Ein Magier auf Abwegen – Teil 8
Ein Buch und ein Abendessen
Auch sie schnaubte genervt aus und schloss die Tür geräuschvoll. „So hatte ich mir die Zusammenarbeit zwischen euch nicht vorgestellt.“ Ertönte die Stimme des dunkelhaarigen Mädchens, dass nun dort sitzt wo eben die Magierin saß.
„Was kann ich denn dafür wenn sie es nicht versteht?“ antwortete ich schnippisch.
Das Mädchen deutet auf mich. „Was du dafür kannst. Natürlich gar nichts. Du bist das arme, kleine, hilflose, unschuldige, suchende Hascherle.“ Sie verdrehte sie die Augen und grinste dann eisig. „Du wirst heute Abend an diesem Ritual Teil nehmen. Ansonsten müssten wir doch etwas unangenehmer werden. Dieses Ritual ist einer der ersten Grundbausteine. Also Hophop. Denk dir eine Entschuldigung für diese Frau aus.“
„Du kannst mich hier nicht herum kommandieren, wie es dir gerade passt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir vermutlich besser dran wären, wenn das heute schief laufen würde,“ entgegnete ich.
„Da bist du dir sicher?“ Lachte sie und ihre Gestalt begann zu verblassen. Nur ihr Lachen hallte kurz nach, wie auch ein plötzlicher Schwall kalter Luft, der durch den Raum fegte.
„Natürlich nicht. Ich bin schließlich nicht allwissend… nur recht clever…“ murmelte ich zu mir selbst.
Nur einige Minuten später trat der ehemalige Besitzer des Hauses in den Raum und brachte ein Buch mit. „Die Herrin sagte ich soll euch dies bringen.“ Erklärte er und legte es auf den Tisch. „Irgendwelche Erfrischungen oder etwas zu essen?“
„Hmm…. ja jetzt wo ihr es erwähnt. Wäre nett, wenn ich was zu essen haben könnte.“
Ich schaute allerdings mehr auf das Buch, als auf ihn.
Es war ein in dunkles Leder gebundenes Buch, fast ein Foliant von der Größe, aber recht dünn für einen solchen. Von den Möglichkeiten der gemeinsamen Magie, stand in schwungvollen Lettern auf dem Einband. „Darf es etwas bestimmtes sein, gelehrter Herr.“ Fragte der ältere Mann dann.
„Ähm..“ Es fiel mir schwer mich auf die Frage anstatt auf das Buch zu konzentrieren und nur mit Mühe riß ich mich vom Anblick des Buches los um den Mann zu fixieren. „Bestimmtes? Ach ja, Essen… was habt ihr denn anzubieten?“
„Suppen, einmal vom Rind und zum anderen aus Tomaten. Als Hauptgericht gibt es ein Spanferkel oder mit Quark gefüllte Kartoffeln und vielleicht etwas Sahne mit karamelisiertem Zucker als Nachtisch.“ Zählte er etwas plump auf.
„Ja, ja.“ Ich hatte mich gedanklich schon wieder dem Buch zugewandt.
Der Herr seufzte und verließ dann den Raum wieder.
Ich schlug das Buch auf und begann darin zu blättern.
Es schien eine wissenschaftliche und hoch komplexe Abhandlung über Rituale und Zaubermöglichkeiten zu sein, die ein einzelner Magier nicht allein schaffen kann. Insgesamt stammte dieses Buch aus einer sehr fähigen oder erfahrenen Hand.
Ich suchte mir eine passende Seite und fing an zu lesen.
Relativ schnell fanden sich dann auch die interessanten Seiten, wo eine detaillierte und sehr gute Beschreibung und Wirkung des Unitatio stand. Sogar Hilfsmittel und auch Variationen unter anderem auch mit anderen Repräsentationen des Zaubers waren im Buch zu finden.
Ich blätterte und las weiter in dem Buch bis mein Essen kam.
Jenes erschien in Form eines Aufbaufs auf einem Tablett, das von dem Herren getragen wird. „Guten Appetit, der Herr.“ Sagte er formal.
„Werden wir ja sehen“, murmelte ich, während ich meinen Blick ganz kurz von der Seite abwandte um auf den Teller zu sehen.
Der ehemalige Hausherr zog die silbernen Wärmehauben ab und sofort erfüllt ein angenehmer Essensgeruch den Raum. Das Essen sah recht gut aus, auch wenn man zu friedlicheren Zeiten hier sicherlich noch um Längen besseres hätte servieren könnte.
Ich schob das Buch mit einem unwilligen Laut zur Seite und ließ ihn den Teller vor mich stellen, so dass ich essen konnte und gleichzeitig weiter lesen. Musste ich nur aufpassen, dass nichts runter fiel.
Das Essen war essbar, nichts besonders, und für mich ja sowieso nicht mehr sonderlich interessant. Nach einiger Zeit öffnete sich dann wieder die Tür und der Hausherr trat ins Zimmer. „Kann ich euch sonst noch etwas bringen, gelehrter Herr?“ Fragte er höflich.
Ich schaute nicht auf. „Zum Beispiel?“
Es folgte eine kurze Pause. „Einen Wein? Vielleicht neue Gewänder.“ Sagte er dann langsam.
Ich verharrte einen Moment in meiner Bewegung.
„Äh… nein.“
„Dann werde ich euch bis zum Abend nicht weiter stören.“ Sagte er dann und ich hörte Schritte und dass die Tür geschlossen wurde.
„Ja, ja..“ murmelte ich ihm hinterher und versuchte weiterhin das Kunststück zu meistern gleichzeitig zu lesen und zu essen.
Das Buch war fachlich sehr komplex und ehe man sich versah, dämmerte es bereits.
Hmm… wollte die nicht wiederkommen? Irgendwie wird es schon echt spät.
Ich schaute ein bisschen durch die Fenster nach draußen. Ewig konnte man ja auch nicht lesen.
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