit einer jungen Frau, in einen Mantel gehüllt darauf, zum Haus gallopieren sehen. Wahrscheinlich war es gesuchte Maga.
Mit Pferd durch die Stadt? Wie… exotisch.
Ich klappte das Buch zu und legte die Sachen auf dem Tisch etwas ordentlicher.
Schon hörte man aus dem Eingangsbereich die Stimme der Maga und die Tür zu dem Zimmer in dem ich mich befand wurde geöffnet. Mit blassem Gesicht, sie wirkte irgendwie geschafft, betrat sie den Raum. Hinter ihr betrat der Hausdiener das Zimmer, eine Karaffe mit warmem Wein auf den Händen. Der tropfende Mantel wurde ihr abgenommen und dann setzte sie sich zu mir. “Geschafft, die Arbeiten sind fast vollständig erledigt.”
Ich erhob mich natürlich sobald sie den Raum betrat. Höflichkeit schadet nie…
Und wartete bis sie sich gesetzt hatte.
“Und was fehlt noch?”
“Natürlich das wichtigste.” Sie seufzte leicht und trank den Wein in einem Zug leer. “Die Opfer, niemand weiß wo sie untergebracht wurden. Ich hoffe für unser aller Wohl, dass die Opfer bis zum Zeitpunkt gefunden und zum Friedhof gebracht wurden.” Sie schaute dann auf. “Und, hat euch das Buch geholfen?”
“Wie?” Ich blickte sie erstaunt an.
“Wer hat sie denn untergebracht?”
“Dieser seltsame Schelm von Galotta.” Sie schüttelte den Kopf. “Heute Morgen war alles wunderbar und jetzt bekomme ich eine solche Antwort.”
“Und das wollt ihr durchgehen lassen?” fragte ich sie dann mit leicht schief gehaltenem Kopf.
“Aber… eigentlich geht mich das ja nichts an… und ja ich habe gelesen.. konnte aber nichts wirklich neues entdecken, was ich noch nicht gelesen hatte.”
Sie nickte leicht abwesend, warf etwas hilflos die Hände hoch. “Galotta hält seine Hand über den Schelm, wieder einmal nervige Streitereien.” Sie wischte den Einwand beiseite. “Ansonsten müssen wir auf die Stadtbevölkerung zurück greifen.”
“Sollten ja noch genügend vor Ort sein, oder?” fragte ich und warf einen Blick in die Dunkelheit vor dem Fenster. “Die Stadt hatte sich doch ergeben, nicht wahr?”
Sie nickte. “Teilweise, es gab einige kurze Straßenschlachten, wie fast immer. ” Sie nippte an ihrem neu gebrachten Wein. “Trotzdem, unter den Opfern waren einige magische und sehr potente. Nicht leicht zu ersetzten.”
“Selber schuld, wenn sie sich auf die Verliererseite stellen oder dumm genug sind sich vom Mob erschlagen zu lassen. Dann sind sie es eh nicht Wert weiter erwähnt zu werden.
“Und wir warten jetzt bis… was passiert?” Ich drehte mich wieder zu ihr um und schaute sie fragend an.
“Wir warten gar nicht. Ich entspanne jetzt das letzte halbe Wassermass und dann werden wir zum Friedhof aufbrechen. Bis dahin sollte Kunde vom Schelm kommen.”
“Gut… dann werde ich mal warten bis ihr soweit seit.” Ich setzte mich wieder hin.
Sie nickte leicht. “Ich werde euch ein Pferd holen lassen und Bescheid geben wenn wir los reiten.” Damit ging sie zur Tür.
“Fein,” antwortete ich mehr zu mir selbst und schaute wieder aus dem Fenster. Offensichtlich wollte sie sich ja nicht mit mir unterhalten.
“Möchtet ihr auch noch etwas zur Stärkung?” Fragte sie unvermittelt
“Nein, danke. Ich hatte vorhin schon etwas zu essen und benötige nicht so viel,” antwortete ich und wendete meinen Blick langsam wieder ihr zu. “Ich glaube es war recht annehmbar.”
“Das freut mich. Es ist schwer gutes Essen bei einem Feldzug zu bekommen, besonders wenn die meisten Leute nur schales Bier und stickende Suppe wollen.” Sie schüttelte sich.
“Wollen?” Ich verzog eine Augenbraue. “Ich glaub sie können einfach nicht anders…”
“Ich gebe mich mit solchen Person nur dann ab, wenn es nicht anders geht. Zum Glück tritt dies seltener ein.”
“Hmmm.” erwiderte ich.
“Sie haben einfach keinen Stil.”
“Und schockierenderweise, verlieren andere Menschen ihren Stil sehr schnell in dieser Umgebung.” Schnaubte die Maga aus, blickte dann auf. “Müsst ihr noch irgendetwas vorbereiten? Gewand, Schuhwerk?”
Ich schaute langsam an mir herunter, ein bisschen so, wie jemand der sich zum ersten mal betrachtete und schüttelte dann den Kopf bevor ich sie wieder anblickte.
“Nein… ich denke das wird wunderbar so funktionieren.”
Sie nickte und erhob sich dann. “Ich denke wir brechen am besten jetzt auf.” Sagte sie, sehr ruhig auf einmal und ging zur Tür.
Wie, kein Essen mehr? Warum hat sie dann überhaupt gefragt?
“Wenn ihr meint,” antwortete ich und erhob mich ebenfalls.
Sie öffnete die Tür und trat in die Eingangshalle zurück. “Viel Glück.” Kicherte das blonde Mädchen neben mir. “Diese Aktion will ich mir an sich nicht entgehen lassen, aber da müssen wir beide sehr vorsichtig sein.”
Ich lief einfach hinterher, nickte im Geiste aber der Aussage des Mädchens zu.
Das Mädchen murmelte etwas von Langweiler und folgte mir dann. Der ältere Herr reichte der Magierin gerade Mantel und Stab. Die Tür in die Nacht war geöffnet und das rhythmische Platschen von regen ertönte deutlich hörbar.
Warum muss es immer regnen, wenn sowas ansteht…
Ich seufzte laut und lief hinter ihr her in den Regen hinaus.
Kommentar hinterlassen