Ein Magier auf Abwegen – Teil 4
Fast eine Anwerbung
Langsam brachten mich meine Schritte zur größtenteils zerstörten Mauer um die Stadt. Diese auch durch das noch intakte Tor zu verlassen stellte keinerlei Problem da. Einige herunter gekommene Gestalten musterten mich zwar etwas genauer, reagierten aber sonst nicht auf mein Erscheinen. Dann tauchte ich auch schon in die zweite Stadt ein, hunderte von Zelten und behelfsmäßigen Hütten warten überall zu sehen.
Die Männer hier waren anfangs noch heruntergekommener als selbst die Gestalten am Tor, doch dann war der typische Pferdegeruch in der Luft und glänzender Stahl blinkte mir entgegen.
Fein…
Ich wanderte weiter durch das Lager, betont lässig und beherrscht auf der Suche nach einem Zelt in dem Bürger aus der Stadt, ob freiwillig oder nicht, in die Armee aufgenommen werden.
Das gesuchte Zelt für Freiwillige war dann auch schnell gefunden. An die 20 Leute standen vor mir in einer diffusen Reihe und warteten darauf von einem falkenäugigen Mann begutachtet und eingeteilt zu werden. Auffällig war eine grauweiß-haarige Frau, die neben dem Tisch stand und sich dort leise mit einem Paktierer des Thargunithot unterhielt. Sie selbst trug die typisch graue Magierrobe und ein langer kohlrabenschwarzer Stab ruhte in ihrer rechten Hand. Sie schienen sich über irgendetwas uneins zu sein.
Ich stellte mich geduldig in die Reihe im Grunde fest davon überzeugt, dass sie eh nicht erkennen würden worum es mir eigentlich ging… und immerhin, falls sie fragen sollten, es wäre nicht gelogen, wenn ich sagte, dass ich in ihre Reihen aufgenommen werden möchte.
Ich wartete sicherlich einige Minuten und die Reihe schrumpfte nur sehr sehr langsam. Der Paktierer und die Magierin schienen sich mehr und mehr zu streiten, bis sie dann plötzlich abwinkte und da ich inzwischen näher dran war, konnte ich ihre bisher am lautesten gesprochenen Worte verstehen. „Dann lassen wir den Herren darüber entscheiden. Er will noch weit vor Sonnenuntergang in der Stadt weilen und das Ritual beginnen.“
Sie ließ den Mann einfach stehen, der ihr mit bösem Blick nachschaut und irgendwo her meinte ich nun sie zu erkennen, doch links von mir murmelte jemand. „Du kannst weiter gehen, Träumer.“
Ich warf dem Störenfried einen bösen Blick zu und bewegte mich dann einen Schritt weiter nach vorne, mit dem vergeblichen Versuch beide Personen im Auge zu behalten und so konzentrierte ich mich letztlich auf die nähere.
Der böse Störenfried war ein blondes Mädchen, dass mir durchaus bekannt war, die helle Version trug ein einfaches, schlichtes Kleidchen und grinste mich spöttisch von der Seite an. „Hophop, du willst dich doch melden.“ Die Stimme von ihr klang wie die eines älteren Mannes, als auch sie einen Schritt vor machte. Außer mir schien mal wieder niemand das Kind zu sehen.
Fein…Wir werden uns nicht wie ein Irrer aufführen und zu nicht sichtbaren Personen sprechen. Genau…
Ich versuchte sie hauptsächlich zu ignorieren. Hatte bisher ganz gut funktioniert.
„Und hör gefälligst auf mit einer anderen Stimme zu sprechen,“ flüsterte ich insgeheim.
Das Mädchen kicherte leicht mit einer Stimme, die man erwarten würde. „Du solltest dir den Himmel anschauen, hier baut sich was ganz wuuuuuundervolles zusammen,“ plauderte sie selbstgefällig drauf los, wirkte aber kurz enttäuscht, dass ich versucht sie zu ignorieren. In der Zwischenzeit waren nur noch 5 Leute vor mir in der Schlage.
Ich wandte meine Blick unbedacht nach oben.
„Was meinst du denn? Und viel eher… sind wir dafür oder dagegen?“ flüsterte ich zurück.
Der Himmel über mir war bewölkt, ab und an schmierte etwas blau durch das diesige Grau, aber keinerlei Auffälligkeiten. „Ach, doch nicht so, Dummerchen. Nutze deinen Gaben.“ Sie grinste breit. „Ich bin einfach ohne Meinung, mir ist es egal, du bist bestimmt dagegen und meine Schwester ist dafür.“ Sie lachte vergnügt auf.
Hilfreich wie immer. Ich wendete trotzdem einen Odem an. Leise natürlich.
