Die Geister des Landes – Gesichtslos

Ein Jugendroman von Judith C. Vogt

Nachdem die vier Oberstufenschüler Gregor, Edi, Dora und Fiona im letzten Band in einem harten Kampf die Urfey vor den Männern ohne Gesicht retten konnten, ist erst einmal Ruhe eingekehrt in der Eifel. Verräterische Ruhe, denn die vier sind sich sicher, dass ihre Gegner weiter machen mit dem, was sie angefangen haben und dabei auch weiter Menschen zu Schade kommen werden. Doch Fionas Träume, die bislang eine Möglichkeit waren um die Machenschaften der Männer (und Frauen) aufzudecken, haben aufgehört. Nur ganz selten gelingt es überhaupt noch etwas in der Richtung zu erfahren und auch dann nur mit Hilfe von Medikamenten, was besonders Edi ganz und gar nicht behagt, auch wenn Fiona Gregors Freundin ist. Einer dieser Träume führt die vier zum Moorbachmann, der aber alles andere als erfreut ist und die Clique angreift. Und auch in der Schule bahnt sich Unheil an. Hier in Form eines neuen Referendars, der in Auftreten und Geruch doch sehr demjenigen entspricht, der die Juffern im ersten Band vergewaltigt hat und auch Dora an die Wäsche wollte, welche seitdem den Job der Juffern übernimmt.
Und als wäre das noch nicht genug bahnt sich auch in der Beziehung zwischen Fiona und Gregor Übles an, und als dann noch Pest und Tod zum Tanz bitten und in Aachen die Pestmäuschen umgehen, …

Der etwas holprige Start vom ersten Teil ist in diesem Band längst vergessen und die Handlung setzt ein paar Wochen nach dem Kampf um die Urfey direkt wieder ein. Ein paar Wochen in denen zunächst nichts passiert ist und sich die vier von ihren Erlebnissen ausruhen konnte. Der Leser hingegen wird direkt wieder in die Welt der Eifel, die ja doch ein bisschen anders ist, als man das erwarten würde, geworfen und kann da weiter machen wo er im ersten Band aufgehört hat.
Die Geschichte selbst zieht von ihrem Tempo sehr stark an und das Buch möchte praktisch in einem Rutsch gelesen werden (und dann auch gleich der dritte Teil, auf den die Fans aber wieder einige Zeit warten mussten, denn dieser Teil endet praktisch mitten in der Handlung – nicht mitten in der Szene, wie es bei einem Cliffhanger der Fall wäre, aber doch so, dass man eigentlich eher einen Zweiteiler vor sich hat in dem Band 2+3 eine Einheit bilden).
Die Charaktere selbst sind durch ihre Erlebnisse im ersten Band reifer geworden, es plagen sie aber nach wie vor die Sorgen, die wohl viele Jugendlichen haben. Nämlich ob sie ihr Abi schaffen (das ja nun durch eine böse Firma bedroht wird), Liebesprobleme, Probleme mit den Eltern, etc. aber auch Drogensucht, wenn auch aus anderen Gründen als es wohl normalerweise der Fall ist. Doch auch wenn diese Probleme zur Sprache kommen, spielen sie ob der Gegebenheiten keine besonders große Rolle mehr im Kopf der Vier und wenn man sich den Hintergrund der Autorin anschaut, dann ist dies eben kein „coming of age“ Roman, der nur die Mittel der Phantastik nutzt, sondern wirklich eine phantastische Geschichte.
Einen Minuspunkt gibt es allerdings doch zu verzeichnen: Wenn man nicht aus dem Umfeld der Zielgruppe dieses Buches kommt, hat man es an vielen Stellen schwer. Es werden nicht wenige nur kurze Anspielungen auf Filme, Computerspiele, Internetdinge und natürlich Rollenspiele gemacht und wenn man diese nicht kennt, fühlt man sich doch etwas verloren in der Handlung (zumindest ging es der Mutter der Rezensentin so, die den ersten Band gelesen hat und ihn für zu schräg befand). Wenn man allerdings mit den ganzen Anspielungen mithalten kann, gewinnt das Buch noch einmal mehr, da es so natürlich näher an den eigenen Erfahrungen ist – auch ohne das man jetzt Hinzenmänner, Juffern oder Leute ohne Gesicht gesehen haben muss.
Am Ende des Bandes gibt es wieder ein liebevoll illustriertes Sagen und Mythenverzeichnis in dem die aufgetauchten Wesen noch einmal kurz erklärt werden.
Zum Inhalt der Geschichte selbst soll hier nicht so viel gesagt werden, dass muss der Leser bei Interesse schon selbst machen und mit den vier mit fiebern, wenn es nach Aachen geht – wir wollen hier ja nicht spoilern – auch wenn die Autorin auf FB bekannt gab, Spoiler nicht so schlimm zu finden.
Die Frage danach, ob es wirklich ein Jugendbuch ist, ist wohl nicht so einfach zu beantworten: die Helden sind vom Alter her passend, aber das Thema des Buches, bzw die vielen Anspielungen, sind unter Umständen gar nichts mehr für diese jetzigen Menschen in diesem Alter, sondern eben mehr für die 25-40 jährigen. Aber wenn schon eine Kinderserie für Mädchen bei der Zielgruppe Männer ab 25 landet, dann darf es dieser Roman auch.

Fazit:
Wem der erste Teil gefallen hat, der sollte auf jeden Fall mit diesem hier weiter machen, die Geschichte nimmt gut an Fahrt auf – aber Achtung, der dritte wird dann auch gelesen werden wollen. Wer den ersten band versucht hat und ob seiner etwas spezifischen Zielgruppe nicht gut mithalten konnte, der wird ähnliche Probleme auch in diesem Band haben. Wer noch keinen Band gelesen hat, der sollte allerdings mit dem ersten anfangen, da doch auf vieles in diesem nur in Anmerkungen hingewiesen wird und man sonst einfach ein paar Dinge nicht richtig mitbekommt.

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