Schnell erkannte ich was das Mädchen meinte. Mit dem Odem nur als rote Linien zu sehen, durchzogen den Himmel, bildeten eine Art Netz und schienen sich irgendwo im Süden der Stadt zu sammeln. Das hier kein Stümper am Werk war, sah ich sofort, aber auch das viel rohe Gewalt für solch ein Gitterwerk notwendig sein musste.
Höchst merkwürdig, aber gut… zuerst das naheliegende.
Ich konzentrierte mich wieder auf die Sache vor mir.
„Mehr kommt da von dir nicht, hmmm,“ schmunzelt das Mädchen, verfiel dann aber auch in Schweigen, als vor mir der letzte Mann weg trat und ich dem Offizier gegenüber stand. “ Name?“ fragte er mich mit gelangweilter Stimme.
„Iribaan Van,“ antwortete ich mehr oder weniger abgelenkt durch das Mädchen.
„Ein sehr einfallsreicher Name, nicht?“ Fragte das Mädchen den Offizier, der aber nicht auf sie reagierte, sondern nur dem Schreiberling zunickte.
„Irgendwelche Waffenerfahrungen?“ Fragte er, ohne mich groß anzuschauen.
„Schscht,“ murmelte ich leise.
„Waffenerfahrungen? Außerhalb oder innerhalb… und ich bitte euch. Warum sollte ein Magier Waffenerfahrung haben, hmm? Oder seh ich etwa aus wie einer eurer Söldner?“ warf ich dem Mann dann entgegen.
Erst jetzt schaute der Offizier auf und musterte mich genauer. “ Na toll, n Rumfuchtler.“ Murmelte er genervt, brüllte dann lauter. „Hey, Herodan, hier, kümmere dich mal um den.“ Der Paktierer, den ein starker Hauch von Verwesung umgab drehte sich langsam um, mustert abfällig den Offizier und dann mich. Er winkte mir zu ihm zu kommen.
Toll… vielleicht sollte ich ihm demonstrieren… lieber nicht.
Ich geh hinüber, warf dem Mann vor mir aber noch einen Blick zu der ihm hoffentlich verständlich machte, was er da besser nicht gesagt hätte.
Er schien aber auch den Blick nicht zu verstehen, verdrehte mir gegenüber nur die Augen und wendete sich dem nächsten zu. „Herodan mein Name,“ sagte der Mann vor mir, blass war sein Gesicht, die Haut wirkte pergamentartig, die Augen lagen tief in den Höhlen und der Geruch nach verwesendem Fleisch war jetzt sehr deutlich zu riechen. „Ihr seit also Magier. Ein ausgebildeter?“
„Nein, ich hab nur so zu Spaß ein Siegel und trag ne Robe,“ antwortete ich sarkastisch. Was nen Trottel…
Der Mann lächelte kühl. „Leute tragen hier eine Robe und ein Siegel, meistens Scharlatane, dumme Hexen oder Dilettanten, deshalb würde ich mir gern eure Sigel einmal genauer betrachten.“ Er musterte das Siegel auf meiner Stirn genauer. „Solltet ihr sein was ihr seit, verzeiht diesen Umgang, Amasa wird euch sicherlich mit sanfteren Handschuhen anfassen.“ Leichte Ironie schwang in der Stimme mit.
Ich lächelte säuerlich. „Ja sicher.“ Und schaute mich dann um. „Und wo bitte ist besagte Dame?“
Er nickte nachdem er mein Siegel in Augenschein genommen hat. „Sie ist gerade losgegangen. Wenn ihr lauft, holt ihr sie vielleicht noch am Stadttor ein,“ grinst er dann leicht süffisant zu mir.
„Das werde ich nicht. Also tut ihr besser daran mir zu sagen, wo ich sie sonst finden kann…“ Ich ließ offen was passieren würde, falls eine unbefriedigende Aussage zurück kam.
Der Mann lächelte nur leicht. „Irgendwo in der Stadt, sie ist hier die rechte Hand von Galotta, woher soll ich also wissen wo sie genau ist. Und, nebenbei, Drohungen von Fremden kommen meist nicht sonderlich gut an, also verzieh dich einfach.“
Ich blieb stehen. „Es wäre überaus praktisch zu wissen wonach ich suchen sollte.“ Nicht, das ich nicht einfach so hinter der Spur hinterher laufen könnte, aber warum…
„Hast du die Frau eben nicht gesehen?“ Fragte der Mann plötzlich recht barsch und das blonde Mädchen schaltete sich auch direkt wieder ein. „Du solltest einfach losgehen, sie findet dich.“ Grinste sie mich breit an.
Ich schnaubte einmal heftig und drehte mich dann wortlos um. Was erlaubte er sich eigentlich… na er wird schon noch sehen was er davon hat. Dann eben anders.
Ich ging zurück in die Richtung aus der ich gekommen war.
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